# taz.de -- Reparationsforderungen aus Polen: Warschau will 1,3 Billionen Euro | |
> Der Reparationsbeauftragte beziffert die durch Nazideutschland | |
> verursachten Kriegsschäden. Der Autor des Gutachtens führt in Kürze | |
> Gespräche in Berlin. | |
Bild: Arkadiusz Mularczyk, Vize-Außenminister von Polen, mit dem Bericht über… | |
BERLIN dpa | Die polnische Regierung will bei ihrer Forderung nach | |
[1][Weltkriegsreparationen den Druck auf Deutschland weiter erhöhen]. „Die | |
Frage der Reparationen hat eine fundamentale Bedeutung für Polen. Es geht | |
hier nicht allein um eine politische Frage, sondern es geht um die Würde | |
Polens“, sagte der polnische Vize-Außenminister und Reparationsbeauftragte | |
Arkadiusz Mularczyk der Deutschen Presse-Agentur zum Auftakt seines | |
zweitägigen Antrittsbesuchs in Berlin. | |
„Jetzt hat Deutschland die Wahl: Entweder setzt es sich mit Polen an den | |
Verhandlungstisch, oder wir werden die Sache in sämtlichen internationalen | |
Foren thematisieren – in den UN, im Europarat und in der Europäischen | |
Union.“ | |
Die polnische Regierung habe mit ihren Aktivitäten erst begonnen, betonte | |
Mularczyk. Neben bilateralen Gesprächen sollte eine internationale | |
Konferenz zu dem Thema stattfinden, weil auch andere Länder betroffen | |
seien. Neben Polen [2][fordert auch Griechenland] seit langem Reparationen | |
von Deutschland. | |
„Diese Sache kann von der Bundesregierung nicht ausgesessen werden bis zur | |
nächsten Wahl“, sagte Mularczyk. „Es muss ein Dialog zu diesem Thema | |
stattfinden, sonst wäre das sehr schlecht für unsere Nachbarschaft.“ Polen | |
hat vor zwei Wochen bereits in einer offiziellen Note an 51 Staaten der EU, | |
der Nato und des Europarats um Verständnis für seine Forderungen geworben. | |
Mularczyk hat als Vorsitzender einer Parlamentskommission einen Bericht zu | |
den von Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg angerichteten Kriegsschäden in | |
Polen anfertigen lassen, der im September vorgestellt wurde. Darin ist die | |
Schadenssumme auf 1,3 Billionen Euro beziffert. Ende Oktober wurde | |
Mularczyk zum Vize-Außenminister und Reparationsbeauftragten der polnischen | |
Regierung ernannt. In diesen Funktionen führt er am Dienstag und Mittwoch | |
Gespräche in Berlin, unter anderem mit der Europa-Staatsministerin im | |
Auswärtigen Amt, Anna Lührmann. | |
Die Bundesregierung hält die Reparationsfrage für abgeschlossen und beruft | |
sich auf den Zwei-plus-Vier-Vertrag über die außenpolitischen Folgen der | |
deutschen Einheit, an dem Polen allerdings nicht beteiligt war. „Es sollte | |
zwischen Deutschland und Polen keine Dinge geben, die unter den Teppich | |
gekehrt werden“, betonte Mularczyk. Er warf Deutschland vor, seit den 50er | |
Jahren eine Politik des „Verschweigens, Verjährens und Vergessens“ zu | |
verfolgen. | |
„Ich kenne persönlich ältere Menschen, die im Krieg schwer verletzt wurden | |
und seitdem körperlich behindert sind. Sie haben ihr Leben lang nach | |
Gerechtigkeit gesucht und sie nicht gefunden. Die Deutschen sehen diese | |
Menschen nicht und tun so, als würden diese Menschen nicht existieren“, | |
sagte der Vize-Außenminister. „Gleichzeitig werden Altersrenten an | |
ehemalige Wehrmachtssoldaten und SS-Angehörige gezahlt. Diese Politik | |
Deutschlands muss der Welt gezeigt werden.“ Mularczyk sprach von einer | |
„großen historischen Ungerechtigkeit“. | |
6 Dec 2022 | |
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