| # taz.de -- Atomunfall in Russland: War es ein deutsches Uranfass? | |
| > In einem russischen Atomkomplex hat es einen tödlichen Unfall gegeben. | |
| > Ein undichtes Fass explodierte. Atomkraftgegner fordern Aufklärung. | |
| Bild: Fässer lagern im russischen Atomkomplex Novouralsk | |
| Berlin taz | Nach einem Unfall mit tödlichem Ausgang im russischen | |
| Atomkomplex Novouralsk fordern Umweltschützer die deutschen Behörden auf, | |
| zu prüfen, ob die deutsche Atomwirtschaft eine Rolle gespielt hat. | |
| Seit Mitte der neunziger Jahre schickt das deutsch-niederländisch-britische | |
| Unternehmen Urenco abgereichertes Uranhexafluorid (UF6) aus den | |
| Uranfabriken [1][im deutschen Gronau] und im niederländischen Almelo nach | |
| Russland – wohl um eine teurere Entsorgung in Deutschland und den | |
| Niederlanden zu umgehen. Ein großer Teil der Exporte von Zehntausenden | |
| Tonnen ging nach Novouralsk. | |
| „Es ist sehr traurig, dass ein undicht gewordenes Uranfass aus Gronau oder | |
| Almelo die Ursache für den tödlichen Unfall in Novouralsk gewesen sein | |
| kann“, sagte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen | |
| Atomanlagen. „Wir fordern deshalb von Urenco, aber auch von der | |
| Atomaufsicht in Düsseldorf und Berlin eine klare Auskunft darüber, ob eines | |
| der Gronauer oder Almeloer Uranfässer hier beteiligt ist.“ | |
| In dem russischen Atomkomplex war laut Betreiber [2][am vergangenen | |
| Freitagmorgen abgereichertes UF6 aus einem Zylinder entwichen]. Dabei kam | |
| mindestens ein Mensch ums Leben. Der 65-jährige Arbeiter starb allerdings | |
| nicht durch radioaktive Strahlung, sondern erlag seinen bei der Explosion | |
| des Behälters erlittenen Verletzungen, wie die staatliche | |
| Nachrichtenagentur RIA Novosti berichtete. Rund 100 Beschäftigte mussten | |
| demnach im Krankenhaus behandelt und teilweise dekontaminiert werden. | |
| ## Auch russische Umweltschützer üben Kritik | |
| Betreiber der Anlage, die nach russischen Angaben unter anderem die | |
| weltgrößte Urananreicherungsanlage beherbergt, ist das Uraler | |
| Elektrochemische Kombinat. Es handelt sich um eine Tochter des russischen | |
| Staatskonzerns [3][Rosatom]. | |
| [4][Vladimir Slivyak], Ko-Vorsitzender der russischen Umweltorganisation | |
| Ecodefense und Träger des Alternativen Nobelpreises, bezeichnete die | |
| Explosion als „Konsequenz einer extrem niedrigen Sicherheitskultur in der | |
| russischen Atomindustrie“. | |
| Umweltschützer hätten immer wieder vor Unfällen in den russischen | |
| Urananreicherungsanlagen sowie vor der Einfuhr von Uranmüll aus Gronau und | |
| Almelo gewarnt, „aber die russische Regierung hat nicht zugehört“. Es seien | |
| weitere derartige Unfälle zu befürchten, so Slivyak. | |
| 2010 hatte ein Unfall mit UF6 auch in Gronau schon einmal zur Verstrahlung | |
| eines Arbeiters geführt. Initiativen und Verbände fordern deshalb schon | |
| lange einen Transportstopp des gefährlichen Stoffs. | |
| Auch gegen den Export nach Russland gab es im Münsterland, in den | |
| Niederlanden und auch in Russland immer wieder Proteste. Für den 6. August, | |
| den 78. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima, haben | |
| Bürgerinitiativen zu einer Mahnwache an der Gronauer | |
| Urananreicherungsanlage aufgerufen. | |
| 18 Jul 2023 | |
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| Reimar Paul | |
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