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# taz.de -- Medienkodex des „Netzwerk Recherche“: Journalismus ohne Nebenjob
> Auf der Jahreskonferenz des „Netzwerk Recherche“ wurde die Trennung von
> Journalismus und PR diskutiert – und eigene Leitlinien erarbeitet.
Bild: Ist das noch Journalismus oder schon PR?
Es sind vier Worte aus dem Medienkodex des [1][Netzwerk Recherche] (NR) von
2006, die dessen Arbeit seit fast 20 Jahren begleiten und prägen:
„Journalisten machen keine PR.“ Was radikal und klar formuliert ist, wirft
in der Praxis für Journalist:innen viele Fragen auf, die bei der
diesjährigen Jahreskonferenz erneut kontrovers diskutiert wurden.
[2][Was genau ist PR?] Pressearbeit? Auch von befragten
Politiker:innen bezahlte und [3][bestellte Moderationen, wie sie seit
Monaten in der Kritik stehen?] Oder mehr?
Das NR will Klarheit schaffen mit einer „Leitlinie Journalismus und PR“.
Darin heißt es: „Das Netzwerk Recherche definiert PR als jede Leistung, die
einer Organisation dabei hilft, für sich und ihre Produkte Öffentlichkeit
herzustellen – auch, wenn dies ohne Honorar geschieht.
Im Klartext: Wer Pressemitteilungen schreibt oder Veranstaltungen
organisiert, macht PR. Wer für eine Organisation als Sprecher*in
kommuniziert oder für Publikationen von Organisationen außerhalb
unabhängiger Medien schreibt, macht PR. Wer Medientrainings für
Politiker*innen oder Unternehmenschef*innen anbietet, macht PR.
Und wer für solche Organisationen Veranstaltungen moderiert, macht
ebenfalls PR.“ Geplant ist, Journalist:innen und Redaktionen in
konkreten Fällen beratend zur Seite zu stehen.
## Realität von Freien berücksichtigen
Der Journalist Hubert Jakob Denk veröffentlicht mit Bürgerblick Passau ein
unabhängiges Lokalmedium in der Region des Quasi-Monopolisten Passauer Neue
Presse. Er sagt, er sei wegen dieser vier Worte einst Mitglied im NR
geworden, und unterstützt den Entwurf der Leitlinie. Die Journalistin Gemma
Pörzgen betont: „Vom Schreiben können freiberufliche Journalist:innen
nicht leben.“
Der Entwurf sei „nicht gut ausformuliert, zum Beispiel weil sehr allgemein
von Organisationen“ die Rede sei und das „der Komplexität des Themas nicht
gerecht wird“. Sie fordert „mehr Differenzierung“ zwischen
interessegeleiteten und unabhängigen, journalistischen Moderationen. Die
Realität von Freien sei zudem nicht ausreichend berücksichtigt.
Studiengänge, die „Journalismus und PR“ gleichzeitig anbieten, sollten
kritisch erwähnt werden.
Am Ende einigten sich die Teilnehmer:innen auf eine Überarbeitung der
Leitlinie. Der NR-Vorsitzende Daniel Drepper sagt, die Diskussion sei „wie
erwartet kontrovers“. Der Vorstand werde die Hinweise einfließen lassen.
Ergänzt werden soll im Kodex zudem, Journalist:innen „machen mögliche
Interessenskonflikte transparent“.
Transparenzhinweis: Der Autor hat 2006 am Kodex mit gearbeitet, war jedoch
nicht am aktuellen Entwurf beteiligt.
18 Jun 2023
## LINKS
[1] /Neustart-beim-Netzwerk-Recherche/!5038910
[2] /Journalismus-in-Coronazeiten/!5725958
[3] /Von-der-Regierung-bezahlte-Journalisten/!5922574
## AUTOREN
Thomas Schuler
## TAGS
Netzwerk Recherche
Medien
Journalismus
Netzwerk Recherche
PR
Journalismus
Netzwerk Recherche
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