# taz.de -- Statistik der Polizei in Berlin: Linke waren 2022 netter | |
> Die Zahl der registrierten Gewalttaten mit linksextremistischen | |
> Hintergrund war 2022 stark rückläufig. Rechte Propaganda nahm dagegen zu. | |
Bild: Innensenatorin Spranger (SPD) bei der Vorstellung der Statistik | |
BERLIN epd/taz | Mehr Straftaten von Rechtsextremisten, bedeutend weniger | |
dagegen im linksextremen Spektrum: Das ist die Bilanz zur politisch | |
motivierten Kriminalität in Berlin für das vergangene Jahr. Insgesamt | |
stellte die Polizei 2022 einen Rückgang um 14,6 Prozent auf 5.122 Fälle | |
fest (minus 875 Fälle), wie Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Freitag | |
in Berlin bei [1][der Vorstellung der Jahresstatistik] sagte. | |
Dabei sank die Anzahl politisch motivierter Gewaltdelikte gegenüber 2021 um | |
fast die Hälfte auf 565 Fälle (minus 45,1 Prozent oder 465 Fälle). Außerdem | |
wurden im vergangenen Jahr 381 Fälle mit antisemitischer Motivation bei der | |
Polizei registriert, ein Rückgang um 17,9 Prozent (minus 79 Fälle). | |
Darunter waren 25 Gewaltdelikte, 11 Fälle mehr als 2021. | |
Spranger sprach von im Schnitt einer antisemitischen Straftat pro Tag. Die | |
Statistik gebe allerdings nur das „Hellfeld“ wieder, die Dunkelziffer sei | |
wohl höher. Die Straftaten waren demnach hauptsächlich rechtsextrem | |
motiviert (273 Fälle). Zudem seien im vergangenen Jahr 27 antiziganistisch | |
motivierte Straftaten registriert worden, sieben mehr als im Jahr zuvor, | |
darunter drei Gewaltdelikte. | |
Die Zahl der „queerfeindlichen“, gegen die sexuelle Orientierung der | |
Menschen gerichteten Fälle stieg leicht um 2,5 Prozent auf 542 Fälle (plus | |
13 Fälle). Dieses Problem lasse sich nicht allein mit polizeilichen Mitteln | |
lösen, betonte Spranger. | |
## Letzte Generation tut was für die Statistik | |
Polizeipräsidentin Barbara Slowik verwies auf den starken Anstieg der | |
Delikte im Zusammenhang mit Klima- und Umweltthemen. Die Fallzahlen stiegen | |
demnach von 98 (2021) auf 404 im vergangenen Jahr (plus 312 Prozent). Davon | |
wurden mehr als drei Viertel (78,5 Prozent) den Klimaaktivisten der Gruppe | |
Letzte Generation zugeordnet. Die Berliner Polizei hat dafür eine eigene | |
Ermittlungsgruppe „Asphalt“ eingerichtet. Slowik sprach in dem Zusammenhang | |
von mittlerweile rund 2.600 Strafverfahren in diesem Bereich. | |
Zum Rückgang der gesamten Fallzahlen verwies Spranger auf den starken | |
Einfluss „tagesaktueller Entwicklungen“, insbesondere die Protestbewegung | |
gegen die Corona-Infektionsschutzmaßnahmen in den Jahren 2020 und 2021. | |
Deshalb seien die Zahlen aus diesen Jahren nur bedingt mit der Fallzahl aus | |
dem vergangenen Jahr zu vergleichen. Offiziell endete die „epidemische | |
Notlage“ in Berlin erst Ende März 2022. | |
Ein Vergleich mit dem Jahr 2019 zeige jedoch, dass die Fallzahlen insgesamt | |
weiterhin ansteigen. Gründe seien der Anstieg im Themenzusammenhang mit | |
Klima- und Umweltschutz sowie mit dem Ukraine-Krieg. | |
Die rechts motivierte Kriminalität stieg 2022 um 4,8 Prozent (100 Fälle) | |
auf 2.189 Fälle. Die Zahl der rechten Gewaltdelikte sank um 17 auf 138 | |
Fälle. Dagegen stieg die Zahl der rechten Propagandadelikte um ein Fünftel | |
(20,2 Prozent) auf 1.022 Fälle. Die Anzahl der fremdenfeindlich motivierten | |
Delikte war nahezu gleichbleibend bei 1.093 Fällen. | |
Die links motivierte Kriminalität ging um mehr als ein Drittel zurück | |
(minus 37,2 Prozent) auf 958 Fälle. Die Zahl der linken Gewaltdelikte, | |
unter anderem Brandanschläge, sank um mehr als zwei Drittel (minus 68,5 | |
Prozent) auf 124 Fälle. | |
21 Apr 2023 | |
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