# taz.de -- Parkbänke in Pankow: Eine demokratische Institution | |
> Der Bezirk Pankow bittet Anwohner*innen noch bis Ende diesen Monats | |
> um Vorschläge, wo neue Parkbänke aufgestellt werden könnten. Gute Idee! | |
Bild: Parkbänke kann es nie genug geben, nicht einmal hier im Tiergarten | |
Die Parkbank ist eine der unterschätztesten Errungenschaften der | |
Zivilisation. Denn dieses geliebte Stadtmöbel macht es nicht nur ganz | |
kostenlos möglich, zwischen oder nach der Arbeit oder dem Einkauf zur Ruhe | |
zu kommen, den Gedanken nachzuhängen, nichts zu tun, zu träumen, sich mit | |
anderen zu treffen oder mit Wildfremden ins Gespräch zu kommen. [1][Sie ist | |
auch ein Ort für Verliebte, für Lesende], für Alte oder andere Menschen, | |
die nicht ausdauernd gehen können – und nicht zuletzt für Obdachlose, die | |
sich darauf betten können – wenn sie nicht durch Armlehnen daran gehindert | |
werden. Im Grunde ist die Parkbank eine demokratische Institution. | |
Insofern ist es nur folgerichtig, [2][dass der Bezirk Pankow seine | |
Bürger*innen noch bis zum Ende des Monats dazu einlädt, Standorte für | |
zahlreiche Parkbänke von Prenzlauer Berg bis Buch vorzuschlagen], die er | |
dort noch in diesem Jahr neu anschaffen und aufstellen möchte. Bis jetzt, | |
so informiert der Bezirk, wurden mehr als 70 Vorschläge gemacht – und da | |
die Vorschlagenden angehalten sind, die örtlichen Notwendigkeiten so genau | |
wie möglich zu umreißen, lassen sich interessante Milieustudien an diesen | |
Empfehlungen betreiben. | |
So lässt sich nach erster Sichtung grob sagen, dass innerhalb der Ringbahn | |
und etwas darüber hinaus sich viele Menschen eher egoistisch wünschen, vor | |
der eigenen Haustür, der Eisdiele ihres Vertrauens oder der Schule ihrer | |
Kinder bequemer verweilen zu dürfen. Darüber hinaus finden sich aber auch | |
Vorschläge für Bänke auf dem Grünstreifen mit den Tramgleisen auf der | |
Greifswalder Straße, der seit 20 Jahren irgendwie lieblos wirkt zum | |
Beispiel. | |
Je weiter man aber rauskommt aus der Stadt, also dorthin, wo bei der | |
[3][Wiederholungswahl im Februar auch in Pankow sehr viele Menschen | |
konservativ wählten], desto öfter gibt es gemeinnützige Parkbankwünsche in | |
öffentlichen Grünanlagen, entlang von Fahrradwegen oder in | |
Naturschutzgebieten. Die Schönholzer Heide beispielsweise, so beschwert | |
sich ein*e Anwohner*in, sei praktisch parkbankfrei und ergo nicht begehbar | |
für Menschen, die aus welchem Grund auch immer nicht lange durchhalten. An | |
den wunderschönen Karower Teichen, einem der besten Orte für | |
Vogelbeobachtungen in Berlin, steht noch keine Bank. Und am Faulen See, wo | |
inzwischen auch wieder fleißig gebrütet wird, auch nicht. | |
Wer in dieser alternden Gesellschaft mal versucht hat, mit eine*r | |
Achtzigjährige*n spazieren zu gehen, der weiß: Eine Gegend kann noch so | |
schön sein. Ohne Parkbank funktioniert sie in diesem Fall einfach nicht | |
mehr. | |
19 Apr 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Lesefest-in-Cottbus/!5794028 | |
[2] https://mein.berlin.de/projekte/neue-banke-fur-pankow/ | |
[3] /Nach-den-Wahlen-in-Berlin/!5915679 | |
## AUTOREN | |
Susanne Messmer | |
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