# taz.de -- Body Positivity am Nordseestrand: Dein Körper und du | |
> Kommt Schönheit wirklich von innen? Ein fiktives Gespräch über die | |
> Körperwahrnehmung von Frauen, Männern, Sex-Göttern und Sex-Göttinnen. | |
Bild: Positiv, neutral oder negativ? Körper samt dazugehöriger Menschen am St… | |
„Warum muss ich alles an mir mögen?“, fragt die Frau am vollen | |
Nordseestrand und verschränkt die Arme hinterm Kopf. | |
„Musst du doch gar nicht, muss niemand!“, sagt ihr Mann und bohrt sich im | |
Ohr. | |
„Hab seit einer Weile das Gefühl, ich muss das unbedingt!“ | |
„Wer sagt das?“ | |
„Das steht überall, von Cosmopolitan bis SZ, als Frau sollst du dich nun | |
positiv sehn, egal was.“ | |
„Soll oder muss?“ | |
„[1][Modalverb] is the answer!“, ruft ein Mann in karierter Badehose. | |
„Darf, endlich darf man!“, ruft eine Frau vom Strandkorb nebenan. | |
„Ich hab mich schon immer so gesehn!“, ruft ein Mann mit Männerbauch. | |
„Wie hast du dich gesehen?“, fragt seine Frau. | |
„Vollends positiv, [2][Daumen hoch, alles paletti], is’ doch keine große | |
Sache!“ | |
„Ja, so als Mann durfte man das schon immer, aber wir müssen das jetzt, | |
dabei wurden wir ewig runtergemacht, wenn wir nicht aussahen wie hier … | |
Klum oder [3][Beyoncé]!“ | |
„Jetzt müssen wir superhappy sein mit dem, was is’, aber wie!?“ | |
„Als würd’ das funktionieren, so nackt vorm Spiegel und sich verordnen: | |
Jetzt sieh deinen Body verdammt noch mal positiv!“ | |
„Da hilft kein Self-Imperativ, ich seh noch immer Problemzonen.“ | |
„All die Erniedrigungsvokabeln hat das Imperium uns eingeimpft: | |
Problemzone, Speckröllchen, Hängedies, Hängedas. Und jetzt soll man sich | |
prompt rundum lieben?“ | |
„Wieso muss ich meinen [4][Körper] überhaupt lieben oder hassen, wieso kann | |
ich damit nicht einfach spazieren gehen, essen, trinken, fertig!“ | |
„Denken, schlafen, diskutieren.“ | |
„Lernen, forschen, konzentrieren.“ | |
„Lachen, weinen, was zusammenbauen.“ | |
„Anstreichen.“ | |
„Kaputt machen.“ | |
„Liebe machen.“ | |
„Da wird’s dann wieder problematisch.“ | |
„Wieso?“ | |
„[5][Male Gaze]“, murmelt eine junge Frau ohne vom Telefon aufzublicken. | |
„Genau, da ist ja dann wieder eine andere Person im Spiel.“ | |
„Also, ich wär’ da gern mal wieder im Spiel bei dir“, sagt ihr Mann. | |
„Dann mach mir den Hof!“ | |
„Ach, Britta, welches Jahrhundert haben wir?“ | |
„Das Jahrhundert, wo wir alle scheinen müssen!“ | |
„Aber bitte von innen!“ | |
„Kommt [6][Schönheit] denn jetzt wirklich von innen?“ | |
„Nee, sonst hieße es ja Bikinihirn oder Beachbrain!“ | |
„Ich hatte noch nie Lust, eine Sex-Göttin zu sein, ich weiß nicht wozu.“ | |
„Ich will auch kein Sex-Gott sein!“ | |
„Christian Drosten war 20/21 ein Sex-Gott!“ | |
„Der hatte zumindest was Positives.“ | |
„Brain-positiv!“ | |
„Hat immer ganz leicht gelächelt.“ | |
„Frauen sollen doll lächeln!“ | |
„Schon als kleines Mädchen: Lächele und gib anderen ein gutes Gefühl!“ | |
„Heute sollen wir uns selbst ein gutes Gefühl geben!“ | |
„Wir müssen!“ | |
„Fühlt ihr euch besser, wenn ihr euch im Spiegel anlächelt?“ | |
22 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Modalverb | |
[2] /Bodypositivity-statt-Ageism/!5940078 | |
[3] /Konzert-von-Beyonce-in-Hamburg/!5942558 | |
[4] /Koerper/!t5019396 | |
[5] https://www.uni-hildesheim.de/kulturpraxis/male-gaze/ | |
[6] /Kuenstleragentin-ueber-Attraktivitaet/!5943157 | |
## AUTOREN | |
Jasmin Ramadan | |
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