Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Fifa-Chefin ohne Macht: Letzte Selfies
> Fatma Samoura hört dieses Jahr als Fifa-Generalsekretärin auf. Die
> eigentlich mächtigste Person im Fußball hat kaum Spuren hinterlassen im
> Verband.
Bild: Neu in Fatma Samouras Promisammlung: Neuseelands Premier Chris Hipkins mi…
Die Reise durch die Austragungsorte dieser WM ist die letzte große Tournee
von Fatma Samoura. Ende des Jahre scheidet sie aus dem Amt der
Generalsekretärin des Internationalen Fußballverbands aus. Bis dahin wird
sie auf ihrem Twitter/X-Account noch viele Bilder stellen mit weniger
wichtigen, wichtigen und ganz wichtigen Persönlichkeiten aus Sport und
Politik.
Diese VIP-Fotosammlung, zu der sie in Australien derzeit etliche Bilder
hinzufügt, wird vielleicht das einzige Vermächtnis sein, das sie
hinterlässt, wenn sie aus der Führung des Weltverbands ausscheidet. Was sie
für den Fußball bewirkt hat, welche Rolle sie in der Führung des
Weltverbands gespielt hat, lässt sich kaum sagen. So viele Fotos sie auf
den Ehrentribünen der WM-Stadien dieser Welt gemacht hat, so wenig Spuren
hat sie im Fußball hinterlassen.
Als die frühere UN-Funktionärin aus dem Senegal im Mai 2016 vom frisch
gewählten [1][Fifa-Präsidenten Gianni Infantino] als Generalsekretärin
vorgestellt worden ist, staunte die Fachwelt nicht schlecht. Die von den
[2][Skandalen der Ära Blatter] erschütterte Fifa hatte sich neue Statuten
gegeben. Demnach sollte die Generalsekretärin fürderhin die Geschäfte
führen, der Präsident vor allem repräsentieren.
Die mächtigste Person im Internationalen Fußballverband war plötzlich eine
Schwarze Frau. Infantino, bei dem sich Samoura, wie sie es selbst erzählt,
mit einer E-Mail beworben hat, präsentierte seine neue Generalsekretärin
voller Stolz als das neue Gesicht einer neuen Fifa-Kultur. Doch bald wurde
klar, dass nicht sie das Sagen im Verband hat, sondern der Präsident. Und
so begann Samouras seit über sieben Jahren währende Selfie-Show auf
X/Twitter.
## Inspirierende Treffen
Den Männerfußball organisierte sich Infantino weitgehend nach seinen
Vorstellungen, und für das Spiel der Frauen nahm Samoura die Rolle der
großen Fürsprecherin im Verband ein. Ihre Grußworte bei
Verbandsversammlungen oder internationalen Kongressen waren immer geprägt
von der Forderung nach einer größeren Rolle von Frauen im Fußball – ob auf
dem Platz oder in den Verbänden.
Am Mittwoch sprach sie auf dem „Power of Her“-Symposium in Adelaide, um zu
sagen, wie gut alles beim Weltverband läuft, „was wir alles getan haben bei
der Fifa, um einen Wandel ins Positive zu erreichen“, der beispielhaft sein
könne für jeden Industriebereich, der den Willen habe, Frauen zu
ermächtigen. Es sei ein Privileg, auf dem Symposium sprechen zu dürfen,
postete sie auf X/Twitter.
Sie selbst zeichnet all die Treffen und Gespräche mit ehemaligen
Spielerinnen, Sportministern, Botschaftern, Staatschefs, Spielerinnen oder
Schiedsrichterinnen immer in den schillerndsten Farben. Sie lebt in einer
Welt, in der alles „wundervoll“, „inspirierend“, „großartig“,
„bemerkenswert“ oder gleich „fantastisch“ ist.
Fragen von Journalistinnen hat sie sich so gut wie nie gestellt. So musste
sich auch keine kritischen Fragen beantworten, als sie im Februar 2020 nach
einem halben Jahr ihren Posten als „Generaldelegierte“ für den
afrikanischen Fußball abgeben musste. Als solche war sie von der Fifa noch
Kairo geschickt worden, um den als korrupt geltenden afrikanischen
Kontinentalverband CAF neu zu strukturieren. Samouras vielleicht einzige
echte exekutive Aufgabe im Fußball endete im Desaster. Nachdem ein Vertrag
über Medienrechte für den Afrika-Cup geplatzt war, wurde sie von den
Afrikanern zurück an den Fifa-Sitz nach Zürich geschickt.
In besonders schlechter Erinnerung haben kritische Beobachterinnen der
Menschenrechtslage am Persischen Golf ihre Auftritte rund um die Männer-WM
in Katar in Erinnerung. In Anspielung auf die homophobe Gesetzgebung im
Land [3][spricht sie in einem Video] von Katar als einer „konservativen
Gesellschaft“, wie es sie auch in ihrer Heimat Senegal gebe. Und sonst?
„Das Essen ist großartig. Der Tee ist wunderbar. Und wenn man entlang der
wunderschönen Corniche geht, sieht man etwas, was man noch nie zuvor
gesehen hat. Zauber, Licht, Gerüche, Lächeln.“ Einfach fantastisch.
9 Aug 2023
## LINKS
[1] /Infantino-als-Queer-Aktivist/!5947790
[2] /Beckenbauer-und-WM-Vergabe-2018/22/!5422032
[3] https://www.youtube.com/watch?v=WAPXKpuqFQg
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Frauen-Fußball-WM 2023
Fifa
Gianni Infantino
Frauen-Fußball-WM 2023
Frauen-WM 2019
Fifa
## ARTIKEL ZUM THEMA
Infantino als Queer-Aktivist: Der Tausendsassa
Fifa-Präsident Infantino betreibt zum Machterhalt während der WM
Inselhopping in Ozeanien. Nebenbei gibt er sich als Aktivist für die
LGBTQ-Community.
#MeToo beim Fußball: Leider kein Safe Space
Das Machoreich des Weltfußballs blieb viel zu lange verschont von der
#MeToo-Debatte. Das gilt auch für den Frauenfußball.
Beckenbauer und WM-Vergabe 2018/22: Kaiser der Korruptionäre
Der Garcia-Report zur Vergabe der WM-Turniere nach Russland und Katar ist
öffentlich. Franz Beckenbauer ist der Star darin. Hier die schönsten
Stellen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.