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# taz.de -- Kanadisch-indische Spannungen: Geheimdienstdiplomatie
> Hat der indische Geheimdienst einen kanadischen Sikh in Kanada ermordet?
> Modi und Trudeau tragen öffentlich einen Konflikt aus, der bisher geheim
> war.
Bild: Die Premierminister Trudeau und Modi beim G-20 Treffen in Indien am 10. S…
Der Vorwurf des kanadischen Premierministers Justin Trudeau an Indiens
Regierung wiegt schwer: Ihr Geheimdienst sei an der Ermordung eines
Sikh-Separatisten mit kanadischem Pass auf kanadischem Boden beteiligt.
Trudeau spricht von einer nicht „hinnehmbaren Verletzung der Soveränität“.
Er fordert Delhi auf, bei der Klärung der Vorwürfe zu kooperieren, ließ
aber zugleich Indiens Geheimdienstkoordinator aus dessen Botschaft in
Ottawa ausweisen. Trudeau hatte den Fall eigenen Worten zufolge schon vor
Kurzem vergeblich beim G20-Gipfel in Delhi gegenüber [1][Indiens
Ministerpräsident Narendra Modi] angesprochen. Trudeaus Problem: Er legte
auch jetzt wieder keine Beweise vor. Indien wies den Vorwurf denn auch
umgehend als „absurd“ zurück.
Sollte Kanada über Beweise verfügen, dürfte es sich wohl vor allem um
sogenannte Geheimdiensterkenntnisse handeln. Die sind aber nicht mit
gerichtsfesten Ermittlungsergebnissen der Polizei zu verwechseln, wie die
kanadische Zeitung The Globe and Mail in einem [2][Kommentar] anmerkt.
## Kanada hatte zuvor die Auslieferung des Opfers abgelehnt
Das gilt umgekehrt aber auch für Indien, das die [3][Sikh-Separatisten] in
Kanada pauschal als „Terroristen und Extremisten“ bezeichnet und damit
indirekt ihre Liquidierung gutheißt. Kanadas Justiz hatte stets die von
Delhi geforderte Auslieferung des jetzigen Mordopfers abgelehnt, weil sie
die von Indien vorgelegten Begründungen nicht für stichhaltig befand.
Es ist richtig, dass die Justiz sich bei Urteilen nicht hauptsächlich auf
kaum überprüfbare Vorwürfe von Geheimdiensten verlässt, die in der Regel
vom Worst Case ausgehen. Wenn Trudeaus Aussagen stimmen, dann hat er
zunächst versucht, den Fall mit seinem Counterpart Narendra Modi
anzusprechen, bevor er jetzt die Vorwürfe öffentlich gemacht hat.
Doch offenbar hatte Modi, der sich bald Wahlen stellen muss, mehr Interesse
an dem jetzigen diplomatischen Schlagabtausch, bei dem er sich als starker
nationaler Führer inszenieren kann. Da ihm Indiens Opposition jetzt
umgehend den Rücken stärkte, scheint sein Kalkül aufzugehen.
20 Sep 2023
## LINKS
[1] /G-20-Gipfel-in-Indien/!5956527
[2] https://www.theglobeandmail.com/politics/article-canada-is-once-more-thrust…
[3] /Kampf-gegen-militante-Separatisten/!5923838
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
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