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# taz.de -- Debatte über Triggerwarnung: Kiezgröße bekennt sich zu Otto
> Der Hamburger Rotlichtgrande Kalle Schwensen findet die Kritik an Otto
> Waalkes abwegig. Dabei ist er selbst wegen Rassismus vor Gericht gezogen.
Bild: Mal empfindlich bei Rassismus und mal nicht: Kiezgröße und Otto-Fan Kal…
Hamburg taz | Karl-Heinz oder auch „Kalle“ Schwensen ist das, was man eine
Hamburger Kiezgröße nennt. In seinem Fall bedeutet das, dass er einen Club
an der [1][Reeperbahn] betrieben hat, dass er die Waffe für den
Auftragsmörder Werner Pinzner besorgt hat und dass er sich, als er
angeschossen auf einer Sanitäterbahre lag, mit Victory-Geste fotografieren
ließ.
Gerade hat sich Schwensen auf Instagram demonstrativ als Fan der Otto-Show
bekannt. [2][Der viel diskutierte Verweis des WDR, dass die Otto-Show
Passagen enthalte „die heute als diskriminierend empfunden werden“], ist
für ihn der Beweis, „dass die öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten
völlig durchgeknallt sind und fern jeglicher Realität! Ich lachte vor 50
Jahren herzhaft über Ottos Sketche und ich lache auch heute noch darüber.“
Kalle Schwensen, der demnächst 70 wird, bezeichnet sich selbst als
öffentliche Figur, und liest man Interviews von ihm, so sieht er sich
selbst als Elder Statesman des Rotlichts, ein Mann, dessen Urteil
unverstellt von Befindlichkeiten beglaubigt wird durch das, was man
pauschal Lebenserfahrung nennt und worunter, genau betrachtet, alles und
nichts fällt.
Schwensen weiß, mit welchen Details er die Leser:innen packt, und so
erfahren sie in einem Interview mit t-online, dass er nur drei bis vier
Stunden pro Nacht schläft, dann eine halbe Stunde badet, was weiteren
Schlaf ersetzt. Deshalb, so Schwensen, „kann ich mich zum Beispiel nachts
hinsetzen und alle möglichen Medien lesen. Und bilde mir aus all den
Informationen eine eigene Meinung. Ganz anders als ein Normalbürger. Der
hat seinen Acht-Stunden-Arbeitstag, Stress, Familie und Hobbys.“
## Im Dunstkreis von Querdenkern und AfD
Schwensen hat sich davon unbehelligt Meinungen gebildet, die gelegentlich
im Dunstkreis dessen liegen, was die Querdenkerszene oder die AfD von sich
gibt. Auf [3][seinem Instagram-Account] schreibt er, dass die „westlichen
Politiker und Medien“ im Ukraine-Krieg „eine verlogene Kriegs-Propaganda,
wie einst Hitler und Goebbels“, betrieben. Wolodimir Selenski ist für ihn
„der faschistische Diktator“. Daneben organisiert er Spendenaktionen „für
Personen, die wegen beherzten Aktionen gegen die chaotischen Straßen-Kleber
juristische Hilfe benötigen“.
All das mag man, anders als seine 5.410 Follower, trübe finden,
ungewöhnlich ist es nicht. Aber sein Gebell gegen den WDR ist interessant,
weil Schwensen selbst seit 2007 Zeitungen und Blogs abmahnen lässt, die
eine Bezeichnung für ihn verwenden, die er als rassistisch empfindet. Mit
der taz ging er vor Gericht, weil sie nicht auch ältere Texte mit dem
Begriff aus dem Archiv löschen wollte – und bekam recht.
Nun bekennt Schwensen sich dazu, Fan einer Show zu sein, in der ein
gebrochen Deutsch sprechender Schwarzer als Haussklave angeheuert wird. Die
Frage, ob das nun ironisch gebrochen ist oder nicht, beschäftigt derzeit
die Kommentarspalten in hohem Maß. Sicher ist, dass es Schwarze in
Deutschland gibt, die die Show als rassistisch ablehnen. Schwensen schreibt
in seiner Otto-Hymne: „Wenn ich deshalb ein Fan von diskriminierender
Sprache und Haltung sein soll, dann bekenne ich mich mit Stolz dazu.“
25 Aug 2023
## LINKS
[1] /Interview-mit-Hamburger-Kiez-Wirtin/!5707764
[2] /Triggerwarnung-fuer-Otto/!5950960
[3] https://www.instagram.com/kalle.schwensen/
## AUTOREN
Friederike Gräff
## TAGS
Hamburg
Triggerwarnung
Humor
Schwerpunkt Rassismus
Diskriminierung
Humor
Schwerpunkt Rassismus
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