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# taz.de -- Kriebelmücken rücken auf Berlin vor: Nichts gegen die Stechmücke
> Vor drei Jahren war die Kriebelmücke vor allem an der Oder zuhause. Jetzt
> beißt sie sich auch im Berliner Umland ins Fleisch ihrer Opfer.
Bild: Da hat einer gekratzt. Gar nicht gut
Ach, wie liebe ich die gemeine [1][Stechmücke]. Schon ihr Name,
[2][Culicidae], hat etwas Lustiges. Klar können Stechmücken auch
Krankheitserreger übertragen. Aber in den meisten Fällen läuft es doch so
ab: Das Mückchen nähert sich, summt ein wenig, dann startet es den
Landeanflug auf die nicht bedeckte Haut, dann, kurz und schmerzlos, der
Stich.
Natürlich hat es etwas gedauert, bis ich die Steckmücke lieben gelernt
habe. Geholfen hat mir eine alte Bauernweisheit. Wer im Frühjahr auf Autan
und Co verzichtet und sich ordentlich durchstechen lässt, ist das Jahr über
quasi immun. Die Dinger stechen dann zwar noch, aber jucken nicht mehr.
Oder zumindest jucken sie nur ein bisschen. Vielleicht liebe ich die
Stechmücken, weil sie mich einfach nicht mehr jucken.
Ganz anders ist es mit der Kriebelmücke. Sie sticht nicht, sie beißt. Und
das tut sie ohne Vorwarnung. Kein Summen beim Anflug, selbst den Biss spürt
man nicht. Sieht man sie, denkt man vielleicht: Ach so, nur eine Fliege.
Aber anders als die täuschend ähnlichen Fliegen ernähren sich Kriebelmücken
nicht vom Nektar, sondern von uns.
Und das geht so. Mit ihren Beißwerkzeugen reißen die kleinen Vampire die
Haut auf und graben sich ein ins Fleisch. In der Wunde, die entsteht,
sammelt sich Blut. Das saugen die Weibchen auf, weil sie das Eiweiß für
ihre Eier brauchen. Das ist schon gemein genug. Aber dann geben die Biester
auch noch gerinnungshemmende Substanzen in die Wunde.
## Wer kratzt, hat verloren
Wer von einer Kriebelmücke schon gebissen wurde, weiß, was dann passiert.
Die Wunde rötet sich, vielleicht bildet sich ein Eiterknubbel, es juckt
fürchterlich, und wer kratzt, hat endgültig verloren. Noch Wochen sind sie
zu sehen, die geröteten Wundbeulen.
Vor allem an der Oder waren die Kriebelmücken in den vergangenen Jahren zu
Hause. Noch vor drei Jahren waren sie in Berlin nicht verbreitet, sagte der
Wildtierexperte Derk Ehlert damals der taz. Nun verbreiten sie sich immer
weiter Richtung Westen und beißen auch im Berliner Umland zu.
Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass sie sich nicht nach Osten
ausbreiten können. [3][In Polen zum Beispiel gehen die Behörden mit Gift
gegen die Dinger vor]. In Deutschland dagegen ist Sprühen nur in
Ausnahmefällen erlaubt. Eine kleine Zweiklassengesellschaft ist da an der
Oder entstanden. Am deutschen Ufer kratzt man sich, am polnischen lässt man
sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
Sonne ist ein gutes Stichwort. Sonne und Trockenheit mögen die
Kriebelmücken nicht so. Sie lieben es eher feucht und kühl. Bleibt also nur
die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder Hitzesommer ohne Stiche, oder
das Grundwasser tankt auf und alle sprühen sich mit Autan ein.
Ach, wie gut hatten wir es mit der Stechmücke. Wo ist die eigentlich
hingewandert?
7 Jul 2023
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Stechm%C3%BCcken
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Stechm%C3%BCcken
[3] https://www.moz.de/lokales/seelow/muecken-in-kuestrin-spruehaktion-in-polen…
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
Mücken
Insekten
Oder (Fluss)
Schwerpunkt Klimawandel
Mücken
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