# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: „Ernster atomarer Unfall“… | |
> Die Lage um das AKW Saporischschja wird laut des IAEA zunehmend | |
> unberechenbar. Die Wagner-Söldnertruppe soll in Bachmut Munition erhalten | |
> haben. | |
Bild: Russischer Soldat auf dem Gelände des Akw Saporischschja | |
## Wagner-Truppe soll Munition aus Moskau erhalten | |
Nach Ankündigung ihres Abzugs aus der umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut | |
soll die russische Söldnertruppe Wagner nach eigenen Angaben nun doch die | |
geforderte Munition und Verstärkung aus Moskau erhalten. „Uns wurden so | |
viel Munition und Waffen versprochen wie zur Fortsetzung der | |
Kampfhandlungen nötig“, [1][sagte der Chef der Wagner-Truppe, Jewgeni | |
Prigoschin], am Sonntag auf dem Telegram-Kanal seines Pressedienstes. Zudem | |
sei ihm Flankenschutz zugesichert worden, damit seine Einheiten nicht | |
Gefahr liefen, eingekesselt werden. Moskau äußerte sich zunächst nicht | |
dazu. | |
Für die Koordination der Söldner mit den regulären Einheiten sei General | |
Sergej Surowikin zuständig – „der einzige Mensch mit Generalsstern, der was | |
vom Kämpfen versteht“, befand Prigoschin. | |
Prigoschin hatte in der Vergangenheit mehrfach das russische | |
Verteidigungsministerium für die hohen Verluste seiner Söldnertruppe in | |
Bachmut verantwortlich gemacht. Wegen fehlender Artilleriemunition seien | |
die Ausfälle beim Sturm der Stadt fünfmal so hoch wie nötig, sagte er. | |
Deswegen verkündete er zuletzt den Abzug seiner Einheiten ab dem 10. Mai. | |
Noch in der Nacht hatte er die Entscheidung mit der drohenden Gefahr eines | |
Aufreibens seiner Truppe gerechtfertigt. Er behauptete, dass in der | |
Schlacht um Bachmut 50 000 Ukrainer gefallen sein, räumte aber zugleich | |
„Zehntausende“ Tote und Verletzte auf eigener Seite ein. | |
[2][Prigoschin gilt wie Surowikin oder auch der tschetschenische Machthaber | |
Ramsan Kadyrow], dessen Einheiten die Wagner-Positionen in Bachmut | |
eigentlich übernehmen sollten, als Hardliner in Russlands Angriffskrieg | |
gegen die Ukraine. Experten sprechen von einem Machtkampf innerhalb der | |
russischen Elite, der die Effizienz der Kriegsführung Moskaus weiter | |
schmälert. (dpa) | |
## Abwehr eines nächtlichen Drohnenangriffs auf Sewastopol | |
Russischen Angaben zufolge ist in Sewastopol auf der von Russland | |
annektierten ukrainischen Halbinsel Krim in der Nacht ein Drohnenangriff | |
abgewehrt worden. „Flugabwehreinheiten und Einheiten der elektronischen | |
Kriegsführung haben einen weiteren Angriff auf die Stadt abgewehrt“, | |
erklärte der von Russland eingesetzte Gouverneur von Sewastopol, Michail | |
Raswoschajew, am Sonntag im Onlinedienst Telegram. | |
Die Ukraine hätte mehr als zehn Drohnen auf die Stadt abgefeuert, fügte er | |
hinzu. Zwei Drohnen seien über dem Meer abgeschossen worden, eine weitere | |
sei in einen Wald gestürzt, nachdem sie die Kontrolle verloren hatte. „Es | |
wurde keine Infrastruktur in der Stadt beschädigt“, sagte Raswoschajew. In | |
der Hafenstadt Sewastopol ist die russische Schwarzmeerflotte stationiert. | |
Der jüngste Vorfall ereignete sich vor dem Hintergrund s[3][ich häufender | |
Drohnenangriffe], Sabotageakte und mutmaßlicher Anschläge auf russischem | |
Gebiet – teilweise weit von der Ukraine entfernt – deren Urheber nicht | |
eindeutig identifiziert werden konnten. Russland bereitet sich derzeit auf | |
die Feierlichkeiten zum Jahrestag des Sieges der Sowjetunion gegen | |
Nazi-Deutschland am 9. Mai vor. | |
Am Samstag hatten russische Behörden bereits den Abschuss einer russischen | |
Rakete über der Krim gemeldet – die Halbinsel ist 2014 von Russland | |
annektiert worden. Anfang der Woche wurde nach russischen Angaben zudem ein | |
Drohnenangriff auf den Kreml vereitelt. Derzeit scheint sich eine Offensive | |
der ukrainischen Streitkräfte abzuzeichnen. (afp) | |
## Russischer Kampfjet fängt polnisches Flugzeug | |
Ein russischer Kampfjet hat ein polnisches Flugzeug während eines | |
Patrouillenfluges für die EU-Grenzschutzbehörde Frontex abgefangen. Der | |
russische Suchoi Su-35-Kampfjet habe keinen Funkkontakt aufgenommen, bevor | |
er „aggressive und gefährliche Manöver“ ausführte, teilte der polnische | |
Grenzschutz am Sonntag mit. Das russische Kampfflugzeug habe sich dem | |
polnischen Flugzeug „dreimal genähert, ohne den erforderlichen | |
Sicherheitsabstand einzuhalten“. | |
Das polnische Flugzeug geriet den Angaben aus Warschau zufolge dadurch in | |
„erhebliche Turbulenzen“. Die fünfköpfige Besatzung habe zwischenzeitlich | |
„die Kontrolle über das Flugzeug und an Höhe verloren“. Der russische | |
Kampfjet sei „direkt vor der Nase des Flugzeugs“ geflogen und habe seine | |
Flugbahn in einer Entfernung von „etwa fünf Metern“ gekreuzt. Nach dem | |
Vorfall landete das polnische Flugzeug demnach sicher in Rumänien. | |
Das Flugzeug des polnischen Grenzschutzes war am Freitag auf einem | |
Frontex-Routine-Flug unterwegs, wie das rumänische Verteidigungsministerium | |
am Samstag mitteilte. Der Vorfall ereignete sich demnach „in | |
internationalem Luftraum über dem Schwarzen Meer“, etwa 60 Kilometer | |
östlich des rumänischen Luftraums. Rumänische und spanische Flugzeuge seien | |
daraufhin von der Nato in „Voralarm“ versetzt worden. | |
„Dieser Vorfall ist ein weiterer Beweis für das provokative Vorgehen der | |
Russischen Föderation im Schwarzen Meer“, erklärte Bukarest. Die | |
Europäische Grenzschutzagentur Frontex reagierte zunächst nicht auf eine | |
Anfrage der Nachrichtenagentur AFP. | |
Das polnische Flugzeug ist seit dem 19. April in Rumänien stationiert und | |
soll dort bis zum 17. Mai bleiben. Es gehört zu einem von Rumänien | |
organisierten Frontex-Einsatz, an dem auch Spanien und Schweden beteiligt | |
sind. | |
In den vergangenen Jahren haben sich Zwischenfälle [4][mit Flugzeugen von | |
Russland und Nato-Ländern gehäuft,] auch schon vor Beginn des russischen | |
Angriffskrieges gegen die Ukraine. Oft ereigneten sich die Vorfälle über | |
der Ostsee, aber auch über dem Schwarzen Meer und anderen Gebieten. (afp) | |
## Russischer Autor Prilepin nach Anschlag aus Koma erwacht | |
Der bei einem Anschlag schwer verletzte [5][russische Schriftsteller Sachar | |
Prilepin] ist nach offiziellen Angaben aus dem künstlichen Koma erwacht. | |
„Er ist bei Bewusstsein, nach Worten der Ärzte ist sein Zustand stabil, die | |
Stimmung munter“, schrieb der Gouverneur der Region Nischni Nowgorod, Gleb | |
Nikitin, am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal. | |
Prilepin gilt als starker Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen | |
die Ukraine. Er hat schon vorher im ukrainischen Donbass-Gebiet auf Seiten | |
der moskautreuen Separatisten gekämpft. Sich selbst bezeichnete er einmal | |
als Imperialisten. Am Samstag wurde der 47-Jährige bei der Explosion eines | |
Sprengsatzes an seinem Wagen im Gebiet Nischni Nowgorod schwer verletzt, | |
sein Fahrer kam dabei ums Leben. | |
Behördenangaben nach wurde der Anschlag mit einer Panzermine ausgeführt. | |
Wenige Stunden nach dem Vorfall, der sich unweit der Stadt Bor ereignete, | |
wurde laut Innenministerium ein 1993 geborener Mann festgenommen, der | |
bereits vorbestraft sein soll. Es seien Ermittlungen wegen eines | |
mutmaßlichen Terroranschlags eingeleitet worden, hieß es. Die russische | |
Führung macht für den Anschlag Kyjiw und westliche Staaten verantwortlich. | |
(dpa) | |
## IAEA-Chef: Lage um Akw Saporischschja unberechenbar | |
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, hat | |
am Samstag vor der Gefahr eines „ernsten atomaren Unfalls“ am von Russland | |
besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine gewarnt. Angesichts | |
der Evakuierung einer nahegelegenen Stadt, in der die meisten Mitarbeiter | |
des Akw leben, erklärte Grossi, die Situation im Gebiet rund um Kraftwerk | |
werde „immer unberechenbarer und potenziell gefährlich“. | |
„Diese große Atomanlage muss geschützt werden“, forderte der IAEA-Chef. Er | |
werde weiterhin Druck ausüben, damit alle Parteien sich für dieses wichtige | |
Ziel einsetzten, und die IAEA werde „weiterhin alles in ihrer Macht | |
stehende tun, um dazu beizutragen, die Sicherheit und die nukleare | |
Sicherheit der Zentrale zu garantieren“, erklärte Grossi. | |
[6][Die IAEA-Experten auf dem Gelände des Kraftwerks würden die Lage aus | |
der Nähe überwachen], um „jede mögliche Auswirkung auf die Sicherheit | |
aufzuspüren“, betonte Grossi. | |
Der Bürgermeister von Melitopol, Ivan Fedorow, erklärte im Online-Dienst | |
Telegram, die von den russischen Behörden angekündigte „Evakuierung“ | |
verlaufe zu schnell. Am Kontrollposten Schongar an der Straße von Melitopol | |
zur Krim hätten sich sehr lange Warteschlangen gebildet. Seit Freitag | |
würden alle 20 bis 30 Minuten Busse abfahren. | |
Das Atomkraftwerk Saporischschja ist nicht von der Teil-Evakuierung der | |
Region Saporischschja betroffen, wie der von den russischen Behörden | |
ernannte Leiter der Anlage, Juri Tschernitschuk, am Samstag mitteilte. | |
Am Freitag hatte der von Moskau eingesetzte Verwaltungschef der Region | |
Saporischschja, Jewgeni Balizki, die Teil-Evakuierung von 18 von Russland | |
besetzten Orten in der Region Saporischschja angeordnet, darunter auch | |
Energodar, wo sich das Atomkraftwerk Saporischschja befindet. Betroffen | |
seien Familien mit Kindern, ältere Menschen, Behinderte und Patienten von | |
Krankenhäusern. Balizki begründete dies damit, dass es in den vergangenen | |
Tagen vermehrt ukrainische Bombenangriffe gegeben habe. | |
Die russische Nachrichtenagentur Tass meldete unter Berufung auf einen | |
anderen Beamten der Besatzungsverwaltung, die russischen Behörden planten | |
die Evakuierung von rund 70.000 Menschen aus Orten in der Region. | |
Das Atomkraftwerk Saporischschja wird seit März 2022 von der russischen | |
Armee kontrolliert. Es wurde wiederholt beschossen, was Angst vor einer | |
atomaren Katastrophe schürte. (afp) | |
## Russische Besatzer kündigen Teilevakuierung | |
Die russische Besatzungsmacht will frontnahe Gebiete im südukrainischen | |
Saporischschja evakuieren. „Die Obrigkeit des Gebiets Saporischschja hat | |
entschieden, die Bewohner von 18 frontnahen Ortschaften wegen des | |
zunehmenden ukrainischen Beschusses zeitweise tiefer in die Region zu | |
verlegen“, schrieb der Vertreter der moskautreuen Verwaltung, Wladimir | |
Rogow, am Freitag in seinem Telegram-Kanal. Unter anderem soll auch die | |
Stadt Enerhodar, in der das Atomkraftwerk Saporischschja liegt, geräumt | |
werden. | |
Daneben sollen auch die Bewohner der Städte Tokmak und Polohy sowie der | |
Großsiedlungen Kamjanka und Rosiwka ihre Koffer packen. Die Ortschaften | |
liegen teilweise bis zu 40 Kilometer hinter der aktuellen Frontlinie. | |
Allerdings wird in der näheren Zukunft mit einer ukrainischen | |
Gegenoffensive gerechnet. Als eine Möglichkeit gilt dabei ein militärischer | |
Vorstoß im Gebiet Saporischschja in Richtung der Küste des Asowschen | |
Meeres. Die Anschläge auf strategisch wichtige Objekte im von Russland | |
kontrollierten Hinterland der Front haben zuletzt stark zugenommen. (dpa) | |
7 May 2023 | |
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