# taz.de -- Plan für Aktienrente: Eine Subvention für die Börse | |
> Der Plan für eine Aktienrente in Deutschland hat gleich mehrere | |
> Schwächen. Besser wäre, endlich Pensionen und Renten in einer Kasse | |
> zusammenzulegen. | |
Bild: Auch mit der Aktienrente müssten viele Rentner sich weiter mühsam über… | |
Manche Projekte sind so unsinnig, dass sie sofort depressiv machen: Dazu | |
gehört die [1][„Aktienrente“]. Sie ist das Lieblingsprojekt von | |
FDP-Finanzminister Christian Lindner, der damit ein „Generationenkapital“ | |
aufbauen will. | |
Die Grundidee klingt erst einmal einleuchtend: Bekanntlich gibt es immer | |
mehr Alte, aber weniger Junge, die in die Sozialkassen einzahlen. Also will | |
Lindner die gesetzliche Rente durch einen staatlichen Aktienfonds ergänzen. | |
Im Koalitionsvertrag steht, dass jährlich 10 Milliarden Euro in diesen | |
Fonds fließen sollen; es könnten aber auch 12 Milliarden sein, wenn es nach | |
Lindner geht. | |
Der Plan hat gleich mehrere Schwächen. Erstens: Wenn der Staat in die | |
Aktienmärkte drängt, werden die Papiere automatisch teurer. Davon | |
profitieren die Reichen, die diese Aktien besitzen. Es ist also ein | |
Subventionsprogramm für Wohlhabende, was auch erklärt, warum sich die FDP | |
so vehement für diesen Plan einsetzt. | |
Zweitens: Die Rentner hingegen profitieren fast gar nicht von diesem | |
Aktienfonds. Denn das Geld soll ja in die Aktien fließen, nicht in die | |
Renten. An die Alten würden nur die Gewinne des Fonds ausgeschüttet, was | |
ein mickriger Prozentsatz der Gesamtsumme wäre. | |
Zudem wäre, drittens, gar nicht sicher, dass es überhaupt Renditen gibt. | |
Denn Lindner stellt sich einen Kreisverkehr des Geldes vor. Der Aktienfonds | |
soll durch Kredite finanziert werden – und zunächst wären die Zinsen für | |
diese Darlehen zu bezahlen, bevor überhaupt Gewinne für die Rentner übrig | |
blieben. | |
Viertes Problem: Die Finanzmärkte sind sehr volatil, und gelegentlich kommt | |
es auch zu Crashs. Dann wäre vom Fonds kaum noch etwas übrig. Lindner | |
stellt sich daher vor, dass der Staat „eventuelle Verluste“ ausgleicht. | |
Wenn aber der Staat sowieso im Zweifel einspringen muss, kann man auch | |
gleich bei der gesetzlichen Rente bleiben. | |
Die Rentendebatte krankt zudem daran, dass die Reformvorschläge fast immer | |
von Politikern und Professoren stammen – die selbst nicht betroffen sind, | |
weil sie im Alter keine Renten, sondern Beamtenpensionen kassieren. Also | |
wird die naheliegende Reform ausgeblendet: Nie wird vorgeschlagen, | |
Pensionen und Renten in einer Kasse zusammenzulegen. | |
Österreich ist diesen Weg gegangen und kann deutlich höhere Renten zahlen. | |
In Deutschland hingegen sind die Pensionen meist üppig, während viele | |
Renten kaum reichen. Doch diese Ungerechtigkeit wird eisern beschwiegen, | |
weil Politiker und Ministerialbürokratie ihre eigenen Privilegien infrage | |
stellen müssten. Lieber plant man eine untaugliche „Aktienrente“. | |
8 Aug 2023 | |
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[1] https://www.deutschlandfunk.de/bundesregierung-will-aktienrente-bis-2035-ma… | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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