| # taz.de -- Streik im Anne Frank Zentrum: Ein „Leuchtturm“ der Branche | |
| > Beschäftigte des Anne Frank Zentrums und anderer Träger aus dem | |
| > Sozialbereich haben am Donnerstag gestreikt. Sie fordern gleiche | |
| > Arbeitsbedingungen. | |
| Bild: Was Möpse mit Tarifstreit zu tun haben? Das wissen wir auch nicht | |
| Berlin taz | Die Geschichte der von den Nazis ermordeten Anne Frank ist | |
| weltberühmt, nicht zuletzt wegen Bildungseinrichtungen wie dem [1][Anne | |
| Frank Zentrum] am Hackeschen Markt. Doch an diesem Morgen herrscht in dem | |
| Museum gähnende Leere. Am Donnerstag haben die Mitarbeiter*innen des | |
| Zentrums zusammen mit etwa 400 Beschäftigten aus dem Sozialbereich | |
| gestreikt: Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen und Pfleger*innen. | |
| Der Anlass des Warnstreiks, für den die Gewerkschaft [2][Verdi] mobilisiert | |
| hat, ist ein lang schwelender Konflikt. Wie viele Angestellte freier Träger | |
| – also gemeinnütziger Organisationen, die soziale Aufgaben im Auftrag des | |
| Staates übernehmen – kritisieren die Streikenden, dass sie unter | |
| schlechteren Bedingungen als ihre direkt beim Land angestellten | |
| Kolleg*innen arbeiten. Zentrale Forderung der Kundgebung ist deshalb die | |
| Angleichung ihrer Verträge an den Tarifvertrag der Länder (TV-L). | |
| Für die Mitarbeiter*innen des Anne Frank Zentrums ist das aber nicht | |
| das einzige Problem. Knapp die Hälfte ihrer Mitarbeiter*innen sind | |
| frei angestellt, arbeiten also ohne festen Vertrag. So wie Mareike | |
| Schäffer. Ihre niedrigeren Löhne und die fehlende Entlohnung langer | |
| Reisezeiten führe insgesamt zu einer Bezahlung unterhalb des Mindestlohns, | |
| kritisiert sie. Dazu würden Jahre der Arbeitserfahrung als freie*r | |
| Mitarbeiter*in nach einer Festanstellung nicht genug berücksichtigt | |
| werden, und auch an betrieblicher Altersvorsorge mangele es. | |
| ## Verhandlungen seit April | |
| Die Aufgabe, die dem Vorstand des Anne Frank Zentrums jetzt zufällt, so | |
| Schäffer, sei es, den Druck der Mitarbeiter*innen auf die nächste | |
| politische Ebene zu bewegen. So soll mehr Geld vom Bund für die | |
| Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen erwirkt werden – denn mangelnde | |
| finanzielle Mittel seien Hauptargument gegen die Forderungen der | |
| Streikenden. | |
| Schon seit April feilschen der Vorstand und Verdi um die Arbeitsbedingungen | |
| der Mitarbeiter*innen des Zentrums. 70 Prozent von ihnen seien | |
| mittlerweile gewerkschaftlich organisiert, erklärt ein Mitarbeiter. Deshalb | |
| ist seitens Verdi von einer Leuchtturmwirkung gewerkschaftlichen | |
| Engagements die Rede, auch für Angestellte anderer Organisationen. Den | |
| gemeinsamen Einsatz möglich gemacht, so Schäffer, hätten regelmäßige | |
| Treffen zwischen den Mitarbeiter*innen des Zentrums, Unterstützung | |
| seitens des Projekts „[3][Haus der Selbstständigen]“ und nicht zuletzt die | |
| Solidarität zwischen Freien und fest Angestellten. | |
| Euphorie wagen die Mitarbeiter*innen angesichts des neu geplanten | |
| Bundeshaushalts trotzdem nicht – um 20 Prozent sollen die Mittel für | |
| politische Bildung gesenkt werden. „In Zeiten antisemitischer Anfeindungen | |
| und rechtsextremer Wahlerfolge bei der politischen Bildung zu kürzen ist | |
| brandgefährlich“, sagt Roman Guski, Mitglied der Verdi-Tarifkommission. | |
| 21 Sep 2023 | |
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| [1] https://www.annefrank.de/ | |
| [2] https://www.verdi.de/ | |
| [3] https://hausderselbststaendigen.info/ | |
| ## AUTOREN | |
| Clara Heuermann | |
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