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# taz.de -- Professorin über künstliche Intelligenz: „Empathie und Wertsch�…
> Sucht, Schulden, Kindererziehung – bei vielen Problemen können
> Online-Beratungsstellen via Chat und Mail helfen. Auch mit einer KI?
Bild: Passt gut, so ohne Termin: Online-Beratung
Emily Engelhardt öffnet die Website von OpenAi – dem Unternehmen hinter dem
Chat-Bot [1][ChatGPT], einer künstlichen Intelligenz. „Sind Sie ein
Mensch?“, fragt die Website. Engelhardt lacht und klickt: „Ja“. ChatGPT
öffnet sich, es sieht aus wie Whatsapp. Sie tippt: „Mein Kind schläft
nachts nicht durch. Was kann ich tun?“ – Eine Frage, die so oder so ähnlich
auch bei einer Online-Beratung gestellt werden könnte. ChatGPT antwortet:
„Achten Sie darauf, dass das Kinderzimmer ruhig, dunkel ist und eine
angenehme Temperatur hat.“ Es empfiehlt Vorlesen, Schlaflieder oder
Entspannungsübungen und rät, Handys und Co. eine Stunde vor dem
Schlafengehen auszuschalten.
taz: Frau Engelhardt, wie finden Sie diese Antwort?
Emily Engelhardt: Gar nicht so schlecht. Das sind sicherlich Punkte, die
man Eltern auch in einer Online-Beratung sagen würde.
Was würden Sie anders machen?
Viel mehr nachfragen. Um eine gute Antwort geben zu können, muss ich als
Beraterin ein genaues Bild vom Anliegen haben. Dafür muss ich Rückfragen
stellen. Wie alt ist das Kind? Seit wann schläft es schlecht? Und so
weiter. Das kann der Mensch, und ChatGPT nicht. Noch nicht.
Was macht eine gute Beratung aus?
Gute Beratungsgespräche hängen nicht nur vom Inhalt ab, sondern ganz
wesentlich von der Beziehung, die zwischen der beratenden Person und der
ratsuchenden Person entsteht. In der Online-Beratung muss ich als Beraterin
also Empathie und Wertschätzung verschriftlichen. Aber das gelingt uns bei
Liebesbriefen ja auch.
Welche Vorteile hat eine Beratung per Mail oder Chat?
Solche Beratungsangebote sind anonym, das ist ein großer Vorteil. Man muss
keine Beratungsstelle aufsuchen, wenn man nicht will oder kann. Und man
muss keine Termine vereinbaren, man kann sich einfach hinsetzen und
schreiben.
Das gilt ja auch für ChatGPT. Kann so ein Bot also die Online-Beratung
ersetzen?
Das glaube ich nicht, zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Ich würde
auch versuchen, wegzukommen von der Frage, ob ChatGPT die Online-Beratung
ersetzen kann. Sondern fragen: Wie kann ChatGPT die Online-Beratung
ergänzen?
Und wie?
Man könnte solche Chatbots auf Beratungsseiten einbetten. Sie wären rund um
die Uhr erreichbar, auch wenn – um beim Beispiel zu bleiben – nachts mein
Kind schreit. Oder der Chatbot stellt erste Fragen und vermittelt dann an
die entsprechenden Berater*innen. So wie bei Telefon-Hotlines. Und es
stellt sich die Frage, ob Berater*innen Chatbots nutzen könnten, um
Antworten für Ratsuchende zu formulieren. Man kann ChatGPT sagen, dass es
empathisch antworten soll. Als ich das mal gemacht habe, waren die
Antworten nicht schlecht, vielleicht sogar besser als manche Antworten, die
ich schon von Berater*innen gelesen habe.
Aber ChatGPT macht Fehler.
Solche Antworten müssten natürlich gegengelesen werden.
Online-Beratungen helfen auch bei Themen wie Suizid oder Extremismus. Wie
gefährlich wären hier Bots?
Ich bin da zwiegespalten. Menschen befragen ja schon heute Suchmaschinen
wie Google zu Themen wie Suizid. Und finden dort sehr gefährliche Antworten
auf ihre Fragen. Wir müssen uns fragen: Welche Daten und Informationen
werden in KIs eingespeist? Menschen müssen dort Antworten finden, die ihnen
helfen und nicht schaden. Und wir dürfen den Datenschutz nicht vergessen –
ein unglaublich hohes Gut in der Online-Beratung. Die Soziale Arbeit muss
sich beteiligen und einbringen, damit unsere Adressat*innen von solchen
Entwicklungen profitieren.
30 Mar 2023
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Kuenstliche-Intelligenz/!t5924174
## AUTOREN
Oskar Paul
## TAGS
Interview
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
Beratung
Kriminalität
Technischer Fortschritt
Roboter
Konsum
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