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# taz.de -- Zeitfahren bei der Tour de France: Lange oder breite Helme?
> Beim Zeitfahren der Frankreich-Rundfahrt rückt das Material in den
> Mittelpunkt des Interesses. Neue Entwicklungen bringen neue Vielfalt.
Bild: Schnittig langer Helm: Emanuel Buchmann vom Team Bora-hansgrohe trug zule…
Der Profiradsport hat auch eine galaktische Dimension. Beim Zeitfahren der
Tour am heutigen Dienstag darf man eine Art interplanetarischen Rat
erwarten. Denn Gestalten mit einer länglichen Kopfform, die an die
versprengten Bewohner des Planeten Remulak aus dem Film „Coneheads“
erinnern, werden auf Vertreter aus „Star Wars“ treffen. Sie alle sind
Produkte des immerwährenden [1][Kampfes um Watteinsparungen und
Sekundengewinne durch aerodynamische Neuerungen.]
Vor ein paar Jahren tauchten im Radsport die langen Zeitfahrhelme auf. Sie
machten die Radprofis zu regelrechten Aliens und galten als das
Nonplusultra der Windkanal-geprüften [2][Aerodynamikforschung]. Inzwischen
ist die Lehrmeinung nicht mehr so klar. „Es gibt sehr viele
unterschiedliche Konzepte. Was da gut ist und was schlecht, ist eine
schwierige Frage“, seufzt Rolf Aldag. Er ist Head of Performance beim
deutschen Rennstall Bora hansgrohe.
Die Helme mit dem langen Schwanz hält er prinzipiell noch immer für gut.
„Aber nur so lange, wie man die Position hält“, warnt er. Denn wenn man
damit anfange, „einmal nach unten zu gucken, welchen Gang man jetzt drauf
hat, ist es natürlich auch vorbei mit der großen Aerodynamik.“
Ähnlich sieht es Koen de Kort, Ex-Profi bei Trek Segafredo und
Technikentwickler beim Nachfolgeteam mit dem deutschen Discounter im Namen:
„Wir haben keinen eigenen Sponsor für die Helme. Deshalb können wir wählen,
welcher Helm der schnellste für den jeweiligen Fahrer ist. Die mit dem
langen Hinterteil sind richtig gut für die Fahrer, die dieses lange Ende
gut auf dem Rücken halten können. Aber wir haben auch Fahrer, die den Kopf
ziemlich tief halten. Sie schauen nach unten. Und dann würde das lange Ende
steil in die Luft ragen, was aerodynamisch ziemlich schlecht ist. Welcher
Helm der schnellste ist, hängt auch davon ab, wie der Fahrer auf dem Rad
sitzt und Rennen fährt.“
## Es kommt auch auf Haltung an
Die Zeiten, dass sich die Fahrer an die Helme anpassen und ihre
Sitzposition danach ausrichten mussten, sind offenbar vorbei. Vielmehr
kommt es auf die Balance zwischen optimaler Position für die
Leistungsentwicklung und aerodynamisch perfektem Gesamtsystem an.
Und da kommen wieder breite Helme ins Spiel. Der nowegische Rennstall Uno-X
verblüffte im Frühjahr mit megabreiten Helmen. Der Schweizer
Zeitfahrspezialist Stefan Bissegger war in diesem Jahr mit einem nicht ganz
so breiten Helm unterwegs. Aber auch er unterschied sich massiv von den
länglichen Versionen. „Sein Zeitfahrhelm ähnelt den ganz breiten Dingern,
wie sie Speedskier haben. Sie sind geschwungen. Und die Vermutung ist, dass
das funktioniert, wenn man den Kopf vor dem Körper hat“, erläutert Aldag.
Mit ähnlich breiten Helmen wollte auch das dsm-firmenich [3][um Road
Captain John Degenkolb] an den Start. „Wir waren mit unserem Helmausrüster
Scott wirklich schon weit in der Entwicklung. Dann veränderte aber die UCI
die Regeln für die Abmessungen. Und das war dann das Ende dieser Pläne“,
erzählte Piet Rooijakkers, Technikspezialist bei diesem Rennstall. Die
früher entwickelten von Bissegger und Uno-X wurden nicht verboten, neuere
Entwicklungen aber müssen sich einem strengeren Regelwerk in Sachen
Abmessungen unterwerfen.
Auch etwas tiefer sollte der Blick gehen. Manche Hersteller entwickeln
dreieckige Flüssigkeitsbehälter, die Teile des Rahmens ausfüllen. „Die, die
unten im Rahmendreieck integriert sind, sind schon das Schnellste“, sagt
Aldag. Bis zu fünf Watt gegenüber Standardflaschen könne man sparen,
schätzt er. Gegenüber einer Standardausrüstung an Kleidung, Helm und
Zubehör könne man mit perfekt abgestimmtem Material um die 30 Watt
herausholen, vermutet Aldag. Es gewinnt also auch das richtige Material.
17 Jul 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Tom Mustroph
## TAGS
Tour de France
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Technik
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