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# taz.de -- Eiskunstlauf-EM verpasst: Berliner Eisblockade
> Bei der Eiskunstlauf-EM fehlen zwei gute georgische Paare mit russischen
> Pässen. Dafür soll der deutsche Verband mitverantwortlich sein.
Bild: Karina Safina und Luka Berulava, amtierende Juniorenweltmeister, bei der …
Bei den Europameisterschaften im Eiskunstlauf diese Woche in Espoo, einem
Vorort der finnischen Hauptstadt Helsinki, werden alle Titel neu vergeben.
Dass keine Titelverteidiger am Start sind, liegt weniger an der
nacholympischen Saison als an dem Ausschluss Russlands von
Sportwettbewerben. Russland hat in Europas Eiskunstlauf so dominiert, dass
letztes Jahr alle vier Titel, drei Silber- und zwei Bronzemedaillen an
SportlerInnen dieser Nation gingen.
Doch während bei Frauen, Männern und im Eistanz auch im nacholympischen
Jahr und ohne Russland starke Starterfelder mit würdigen TitelanwärterInnen
antreten, sind es beim Paarlauf gerade einmal 13 Paare. Chancen auf die
Medaillen haben die beiden italienischen Paare Sara Conti/Nicolo Macii und
Rebecca Ghilardi/Filippo Ambrosini, aber a[1][uch die deutschen Paare
Annika Hocke/Robert Kunkel sowie Alisa Efimova/Ruben Blommaert.]
Dass es an der Spitze nicht mehr europäische Paare gibt, hat auch mit der
deutschen Eislauf-Union zu tun, glaubt man ihrem ehemaligen Bundestrainer
Alexander König. Der hatte im Herbst in Berlin zwei georgische Paare
trainiert, die zur absoluten europäischen Spitze gehörten, in Finnland aber
nicht antreten. Karina Safina/Luka Berulava sind die amtierenden
Juniorenweltmeister und Vierte der letztjährigen europäischen Titelkämpfe.
Das andere Paar, Anastasia Metelkina/Daniil Parkmann, hat sich in dieser
Saison bei König sehr verbessert, sodass auch sie der europäischen Spitze
angehörten.
Doch beide Paare [2][mussten im Dezember ihr Training in Berlin] abbrechen,
weil, so König, eine Blockadehaltung der DEU es ihnen nicht ermöglichte,
rechtzeitig ein Visum zu beantragen. Sie sind König zufolge im Dezember
nach Russland zurückgekehrt, wo sie bis zur Teilmobilmachung im September
2022 gelebt und trainiert hatten. Dort hätten sich König zufolge beide
Paare getrennt. Die SportlerInnen seien auf neuer Partnersuche.
## Trainingsmöglichkeit außerhalb Russlands
Alle vier haben neben der georgischen auch die russische
Staatsangehörigkeit, so dass in Russland die Gefahr besteht, dass die
Männer zum Militärdienst müssen. In Georgien gibt es allerdings keine
Eisbahn, auf der sie trainieren können. Deshalb hatte sich der georgische
Eislaufverband nach der Teilmobilisierung in Russland Ende September
bemüht, für alle seine Sportler Trainingsmöglichkeiten außerhalb Russlands
zu finden. Das geht aus einem Schreiben des georgischen Verbandes hervor,
das der taz vorliegt. Die beiden Spitzenpaare trainierten nach dem Willen
des georgischen Verbandes bei Alexander König in Berlin.
Doch das untersagte ihnen die Deutsche Eislaufunion (DEU) in einem
Schreiben an den georgischen Verband vom 12. Oktober, das der taz vorliegt:
Die Eisbahn in Berlin könne man den Paaren nicht zur Verfügung stellen,
wenn sie mit König trainieren, denn die DEU habe mit König keinen Vertrag,
der habe aktuell keine Trainingsgruppe, steht dort. Alexander König
[3][hatte die Olympiasieger Aljona Savchenko/Bruno Massot] trainiert.
Vor gut einem Jahr kam es aber zum Bruch zwischen dem Eislaufverband und
ihrem ehemaligen Bundestrainer. Alexander König: „Die Georgier und ich
wurden der oft leeren Eisfläche in Berlin verwiesen und mussten uns in
Oberstdorf einen anderen Trainingsort suchen.“ Dort wohnten die Sportler
allerdings in Ferienwohnungen. Eine Visabeantragung war damit unmöglich,
denn dazu hätten sie Wohnraum am Trainingsort benötigt. In Berlin hatten
sie hingegen eine Wohnung. Erst am 7. November lenkte die DEU ein und
erlaubte König und den Paaren wieder das Training in Berlin. Zwischenzeitig
hatte die DEU einen neuen Vorstand gewählt, der möglicherweise die
Konfrontation nicht wollte.
Der georgische Verband lehnte es vor dieser Erfahrung allerdings ab, seine
Paare bei der Beantragung eines Visums für Deutschland, das sie ab Ende
Dezember gebraucht hätten, zu unterstützen. Die verbliebene Zeit wäre für
den bürokratischen Prozess ohnehin zu kurz gewesen. Beide Paare kehrten
nach Russland zurück. Mit ihrem Fleiß und ihrem hohen sportlichen Können
hatten sie die Berliner Juniorenpaare im Trainingsalltag sehr motiviert.
Die erheblichen Gebühren der Paare für Eisnutzung und Trainerhonorare
fließen seitdem nicht mehr nach Berlin, sondern sie bringen dem von
internationalen Wirtschaftssanktionen betroffenen Russland willkommene
Einnahmen.
Wenn sich das Verhalten der DEU unter internationalen Eislaufverbänden
herumspricht, wovon auszugehen ist, hat die DEU dem Trainingsstandort
Deutschland einen Bärendienst erwiesen. Gegenüber der taz bestreitet die
DEU allerdings „den geschilderten Sachverhalt.“ Die DEU schreibt:
„Bestätigen können wir, dass zwei international startende Paarlaufpaare,
die Georgien repräsentieren, […] an unserem Bundesstützpunkt in Berlin in
der Verantwortung von Alexander König auf unseren Eiszeiten trainiert
haben.“
24 Jan 2023
## LINKS
[1] /Vorschau-auf-Eiskunstlauf-DM/!5898712
[2] /Eiskunstlauf/!5895531
[3] /Karriereende-einer-Paarlaeuferin/!5765166
## AUTOREN
Marina Mai
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