# taz.de -- Nach Brand in Flüchtlingsunterkunft: Viele Fragen offen | |
> Nach dem tödlichen Feuer in der Unterkunft im thüringischen Apolda sind | |
> Ursache und Ablauf des Einsatzes weiter unklar. Die Rettungskräfte stehen | |
> in der Kritik. | |
Bild: Feuerwehreinsatz in Apolda am frühen Sonntagmorgen. In der Unterkunft wa… | |
LEIPZIG taz | Es ist etwa fünf Uhr am Sonntagmorgen, als das Feuer | |
ausbricht. Warum, das ist weiterhin ungeklärt. Aber der Brand hat | |
schwerwiegende Folgen: Ein Mensch stirbt in den Flammen. Mutmaßlich, das | |
muss die Obduktion erst noch eindeutig klären, ein neunjähriger Junge. | |
Dieser wird seit dem Brand vermisst. | |
Einen Tag nach dem Brand in der Geflüchtetenunterkunft im thüringischen | |
Apolda bleiben weiterhin Fragen offen. Was war die Ursache? Wer ist der | |
Tote? Wann kamen die Einsatzkräfte? Und was passiert nun mit den Menschen, | |
die erneut ihr Zuhause verloren haben? | |
Klären wollen diese Fragen nun Politiker*innen, Initiativen und die | |
Staatsanwaltschaft Erfurt. Erst am Montag konnten die | |
Brandermittler*innen mit Spürhunden den grauen Plattenbau nach | |
Hinweisen auf einen Sprengsatz durchsuchen. Wegen der durch den Brand | |
entstandenen Hitze war das am Sonntag noch nicht möglich. Bis | |
Redaktionsschluss gab es zu den Untersuchungen keine neuen Erkenntnisse. | |
Hinweise auf Fremdverschulden gebe es bislang nicht, sagte ein | |
Polizeisprecher am Montag. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Die | |
Staatsanwaltschaft leitete ein Todesermittlungsverfahren ein. | |
Der Thüringer Innenminister Georg Maier (SPD) sagte der taz, es gebe zwar | |
momentan keine Hinweise auf einen Anschlag, man werde jedoch alles dafür | |
tun, die Ursache zu einhundert Prozent aufzuklären. Ein Zusammenhang mit | |
dem [1][Brandanschlag auf eine Geflüchtetenunterkunft in Apolda im Oktober | |
2022] ist nach aktuellen Erkenntnissen unwahrscheinlich. | |
## Feuerwehr erst nach 30 Minuten vor Ort | |
Noch nicht abschließend geklärt ist außerdem, wer die Person ist, die bei | |
dem Brand ums Leben gekommen ist. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es | |
sich um [2][den vermissten 9-Jährigen] aus der Ukraine handelt. | |
Abschließend klären muss das aber die gerichtsmedizinische Untersuchung, | |
die für den Dienstagvormittag geplant ist. | |
Der Junge war mit seiner Familie aus der Ukraine nach Apolda gekommen, sie | |
sind Rom*nja. Nach taz-Informationen wird die Mutter des Jungen derzeit im | |
Krankenhaus versorgt, die restliche Familie wurde in Apolda untergebracht. | |
Andere Geflüchtete, die zuvor in der Unterkunft gelebt hatten, wurden in | |
eine Notunterkunftshalle im nahegelegenen Hermsdorf gebracht. | |
Kritik regte sich derweil am Einsatz der Feuerwehr. Demnach soll es bis zu | |
dreißig Minuten gedauert haben, bis die Rettungskräfte eingetroffen seien. | |
Ein Sprecher der Feuerwehr Apolda dementierte die Vorwürfe gegenüber der | |
taz. So sei bereits nach acht Minuten der erste Einsatzwagen eingetroffen, | |
der die Sicherheitslage hochgestuft habe, woraufhin fünf Minuten später der | |
Löschzug eingetroffen sein soll. | |
Initiativen wie die „Seebrücke Erfurt“ kritisieren dennoch, dass die | |
Geflüchteten nach Nationalitäten getrennt evakuiert und versorgt worden | |
seien. Dabei seien ukrainische und russische Geflüchtete priorisiert | |
worden. Auch die Versorgung mit Wasser und Essen sei mangelhaft gewesen. | |
Anders schätzte Migrationsministerin Doreen Denstädt von den Grünen die | |
Lage am Sonntag ein. Sie lobte die Arbeit der Einsatzkräfte und sprach von | |
einem „reibungslosen und für die Betroffenen nicht zusätzlich belastenden | |
Ablauf“. Ob es hier tatsächlich zu Fehlern kam, sollen die Ermittlungen | |
klären. | |
Ebenfalls unklar ist derzeit noch, wo die Betroffenen in Zukunft leben | |
sollen. Sultana Sediqi, eine Aktivistin, die die Geflüchteten unterstützt, | |
kritisierte die Massenunterkünfte als Gefahrenquelle. „Es kann keine | |
erneute Lösung sein, Menschen in Lagern unterzubringen und sie damit erneut | |
zur Angriffsfläche zu machen“, so Sediqi. | |
Auch Katharina König-Preuss, die migrationspolitische Sprecherin der | |
Linksfraktion im Thüringer Landtag, wandte ein, dass die Halle in Hermsdorf | |
für eine längere Unterbringung nicht geeignet sei. Für die Klärung der | |
weiteren Unterbringung sieht sie die Kommunen in der Verantwortung. Aber | |
sie gehe davon aus, dass das Land die Kommune dabei unterstützen wird. | |
5 Jun 2023 | |
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## AUTOREN | |
Sarah Ulrich | |
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