| # taz.de -- Floorballerin Randi Kleerbaum: An den Jungs vorbei | |
| > Die Hamburgerin Randi Kleerbaum spielt im Floorball-Nationalteam der | |
| > Frauen. Gelernt hat sie in gemischt geschlechtlichen Teams. Anders ging | |
| > es nicht. | |
| Bild: Hat den Überblick: Randi Kleerbaum im Viertelfinale des Final-4- Pokals … | |
| Hamburg taz | Randi Kleerbaum [1][spielt Floorball] – im Dezember mal | |
| wieder für Deutschland. Floorball, Schweizer nennen es auch Unihockey, ist | |
| eine mit dem Hockey verwandte Sportart. Geschossen wird ein apfelgroßer | |
| Lochball aus Plastik. Hierzulande organisiert der Floorballverband | |
| Deutschland den Spielbetrieb der ersten und zweiten Ligen und nominiert | |
| Spielerinnen und Spieler für die Nationalteams. | |
| So wie Randi Kleerbaum: Seit 2013 ist sie Nationalspielerin. Im Dezember | |
| reist die 25-Jährige nach Singapur zu ihrer sechsten Weltmeisterschaft der | |
| Frauen. Kleerbaum spielt Floorball seit ihrem neunten Lebensjahr. Sie | |
| begann 2006 in Bonn. Die frisch gegründeten SSF Dragons Bonn waren ihr | |
| Einstieg in den schnellen Teamsport aus Skandinavien. Der junge Verein | |
| wuchs, Kleerbaum trainierte und spielte ihre ersten Ligaspiele. | |
| 2021 zog Kleerbaum für ihr Psychologiestudium nach Hamburg. Dort schloss | |
| sie sich den Lady Piranhhas an, der Floorball-Frauenabteilung des | |
| Eimsbütteler Turnverbands (ETV). Zwischen Spieltag und Bibliothek jobbt die | |
| Wahl-Hamburgerin in einem Laden für – na klar, Floorballzubehör. | |
| Ihr Alltag, sagt Kleerbaum, erfordere vor allem eines: Disziplin. Dreimal | |
| in der Woche trainiert sie, am Wochenende spielt sie in [2][Deutschlands | |
| höchster Frauenliga]. „Da kommt man nicht dazu, nebenher noch was zu | |
| machen, weil das von der Belastung nicht mehr geht.“ Auch Freizeit fehlt | |
| ihr. Früher hat Kleerbaum sogar Kindergeburtstage ausfallen lassen. „Ich | |
| habe mir dann gesagt, die siehst du ja auch morgen in der Schule.“ | |
| Mittlerweile priorisiert sie auch mal Freunde und Familie. Das viele | |
| Training lohnt sich: 2013 rückt die damals 16-Jährige für eine verletze | |
| Verteidigerin nach – und spielt ihre erste Weltmeisterschaft für | |
| Deutschland. Ihr Engagement in der Auswahl kostet sie vierstellige Beträge. | |
| Ihre Eltern unterstützen sie, den Rest erarbeitet sie selbst. Seit vier | |
| Jahren werden die Kosten vom Verband übernommen, Kleerbaum bezahlt nur noch | |
| die An- und Abreise. Wer [3][für den Flug nach Singapur] aufkommt, ist noch | |
| nicht geklärt. | |
| Randi Kleerbaum [4][spielte ihre gesamte Jugend in gemischten Teams]. Davon | |
| habe sie profitiert, sagt sie: „Dadurch, dass ich schnelle Entscheidungen | |
| treffen musste und irgendwann einfach physisch nicht mehr so stark war wie | |
| die Jungs, musste ich mir anders helfen. Dabei habe ich meine Technik stark | |
| weiterentwickelt.“ Bis zur zweiten Liga dürfen Frauen und Männer zusammen | |
| spielen. Nur Deutschlands höchste Spielklasse, die Erste | |
| Floorball-Bundesliga, trennt Frauen und Männer. | |
| Leider merke sie schon einen Unterschied, sagt Kleerbaum: Es fehle die | |
| Breite – Floorball in Deutschland brauche mehr Mädchen. „Wenn ich wählen | |
| kann, gucke ich lieber ein Herrenspiel.“ Das sei deutlich schneller und | |
| somit auch attraktiver. | |
| Es spielen einfach weniger Frauen Floorball. Das fange schon in den | |
| Jugendmannschaften an: „Viele Mädchen beginnen mit ihren Freundinnen mit | |
| Floorball, hören als Teenager aber wieder auf, anstatt mit Jungen zu | |
| spielen. Als Grund komme dann etwa: „Die sind mir zu rabiat.“ Diese Mädchen | |
| fehlen später, um Jugendteams zu bilden. Für die verbleibenden Mädchen | |
| bleibe als Alternative nur das Frauenteam – und „13-Jährige kannst du nicht | |
| in eine Bundesligamannschaft stecken“. | |
| 28 Feb 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Malek Tellissi | |
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