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# taz.de -- Madlen Schenk rappt über Pflegenotstand: Wütend auf die Impfpflic…
> Die Krankenpflegerin Madlen Schenk will Sprachrohr für Pflegekräfte sein.
> Allerdings rappt sie auch von "Impfzwang" und "Maskenscheiß".
Bild: Pfleger*innen kämpfen seit Jahren um mehr Anerkennung
Osnabrück taz | Wenn Madlen Schenk über die Welt der Pflege spricht, wird
es hart. Dann fallen Worte wie: „widerliche Scheiße“. Es geht um
Profitmaximierung und Personaleinsparung, Überlastung und Unterbezahlung.
Schenk weiß, wovon sie redet; sie arbeitet als Gesundheits- und
Krankenpflegerin in einem Pflegeheim im niedersächsischen Bad Nenndorf.
Um zu verarbeiten, dass [1][Pflegekräfte oft von Stress zerfressen und von
Burn-out bedroht sind], unter mangelnder Anerkennung leiden, schreibt sie
Songs wie „Pflege schreit“ und „Am Limit“. Die stellt sie online, Videos
inklusive. Auf Youtube sind sie zu finden, auf Streamingdiensten wie
Deezer.
Schenk rappt auf Deutsch, montiert Mitschnitte der Frustration von
Kolleginnen in ihre Tracks, Originaltöne voller Enttäuschung und Wut. In
ihren Videos zeigt sie sich selbst. Fahle Kacheln kommen darin vor, Red
Flares als symbolhaftes Notsignal. Auch ihr Arbeitsplatz ist schon zum Set
geworden. „Mein Arbeitgeber findet gut, dass ich das auf diese Weise
mache!“, sagt die 37-Jährige der taz.
Eine Handvoll Songs ist bisher entstanden, der erste erschien Ende 2021.
Live performt hat Schenk sie noch nicht. Aber sie professionalisiert sich.
Die Songs entstehen in einem Studio in Hannover, und dass beim Filmen nur
Verwandte helfen, gehört der Vergangenheit an.
## Die Impfung nennt sie „Gift“
Seit ihrer Jugend hört Schenk [2][HipHop]. Da lag es nahe, es selbst zu
probieren. „Außerdem kann ich nicht singen“, sagt sie. „Aber ich kann gut
mit Worten jonglieren.“ Schenk sieht ihre Songs auch als Selbsttherapie.
„Das ist befreiend“, sagt sie. „Ein Ventil!“ Aber sie zielt auf mehr: W…
sie sich inszeniert, versteht sie sich als „Sprachrohr der Pflege“. „Für
alle“ erhebe sie ihre Hände, rappt sie.
Es gelte, „ein Zeichen zu setzen“. Schenk persönlich hat es weit besser
getroffen als viele ihrer BranchenkollegInnen: Den Teamzusammenhalt in Bad
Nenndorf bezeichnet sie als „Familie“. Auch das Wort „harmonisch“ fäll…
Schenks Videos sind ein verständlicher Schrei nach Besserung. Aber es gibt
eine Irritation: Schenk, selbst gegen Covid-19 geimpft, kritisiert, massiv
und wiederholt, [3][die Corona-Impfpflicht für Pflegebeschäftigte], die
angeblich „so vielen Angst einjagt“, der man sich „beugen“ müsse. Von
„Maskenscheiß“ ist die Rede. In einem ihrer Songs nennt sie die Impfung ein
„Gift“, und als Youtube das Video sperrt, überdeckt sie dort das Wort zwar
durch einen Beep, das „die Welt ist krank, weil da ganz oben nur Gestörte
sitzen“ belässt sie jedoch.
Zudem ist das „Gift“ außerhalb von Youtube weiterhin zu hören. Auch die
Medien werden gescholten wegen angeblich mangelnder, falscher
Berichterstattung. Ein „Wendepunkt in dieser schweren Zeit“ wird
prophezeit, wie immer der aussehen soll.
## Nähe zu Querdenken weist sie zurück
Das alles klingt sehr nach einer Nähe zur nach rechts offenen
Querdenker-Bewegung. Aber die weist Schenk, „privat eher ein ruhiger
Mensch, nicht stark politisiert“, zurück. „Es war mir nicht bewusst, dass
das so gelesen werden kann“, sagt sie. Es sei schade, „darauf so reduziert
zu werden“. Immerhin, ihre nächsten Songs werden das Impfen nicht mehr
thematisieren: „Damit bin ich durch.“ Aber was in der Welt ist, ist in der
Welt.
Abzuwarten ist, wie laut Schenk als Sprachrohr wird. Millionen Beschäftigte
gibt es in der Pflege. Schenks Songs haben solche Klickzahlen noch nicht.
13 Jun 2023
## LINKS
[1] /Pflegenotstand-in-Deutschland/!5938086
[2] /Album-von-ugandischer-Rapperin-MC-Yallah/!5929687
[3] /Anti-Covid-Impfstoff/!5933317
## AUTOREN
Harff-Peter Schönherr
## TAGS
"Querdenken"-Bewegung
Rap
Pflege
Schwerpunkt Coronavirus
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Care-Arbeit
Pflegekräftemangel
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