| # taz.de -- Türkischer Außenminister in den USA: Keine US-Kampfjets für die … | |
| > Washington lehnt den Verkauf von F-16 an Ankara weiterhin ab. Fehlende | |
| > Menschenrechte und die Nato-Norderweiterung seien die Gründe. | |
| Bild: US-Außenminister Antony Blinken und der türkische Außenminister Mevlü… | |
| Istanbul taz | Angesichts der Blockade bei dem Verkauf von | |
| F-16-Kampfflugzeugen an die Türkei durch den US-Kongress hat sich der | |
| türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu am Mittwochabend in Washington m… | |
| seinem US-Kollegen Antony Blinken getroffen. Die Türkei macht indirekt auch | |
| [1][ihre Zustimmung für einen Nato-Beitritt] Schwedens und Finnlands von | |
| einer Lieferung der Kampfflugzeuge abhängig. | |
| Nachdem der wichtige Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses im Senat, | |
| der demokratische Senator Bob Menendez, am Wochenende noch einmal erklärt | |
| hatte, er lehne das Geschäft entschieden ab, wollte Çavuşoğlu nun vor Ort | |
| erfahren, ob die Türkei noch mit einer Lieferung rechnen kann. Menendez | |
| hatte seine Ablehnung damit begründet, dass die Türkei ständig [2][gegen | |
| Menschenrechte und demokratische Normen verstoße] und sich mit der | |
| Weigerung, den Nato-Beitritt von Schweden und Finnland zu ratifizieren, | |
| auch als schlechter Nato-Partner erwiesen habe. | |
| Es ist deshalb wohl ausgeschlossen, dass der Kongress einem Verkauf der | |
| F-16 zustimmen wird, wenn die Türkei nicht vorher den Beitritt der | |
| Skandinavier verbindlich ratifiziert hat. Daran hat wohl auch das Treffen | |
| zwischen Blinken und Çavuşoğlu wenig geändert. Blinken erklärte zwar, die | |
| Regierung sei nach wie vor für eine Lieferung der Kampfflugzeuge, wie er | |
| den Verkauf durch den Kongress bringen will, sagte er jedoch nicht. | |
| ## USA hatten die Lieferung von Kampfflugzeugen im Juni zugesagt | |
| US-Präsident Biden hatte Erdoğan [3][bei dem letzten Nato-Gipfel im Juni in | |
| Madrid] zwar zugesagt, dass er sich für die Lieferung der Kampfflugzeuge an | |
| die Türkei einsetzen werde, doch bislang ist von seiner Regierung wenig | |
| unternommen worden. Erdoğan hat bei demselben Gipfel daraufhin zwar | |
| grundsätzlich zugestimmt, dass Schweden und Finnland Nato-Mitglieder werden | |
| können, eine Ratifizierung durch das Parlament jedoch davon abhängig | |
| gemacht, dass die beiden skandinavischen Länder härter gegen die kurdische | |
| PKK und die Gülen-Sekte vorgehen, von denen etliche Mitglieder nach | |
| Schweden geflüchtet sind. | |
| Obwohl Schweden bereits zugesagt hat, [4][die Unterstützung für die | |
| syrisch-kurdische YPG-Miliz], die nach Ansicht der Türkei ein Ableger der | |
| PKK ist, einzustellen und auch das Waffenembargo gegen die Türkei | |
| aufgehoben hat, besteht Erdoğan darauf, dass das nicht reicht. Schweden und | |
| Finnland müssten rund 100 Dissidenten ausliefern, was zuletzt Schwedens | |
| neuer Ministerpräsident Ulf Kristersson ausdrücklich als mit den Gesetzen | |
| Schwedens unvereinbar zurückgewiesen hatte. | |
| Damit scheint eine wechselseitige Blockade zwischen der Türkei, den | |
| Skandinaviern und den USA perfekt. Erdoğan pokert hoch, könnte aber am Ende | |
| den Kürzeren ziehen. Nachdem jetzt festzustehen scheint, dass [5][die | |
| Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei Mitte Mai] stattfinden | |
| werden, kann man davon ausgehen, dass sich vorher nichts mehr tun wird. | |
| Der außenpolitische Sprecher Erdoğans, İbrahim Kalın, hat am Wochenende | |
| gegenüber ausländischen Journalisten schon klargemacht, dass man zwar im | |
| Prinzip für einen Beitritt von Schweden und Finnland sei, vor Juni aber | |
| sicher kein Gesetz zur Ratifizierung im Parlament einbringen wird. | |
| So lange will Erdoğan sich noch [6][als starker Mann im Wahlkampf | |
| profilieren]. Damit bringt er sich aber in der Nato immer mehr in eine | |
| völlige Außenseiterposition. Selbst der immer höchst diplomatisch | |
| formulierende Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte kürzlich bei | |
| einem Treffen mit Kristersson gesagt, für die Türkei würde es in der Nato | |
| sehr prekär, wenn sie nicht endlich dem Beitritt zustimmen würden. Viele | |
| Nato-Staaten nehmen der Türkei sowieso schon ihren engen Kontakt zum | |
| russischen Präsidenten Wladimir Putin übel. So wird Blinken seinen | |
| türkischen Kollegen vorhalten, die Türkei unterlaufe die gegen Russland | |
| verhängten Sanktionen. Ziehen die USA daraus Konsequenzen, könnte es für | |
| Erdoğan tatsächlich prekär werden. | |
| 19 Jan 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jürgen Gottschlich | |
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