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# taz.de -- ZDF-Krimi „Die purpurnen Flüsse“: Die Pest ist wieder da
> Im Sonntags-Krimi stört ein Toter die Idylle eines französischen
> Provinzortes. Ob es Mord war, bleibt zunächst unklar. Ein spannend
> erzählter Film.
Bild: „Die Pest“ ist ein spannend erzählter Krimi
Ach [1][Frankreich], du Land von Wein, Baguette, seichten melodramatischen
Filmen – bei Kommissar Pierre Niémans (Olivier Marchal) und seiner
Partnerin Camille Delauny (Erika Sainte) bist du eher das Land der Pest,
der Polizeigewalt und der verseuchten Ratten.
Dabei geht alles so entspannt los: Die [2][beiden Polizisten] wollen einen
ehemaligen Kollegen auf seinem Landsitz besuchen, um ein bisschen über
Bienen zu plaudern. Die Freude über das chillige Leben auf dem Land währt
nur kurz, da der Hobbyimker vermeintlich von seinen summenden Lieblingen
totgestochen auf einem Stuhl sitzt.
Doch der diensthabende Amtsarzt (Cyrille Thouvenin) legt sich nach einer
oberflächlichen Begutachtung des Toten auf einen anderen, ziemlich
erschreckenden Sterbegrund fest: die eigentlich seit Jahrhunderten
ausgerottete und sich schnell übertragende Beulenpest.
Nach dieser Hiobsbotschaft kehren Niémans und Camille nach Paris zurück;
dort wurde das nächste Pestopfer gefunden. Die junge Prostituierte trug die
Bakterien zwar in sich, zur Sicherheit wurde ihr aber auch der Hals
aufgeschlitzt. Doppelt hält bekanntlich besser. Um das Geschehen fundierter
einordnen zu können, wird nun das Pasteur-Institut in den Kreis der
Ermittler aufgenommen.
## Alttestamentarischer Rachefeldzug
Hier stellt der Mediziner Eric Annequin (Thomas Durand) die wenig
erheiternde Theorie auf, dass dieses Pestbakterium im Labor modifiziert
wurde und es sich somit um eine durchschlagende Biowaffe handelt. Das Gute
sei jedoch, dass es dann ja auch ein Gegenmittel geben müsse.
Eher schlecht ist, dass Ratten [3][vom Tatort] abgehauen sind – die kleinen
Nager neigen ja zum Übertragen von Krankheiten. Der Schutz der Bevölkerung
beschränkt sich aber trotzdem nur auf den lapidaren Aufruf, sich testen zu
lassen.
Niémans gerät unter Zugzwang, als sich herausstellt, dass die tote
Prostituierte eine geschäftliche Verbindung mit einem weiteren ehemaligen
Polizeikollegen hatte – dieser ist natürlich auch schon tot. Alles deutet
darauf hin, dass hier jemand einen alttestamentarisch angehauchten
Rachefeldzug gegen Niémans altes Team führt. Unter der Federführung des
mackerigen Kommissars Canto (Patrick Catalifo) findet sich ein
Verdächtiger, dessen wenig sensible Befragung jedoch im Freitod endet.
Da sich die Zweifel an der Rechtschaffenheit von Niémans alten Mitstreitern
häufen, zieht Canto die Stelle für interne Angelegenheiten hinzu. Dem alten
Kommissar fällt es jedoch schwer, sich einzugestehen, dass an den erhobenen
Vorwürfen etwas Wahres sein könnte, und so dauert es eine gute Weile, bis
er der Wahrheit auf die Spur kommt – was fast seiner Kollegin Camille zum
Verhängnis wird.
„Die Pest“ ist ein spannend erzählter Krimi, der nicht mit expliziten
Aufnahmen von geschundenen Körpern geizt und seinen
Hauptdarsteller*innen emotional und physisch einiges abverlangt. Mit
dem heutigen Wissen um den Stand von Pandemien sind einige Szenen jedoch
absurd; zum Beispiel, als Niémans nach Kontakt mit verpesteten Ratten im
Krankenhaus gebeten wird, einen Test zu machen, er jedoch keine Zeit dafür
hat und einfach wieder geht. Das Ganze natürlich ohne Masken oder sonstigem
Schutz.
4 Dec 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Almuth Müller
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