# taz.de -- Installation im Scheunenviertel: Küssen macht immer noch schön | |
> Mit einer Installation unweit der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz | |
> gedenkt die Künstlerin Raphaela Vogel des Regisseurs Erich Hopp. | |
Bild: Ein Zirkus? Nein: eine Erinnerungsinstallation | |
BERLIN taz | Mama, ist hier ein Zirkus gelandet?“, fragt der kleine Junge | |
seine Mutter. Die bleibt zunächst fragend vor der Installation stehen, die | |
unweit der Volksbühne auf der Grünfläche steht, wo die Almstadtstraße in | |
die Rosa-Luxemburg-Straße mündet. | |
Tatsächlich mag man zuerst an ein Zirkuszelt denken, das gerade noch im | |
Aufbau begriffen ist. Besonders die weißen Elefanten, die am Gestänge | |
angebracht sind, fallen gleich ins Auge. Darüber ist ein großes Tuch | |
aufgespannt, auf dem unter anderem ein kleiner Stern mit Hammer und Sichel | |
zu sehen ist. | |
Um das zu entdecken, muss man die Installation allerdings schon genauer | |
inspizieren. Zwei junge Frauen nehmen sich die Zeit und fotografieren sie. | |
Und rätseln über die Bedeutung. „Vielleicht geht es um DDR-Geschichte?“, | |
mutmaßt eine der beiden mit Verweis auf das kommunistische Emblem. | |
Plötzlich ertönt aus einem oberhalb des Gestänges angebrachten Lautsprecher | |
ein Schlager. „Jede Frau ist schön, wenn man sie küsst“, intoniert eine | |
weibliche Stimme. Und in einer der folgenden Strophen heißt es schließlich: | |
„Jeder Mensch ist schön, wenn man ihn küsst.“ | |
Nach knapp zwei Minuten verstummt die Musik. Mittlerweile hat sich eine | |
Menschentraube um die Installation versammelt. Viele machen nur schnell ein | |
Foto und gehen weiter. Einige aber lesen doch die Informationen, die auf | |
einer Tafel angebracht sind. Dort ist zu erfahren, dass die Künstlerin | |
[1][Raphaela Vogel mit ihrer „Elephant’s Memory“ genannten Installation] … | |
den Songschreiber und Theaterregisseur Erich Hopp erinnern will. Die | |
Nazizeit überlebte der jüdische Kommunist in unterschiedlichen Verstecken | |
in Berlin. 1949 starb er 61-jährig, auch an den Folgen der Entbehrungen, | |
die er in dieser Zeit erleiden musste. | |
## Nahezu vergessen | |
Heute ist Erich Hopp nahezu vergessen. Raphaela Vogel hat ihren Gedenkort | |
für ihn mitten im Scheunenviertel errichtet. Dort, wo es schon 1923 ein | |
Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung gab, dort, wo Hopp auch längere Zeit | |
in einem Versteck verbracht hat. | |
Den Schlager, der bei „Elephant’s Memory“ zu hören ist, hatte Hopp übri… | |
1931 gemeinsam mit Carla Boehl geschrieben. Und die Installation ist wohl | |
auch ein Gedenkzeichen, das manche stört. Unbekannte hatten jedenfalls | |
zwischendurch die Verbindung zum Lautsprecher durchgeschnitten, so dass die | |
Musik eine Zeit lang nicht zu hören war, berichtet Susanne Prinz vom Verein | |
zur Förderung von Kunst und Kultur am Rosa-Luxemburg-Platz. | |
Jetzt aber wird dort wieder geküsst. Bis 30. August ist jeden Tag zu hören, | |
wie „jede Frau“ und „jeder Mensch“ schön dabei ist: Immer um 10, 13, 1… | |
19 Uhr. | |
28 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.rosa-luxemburg-platz.net/raphaela-vogel-elephants-memory-memori… | |
## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
## TAGS | |
Installation | |
Regisseur | |
NS-Verfolgte | |
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