# taz.de -- Spannungen zwischen Polen und Südafrika: Das Flugzeug blieb in War… | |
> Südafrikas Beziehungen zu Polen sind das erste Opfer der „afrikanischen | |
> Friedensmission“ in Europa. Die ANC-Regierung steckt in der Klemme. | |
Bild: Südafrikas Präsident Ramaphosa am Samstag auf „historischer“ Missio… | |
Johannesburg taz | [1][Im Zuge der „afrikanischen Friedensmission“ in | |
Russland und in der Ukraine] entwickeln sich Spannungen zwischen Südafrika | |
und Polen. Der seit 16 Monaten währende Ukrainekrieg entwickelt sich zur | |
größten Herausforderung für den afrikanischen Kontinent im Versuch, eine | |
Politik der Blockfreiheit zu bewahren. | |
Das Sicherheitsteam von Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa wurde bei der | |
Anreise am Donnerstag von den polnischen Behörden am Chopin-Flughafen von | |
Warschau festgesetzt. Das Flugzeug, hieß es zur Begründung, enthalte | |
„gefährliche Güter“, für deren Einfuhr keine Genehmigung vorläge. | |
„Gefährliche Güter“ ist ein Euphemismus für Waffen. „Außerdem befande… | |
an Bord der Maschine Personen, über deren Anwesenheit die polnische Seite | |
nicht vorab benachrichtigt war“, hieß es. In der Maschine reisten | |
Journalisten und auch Angehörige der südafrikanischen Spezialkräfte samt | |
Waffen in Frachtcontainern. | |
Nach polnischen Angaben hatte es vorab drei Treffen mit südafrikanischen | |
Vertretern gegeben. „Die südafrikanische Seite war über alle nötigen | |
Formalitäten zur Einreise nach Polen informiert.“ | |
## Südafrika zwischen den Stühlen | |
Südafrikas Delegation hingegen warf Polen Rassismus vor. Das Flugzeug blieb | |
in Warschau, während die afrikanische Präsidentendelegation Kyjiw und St. | |
Petersburg besuchten, und flog im Anschluss direkt nach Südafrika zurück. | |
Das Warschauer Flugzeugdrama folgte auf Berichte, Südafrika habe | |
Waffenexporte nach Polen untersagt – da vermutet wurde, Polen könnte die | |
Waffen an die Ukraine weitergeben. Das wäre ein Bruch der südafrikanischen | |
Neutralität. Dabei hatten die USA im Mai Südafrika vorgeworfen, selbst | |
Waffen an Russland zu liefern. | |
Südafrika steckt in einem Dilemma. Es unterhält gute Beziehungen zu | |
Russland, mit dem es im Schwellenländerbündnis Brics (Brasilien, Russland, | |
Indien, China, Südafrika) verbunden ist. [2][Im August soll in Südafrika | |
ein Brics-Staatengipfel] stattfinden, zu dem der russische Präsident | |
Wladimir Putin anreisen könnte – obwohl der Internationale Strafgerichtshof | |
gegen ihn Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine erlassen hat. | |
Südafrikas regierender ANC (African National Congress) fühlt sich Moskau | |
seit den Zeiten des Kampfes gegen die Apartheid verbunden. | |
## Südafrikas Opposition kritisiert „Friedensmission“ | |
Südafrika unterhält auch seit 1991 gute Beziehungen zu Polen. Polen sieht | |
Südafrika als seinen wichtigsten Partner auf dem Kontinent an. | |
Aber 1993, in einer kritischen Phase der Überwindung der Apartheid, wurde | |
der damalige Chef der südafrikanischen Kommunisten, Chris Hani, von einem | |
polnischen Rechtsextremisten umgebracht. Der mittlerweile 70-jährige Jakub | |
Waluś kam Ende 2022 unter strengen Auflagen frei – ursprünglich war er zum | |
Tode verurteilt worden, das Urteil wurde dann in lebenslange Haft | |
umgewandelt. | |
Waluś muss jetzt zwei Jahre lang strikte Auflagen befolgen und darf | |
Südafrika nicht verlassen. Polen hat vergeblich darum nachgesucht, dass er | |
repatriiert werden darf. | |
Südafrikas Opposition hat an der „Friedensmission“ nun scharfe Kritik | |
geübt, nicht zuletzt wegen der Vorfälle mit Polen. „Präsident Cyril | |
Ramaphosa hat Südafrika auf der Weltbühne lächerlich gemacht“, sagte John | |
Steenhuisen von der wichtigsten Oppositionspartei DA (Democratic Alliance). | |
Nicht nur habe Ramaphosas Team „gelogen“, indem es behauptete, nichts von | |
Raketenangriffen auf Kyjiw mitbekommen zu haben, als es sich dort aufhielt. | |
„Seine Inkompetenz führte auch dazu, dass ein Flugzeug voll mit | |
Personenschützern, Journalisten und offenbar unautorisierten Waffen weder | |
nach Polen noch in die Ukraine hineingelassen wurde.“ | |
Südafrikas Präsident hingegen hält die Reise für einen Erfolg. Die | |
Friedensmission sei „historisch“, erklärte Ramaphosa am Montag. „Denn zum | |
ersten Mal starten afrikanische Führer eine Friedensinitiative außerhalb | |
des Kontinents.“ | |
19 Jun 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Krieg-in-der-Ukraine/!5938759 | |
[2] /Einladung-an-Putin-zu-Gipfel/!5927631 | |
## AUTOREN | |
Tintswalo Baloyi | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Südafrika | |
Cyril Ramaphosa | |
Polen | |
Julius Malema | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Südafrika streitet über Brics-Gipfel: „Wir sind Putin“ | |
Südafrikas linke Opposition fordert den Boykott des Brics-Gipfels, weil | |
Russlands Präsident nicht kommt. Dafür ist Jacob Zuma in Russland. | |
Afrikanische Politik im Ukrainekrieg: Diplomatische Reisegeste | |
Afrikanische Politiker taten die Ukraine lange als Bauernopfer ab. Ein | |
Besuch in Kyjiw weist auf einen Wandel hin. Der erfolgte nicht ohne Druck. | |
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Drohnenangriffe auf Kyjiw und Lwiw | |
Kyjiw und die Stadt Lwiw waren Ziel nächtlicher Angriffe. Norwegen | |
verspricht 21,5 Millionen Euro zur atomaren Sicherheit in der Ukraine. | |
Krieg in der Ukraine: Afrika versucht sich als Vermittler | |
Eine Gruppe afrikanischer Präsidenten hat die Ukraine und Russland besucht, | |
um für ein Kriegsende zu werben. Konkrete Ergebnisse? Fehlanzeige. | |
Mögliche Verhandlungen im Ukraine-Krieg: Stoltenberg warnt vor Scheinfrieden | |
Nato-Generalsekretär Stoltenberg sieht die Zukunft der Ukraine in der Nato. | |
Priorität habe aber, dass sie sich als souveräner Staat gegen Russland | |
durchsetzt. | |
Krieg in der Ukraine: Hilfsangebot aus Afrika | |
Südafrikas Präsident kündigt eine Reise sechs afrikanischer Staatschefs | |
nach Moskau und Kyjiw an. Putin und Selenski unterstützten die Initiative. |