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# taz.de -- US-Präsidentschaftswahl 2024: Der Erzkonservative aus Florida
> Floridas Gouverneur Ron DeSantis steigt offiziell ins Rennen um die
> US-Präsidentschaft ein. Beim Twitter-Auftritt ging allerdings fast alles
> schief.
Bild: Bisschen verschwommen: Aus DeSantis' Bewerbungsvideo „The Great America…
Washington taz | Es war das wahrscheinlich am schlechtesten gehütete
Geheimnis in der US-Politik. Ron DeSantis, der republikanische Gouverneur
des US-Bundesstaates Florida, hat am Mittwoch offiziell seine
[1][Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2024] bekannt gegeben.
Der 44 Jahre alte DeSantis bestätigte seine Kandidatur in einem Video mit
dem Titel „Our Great American Comeback“. Darin attackiert DeSantis die
Regierung von Präsident Joe Biden und spricht von einem „Desaster“ an der
Grenze zu Mexiko, von „infizierten“ Städten voller Verbrechen und einer
Bundesregierung, die es amerikanischen Familien schwerer mache, über die
Runden zu kommen.
„Um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen, müssen wir Vernunft in unserer
Gesellschaft, Normalität in unseren Gemeinden und Integrität in unseren
Institutionen wieder herstellen. Die Wahrheit muss unser Fundament sein und
gesunder Menschenverstand darf nicht weiter eine ungewöhnliche Tugend sein.
In Florida haben wir bewiesen, dass es geht“, sagt DeSantis in dem Video.
Ein großangelegter Startschuss für seine Präsidentschaftskampagne auf
Twitter wurde hingegen zu einem Reinfall für DeSantis. Die Server des
Unternehmens konnten augenscheinlich dem Andrang von mehr als einer halben
Million Zuhörer:innen nicht standhalten. Es kam deshalb zu
Verzögerungen und unkontrollierten Abbrüchen des Livestreams. Als der
Twitter-Spaces-Livestream nach einer knapp 30-minütigen Verzögerung dann
endlich funktionierte, wiederholte DeSantis viele von Republikanern oft
zitierte Floskeln.
## Kreuzzug gegen die „Wokeness“
Der [2][Liebling der konservativen Szene] gilt als erster ernstzunehmender
Gegner für Ex-Präsident Donald Trump. Immerhin hat sich DeSantis in den
vergangenen Jahren zu einem der populärsten wie auch umstrittensten
Politiker in den USA entwickelt. Vor allem sein Kampf gegen die, wie er es
nennt, „Wokeness der linken und liberalen Eliten“ und gegen die strengen
Corona-Auflagen der Trump- und Biden-Regierungen haben ihn zu einem der
Helden vieler Republikaner gemacht.
Würde nicht auch Altpräsident Trump erneut zur Wahl antreten, dann wäre
DeSantis der klare Favorit unter den Republikanern. Doch aktuelle Umfragen
sehen den Gouverneur Floridas deutlich hinter seinem ehemaligen
Unterstützer. Auch im direkten Vergleich gegen Demokrat Biden hat Trump die
Nase vorn. Für DeSantis geht es deshalb vor allem darum, sich im Wahlkampf
von Trump abzugrenzen.
DeSantis hat sich die republikanische Dominanz in Florida zunutze gemacht,
um einige kontroverse Gesetze zu verabschieden. Erst im vergangenen Monat
unterschrieb er ein Abtreibungsgesetz, welches Abtreibungen bereits nach
der sechsten Schwangerschaftswoche verbietet. Außerdem hat er ein Gesetz
zum Tragen von Waffen im Bundesstaat ausgeweitet und ein Verbot von
Drag-Shows sowie von medizinischen Behandlungen von transsexuellen
Minderjährigen eingeführt. Alles Themen, die bei vielen republikanischen
Wählern hoch im Kurs stehen.
Ob das reichen wird, Trump-Wähler zu gewinnen, wird sich noch zeigen. Für
die meisten Experten ist der Sieger im Duell zwischen Trump und DeSantis
der klare Favorit für die republikanische Nominierung. Einen Vorteil, den
DeSantis bis zum Schluss gegenüber Trump und Biden besitzt, ist sein
deutlich jüngeres Alter. Er ist um mehr als 30 Jahre jünger als seine
vermeintlich größten Konkurrenten.
## Sticheleien zwischen Trump und DeSantis
Trump hat sich noch nicht öffentlich zu DeSantis-Kandidatur geäußert. Er
postete nur ein kurzes Video, auf dem er sich über den missglückten
Twitter-Spaces-Livestream lustig machte. Doch die Beziehung zwischen den
beiden bröckelt und das, obwohl Trump im Jahr 2018 DeSantis in der
Gouverneurswahl noch unterstützt hatte.
Trump, der seinen Konkurrenten gerne Spitznamen verleiht, hat sich für
DeSantis den Namen „DeSanctimonious“ einfallen lassen. Ein Wortspiel,
welches DeSantis Nachnamen und das Wort „Sanctimonious“, also scheinheilig,
miteinander kombiniert.
DeSantis selbst stichelte ebenfalls gegen Trump, ohne jedoch dessen Namen
zu nennen. So will er das republikanische Dogma des Verlierens
durchbrechen. [3][Trump] selbst erklärt derweil noch immer, dass er nur
wegen angeblichen Wahlbetrugs – einen Beweis dafür gibt es noch immer nicht
– die Wahl 2020 verloren habe.
„Die Regierung ist keine Unterhaltungsshow“, sagte DeSantis während des
Twitter-Livestreams. „Es geht nicht darum, eine Marke aufzubauen“.
Neben DeSantis und Trump haben bislang fünf weitere Republikaner ihre
Ambitionen auf das Weiße Haus offiziell bekannt gegeben. Diesen werden
allerdings derzeit nur Außenseiterchancen zugerechnet.
25 May 2023
## LINKS
[1] /US-Praesidentschaftswahl-2024/!5935422
[2] /Midterms-in-Florida/!5894241
[3] /TV-Auftritt-von-Donald-Trump-bei-CNN/!5933922
## AUTOREN
Hansjürgen Mai
## TAGS
US-Präsidentschaftswahl 2024
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Wahlkampf
Donald Trump
Schwerpunkt Rassismus
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