Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Problematische Aussagen zu Andrew Tate: Wer Männlichkeit verteidig…
> Misogyne Aussagen können nicht durch ein „Ich kenne viele Frauen“
> relativiert werden. Der Schauspieler Vincent Cassel hat’s trotzdem
> versucht.
Bild: Der Schauspieler Vincent Cassel während des Filmfestivals in Cannes im M…
Ich erinnere mich noch genau an das erste Mal, als ich „La Haine“ sah, den
französischen Film, der vom Leben in einer Banlieue bei Paris erzählt, weil
er mich so beeindruckte. „Dies ist die Geschichte einer Gesellschaft, die
fällt. Während sie fällt, sagt sie, um sich zu beruhigen, immer wieder: Bis
hierher lief’s noch ganz gut. Bis hierher lief’s noch ganz gut. Bis hierher
lief’s noch ganz gut. Aber wichtig ist nicht der Fall – sondern die
Landung.“
Damals mit 17 Jahren feierten meine Freund*innen und ich dieses berühmte
Zitat als besonders tiefgründig – wie eben viele andere in unserem Alter.
Es ist auch der Film, mit dem Vincent Cassel, der später in Hollywood
Erfolge feierte, berühmt wurde.
Sagen wir’s so, ich bin über das Interview, das er vergangenen Freitag
[1][dem britischen Guardian gegeben] hat, nicht sonderlich überrascht, weil
seine Aussagen denen vieler Männer in seinem Alter ähneln. Aber dass er
mehr oder minder direkt [2][Andrew Tates Misogynie] gewisse Berechtigung
beimisst, ist doch noch mal eine andere Qualität. Viele von den Dingen, die
Tate sage, kämen „falsch rüber“, vor allem, wenn man seinen Background
beachte, sagt Cassel in dem Interview. „Aber dazwischen sind Dinge, die
interessant sind, weil er Männlichkeit verteidigen will.“
Wir erinnern uns: Andrew Tate ist nicht nur ein krasser Frauenfeind,
rassistisch, queerfeindlich, mit [3][Verbindung zu Rechtsextremen], er
sitzt derzeit wegen mehrfacher Vergewaltigung und Menschenhandel in
Rumänien hinter Gittern (auch wenn er noch nicht offiziell angeklagt
wurde). Wenn man ihm da Vernunft attestiert, ist man komplett lost.
## Rolle als harter Mann
Ich frage mich echt, wann dieser Typus Mann aufhört rumzuheulen, weil
„Maskulinität“, wie er sie sich vorstellt, angeblich flöten ginge (und ich
bin gespannt auf die Mails, die ich von ebendiesen Männern bekommen werde).
Am Witzigsten ist ja, dass diese Aussage ausgerechnet von Vincent Cassel
kommt, der regelmäßig in der Rolle als „harter Mann“ gecastet wird (wie
schon in „La Haine“). Aber der Schauspieler fliegt eh an der Realität
vorbei, wie mir scheint; auf die Frage, ob das nicht misogyn sei,
antwortete er: „Ich bin nicht misogyn. Ich bin von Frauen umgeben. Von
morgens bis abends, denn ich habe drei Töchter, eine Frau, eine Ex-Frau,
eine Mutter.“
Es ist die klassische „Ich habe auch einen Schwarzen
Freund“-Rechtfertigung, die absolut nichts entschuldigt. Fettes Nein,
Vincent. Frauen zu kennen, macht dich nicht weniger frauenfeindlich.
Und so bin ich zwar nicht überrascht, aber doch jedes Mal aufs Neue
enttäuscht, wenn sich Sänger und Schauspieler als misogyne Drecksäcke
entpuppen. Vergewaltigung ist für viele offensichtlich nicht gerade weit
oben auf der Liste der nicht verzeihbaren Dinge. Zum Glück habe ich „La
Haine“ erst vor wenigen Monaten noch mal gesehen. Mir ist die Lust an
Vincent-Cassel-Filmen gehörig vergangen.
20 Feb 2023
## LINKS
[1] https://www.theguardian.com/film/2023/feb/17/vincent-cassel-on-playing-an-a…
[2] /Thunberg-Musk-und-der-Gaspreis/!5901723
[3] https://www.belltower.news/andrew-tate-brutale-misogynie-mit-millionenpubli…
## AUTOREN
Isabella Caldart
## TAGS
Kolumne Gossip Girl
Männer
Französischer Film
Männergewalt
Kolumne Gossip Girl
Kolumne Gossip Girl
Kolumne Gossip Girl
Greta Thunberg
## ARTIKEL ZUM THEMA
Plan International zu Männlichkeit: Ein gewaltiges Problem
Eine Befragung legt nahe, dass viele Männer Gewalt gegen Frauen gutheißen.
Dass das so ist, liegt auch an den Männern, die sich für die Guten halten.
Sängerin Lizzo ist für alle da: Der Popstar, den wir brauchen
Es wird Zeit für eine Lizzo-Huldigung bei der Kolumne „Gossip Girl“. Denn
kaum ein Star ist so funny, schlagfertig, empathisch und cool wie sie.
Outing als nicht-binäre Person: Gesellschaftliche Grenzen gesprengt
Sam Smith ist nicht-binär, und manche Menschen haben damit ein Problem. Für
Smith aber war das Outing eine Freude – wie schön!
Disstracks von Shakira und Miley Cyrus: Rachepop, der gut ins Ohr geht
Wie mit Ex-Beziehungen abrechnen? Shakira und Miley Cyrus haben Songs
veröffentlicht, bei denen die Zuordnung eindeutig ist.
Thunberg, Musk und der Gaspreis: Heuchelei und Leckerli
Thunberg lästert über kleine Pimmel, Musk fordert Qualität, und meine
Hündin ist zwar klüger, aber auch nicht unbestechlicher als mancher Mensch.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.