Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Autolobby und Letzte Generation auf IAA: Einladung mit Haken
> Der Verband der Autoindustrie hat Klima-Aktivist*innen aufgefordert,
> sich an der Automobilausstellung zu beteiligen. Was nun?
Bild: Protest gegen die IAA im September 2021
Hamburg taz | Der Kapitalismus ist dafür bekannt, seine Kritiker*innen
zu vereinnahmen. So könnte man auch das Angebot der [1][Internationalen
Automobilausstellung (IAA)] an die Letzte Generation verstehen: Der Verband
der Automobilindustrie (VDA), der die Messe ausrichtet, hat die Letzte
Generation eingeladen, sich mit einem Stand zu beteiligen. Die IAA 2023,
die keine Automesse mehr sein will, sondern eine Mobilitätsmesse, findet
von 5. bis zum 10. September in München statt.
Der VDA-Sprecher Simon Schütz bestätigte die Einladung gegenüber der taz,
wollte sich zu den Gründen aber nicht äußern, solange die Letzte Generation
nicht eindeutig zu- oder abgesagt habe. Gegenüber der taz äußerte sich die
Sprecherin der Letzten Generation, Carla Rochel, ablehnend auf die
Einladung.
„Die IAA stand in den vergangenen Jahren vor allem für [2][Einschränkungen
der Presse- und Versammlungsfreiheit] anstatt für die mutige Verkehrswende,
die wir so dringend brauchen“, sagte sie. Dadurch, dass die Bundesregierung
so einfache Maßnahmen wie ein Tempolimit verschleppe, werde das Leben
kommender Generationen weiter mit Füßen getreten. „Es ist zynisch, dass der
Autoverkehr in Deutschland immer noch besser geschützt wird als unser
Überleben“, sagte Rochel.
In der Tat würde es die Letzte Generation in eine schwierige Position
gegenüber der restlichen Klimabewegung bringen, wenn sie mit einem Stand an
der Messe teilnehmen würde. [3][Mehrere Protest-Bündnisse haben
angekündigt, gegen die IAA zu demonstrieren]. Für den 10. September ist
eine Großdemonstration geplant, an den Tagen davor sollen an dezentralen
Orten Blockaden und andere Protestaktionen den Ablauf der Messe stören. Das
Verkehrswende-Bündnis „Sand im Getriebe“ sowie „Block IAA“, „Smash I…
„No Future IAA“ mobilisieren seit mehreren Wochen dafür.
## Oktoberfest verdrängt Protestcamp
Auch ein Camp für die Aktivist*innen soll es dieses Jahr wieder geben.
Am Mittwoch einigten sich die Autogegner*innen und die Stadt München
auf eine 1,8 Hektar große Fläche im Luitpoldpark im Stadtteil Schwabing.
Denn die Theresienwiese, auf der die Aktivist*innen vor zwei Jahren
gecampt hatten, ist dieses Mal schon für den Aufbau des Oktoberfests
belegt.
Die Camp-Sprecherin Vanessa Probst zeigte sich zufrieden mit dem neuen
Standort, der sehr gut zu erreichen sei. Neben Schlafplätzen und
Infrastruktur sollen auf dem Camp, das für 1.500 Personen ausgelegt ist,
auch Vorträge und Workshops stattfinden. Abgesehen von Attac beteiligt sich
laut Probst aber in diesem Jahr keine der großen Klima-NGOs.
Vor zwei Jahren, als die Messe zum ersten Mal in München stattgefunden
hatte, hatten sich Greenpeace, die Naturfreunde Deutschland, der Nabu und
der BUND noch maßgeblich an der Organisation der Großdemonstration
beteiligt. Uwe Hiksch von Naturfreunde Deutschland hatte damals beim Start
der Demo dazu aufgerufen, sich nicht von der Polizei in gute und schlechte
Demonstrant*innen spalten zu lassen.
Das Protestspektrum war durchaus heterogen: Während sich mehrere
Aktivist*innen von Autobahnbrücken abseilten, drangen andere in ein
Bosch-Werk ein und besetzten Pavillons auf den Außen-Werbeflächen der
Messe. Wieder andere besetzten ein leerstehendes Haus in der Innenstadt.
Die [4][bayerische Polizei ging äußerst repressiv gegen die
Klimaschützer*innen vor] und behinderte Pressevertreter*innen
bei der Berichterstattung. Anders als etwa bei Antikohle- und
Anti-LNG-Protesten der vergangenen Jahre konnten die Protestierenden in
München nicht mal gemeinsam das Camp verlassen. Die Polizei hinderte sie
mit Schlagstöcken und Pfefferspray daran. Auch deshalb wird sich der
Protest in diesem Jahr – genau wie die Messe – wohl wieder über die ganze
Stadt erstrecken.
17 Aug 2023
## LINKS
[1] /Proteste-gegen-die-IAA/!5796029
[2] /Urteil-gegen-taz-Autor/!5849093
[3] /Klimacamp-von-Ende-Gelaende-in-Hannover/!5949072
[4] /Bilanz-der-IAA-Proteste/!5795905
## AUTOREN
Katharina Schipkowski
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimaproteste
Verkehrswende
Autoindustrie
IAA
Letzte Generation
Schwerpunkt Klimaproteste
Letzte Generation
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
IAA Automesse in München: Luxusschlitten und Spritschleudern
In München eröffnet am Dienstag die IAA Mobility 2023. Klimaprotestgruppen
wollen die Ausstellung auf öffentlichen Plätzen stören.
Neuer Prozess gegen „Letzte Generation“: Blockieren als „moralische Pflic…
Letzte-Generation-Sprecherin Carla Hinrichs steht erneut wegen
Straßenblockaden in Berlin vor Gericht. Der Richter hat sie bereits einmal
verurteilt.
Klimaklage in den USA: Gericht ruft Montana zur Räson
Jugendliche verlangten vom US-Bundesstaat, die CO2-Emissionen zu senken –
und bekamen erst mal recht. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
Optimismus in der Klimakatastrophe: Panik bringt auch nichts
Der neue Vorsitzende des Weltklimarats hat Lust auf Kontroverse. Gut so.
Wegen der Klimakatastrophe in Schockstarre zu verfallen, ist eh keine
Lösung.
Klimacamp von Ende Gelände in Hannover: Aktionsform an Katastrophe anpassen
Die Klimabewegung steckt in einer Krise. Aktivist:innen von Ende
Gelände diskutieren über Strategien und tanzen bis tief in die Nacht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.