# taz.de -- Luftangriff in Zentralafrikanischer Republik: Die Phantombomben von… | |
> Die Zentralafrikanische Republik hat einen Angriff auch auf die Basis | |
> russischer Söldner gemeldet. Der geopolitische Kontext ist explosiv. | |
Bild: Ohne russische Söldner geht hier nichts: Militär in Bangui in der Zentr… | |
Berlin taz | Ein Luftangriff hat [1][nach Angaben der Regierung der | |
Zentralafrikanischen Republik] die Stadt Bossangoa im Norden des Landes | |
getroffen. Ziel, so die Erklärung aus der Hauptstadt Bangui vom Montag über | |
den Angriff gegen 2.50 Uhr in der Nacht, sei die Basis der Armee dort sowie | |
die Basis „unserer Verbündeten“ und eine Baumwollfabrik gewesen. „Diese | |
Bomben haben erheblichen Sachschaden angerichtet“, heißt es weiter. Das | |
unbekannte Flugobjekt habe den zentralafrikanischen Luftraum dann Richtung | |
Norden verlassen. | |
Die Erklärung ist geeignet, die Instabilität in der Zentralafrikanischen | |
Republik in einen internationalen Konflikt zu verwandeln. Mit den | |
bombardierten „Verbündeten“ ist Russland gemeint, das in der | |
Zentralafrikanischen Republik mehrere Hundert Kämpfer der für ihre | |
Brutalität berüchtigten privaten [2][Söldnertruppe Wagner] im Einsatz hat | |
sowie nach offiziellen Angaben 1.345 „Berater“ und „Instrukteure“ bei d… | |
Armee. Nördlicher Nachbar der Zentralafrikanischen Republik ist Tschad, | |
wichtigster Militärverbündeter Frankreichs in der Region mit einer | |
ständigen französischen Luftwaffenbasis in der tschadischen Hauptstadt, auf | |
der auch Tschads Luftwaffe stationiert ist. | |
[3][Frankreich und Russland sind Rivalen in der Zentralafrikanischen | |
Republik.] Das bitterarme, aber mineralienreiche Land war jahrzehntelang | |
Drehscheibe französischer Militärinterventionen im Herzen Afrikas. Aber | |
Frankreich hat sich in den vergangenen Jahren zurückgezogen, während der | |
seit 2016 regierende Präsident Faustin-Archange Touadéra sich Russland | |
angenähert hat, das anders als Frankreich Militärhilfe gegen Rebellen | |
liefert und diese auch direkt bekämpft. Russische Wagner-Kämpfer | |
verhinderten [4][Ende 2020 den Sturz Touadéras] durch eine | |
Rebellenoffensive kurz vor seiner Bestätigung im Amt mit 54 Prozent der | |
Stimmen in einer Wahl, die mangels Sicherheit in den meisten Landesteilen | |
gar nicht stattfinden konnte. | |
Seitdem ist die Abhängigkeit immer größer geworden. Russische Unternehmen | |
aus dem Wagner-Umfeld sind unter anderem im Goldbergbau aktiv. Frankreich | |
schloss Mitte Oktober 2022 seine Militärbasis am Flughafen von Bangui, die | |
bis dahin den zentralafrikanischen Luftraum kontrollierte und von der die | |
Logistik der [5][UN-Mission in der Zentralafrikanischen Republik (Minusca)] | |
abhängt. Danach versuchte Russland, das Mandat der UN-Mission auszudünnen | |
und Nachtflüge der UN-Blauhelme zu verbieten. Russland enthielt sich | |
schließlich bei der Verlängerung des UN-Mandats durch den Sicherheitsrat am | |
14. November. | |
Die letzten 130 französischen Soldaten in Bangui werden das Land im | |
Dezember verlassen. Dann sind zum ersten Mal in der Landesgeschichte keine | |
französischen Soldaten mehr in der Stadt stationiert, die im 19. | |
Jahrhundert als Stützpunkt der französischen Kolonialarmee entstand. | |
Mit dem kompletten militärischen Abzug Frankreichs wird es möglich, einen | |
französisch-russischen Stellvertreterkrieg in Afrika als Konflikt zwischen | |
Tschad und der Zentralafrikanischen Republik auszutragen. Banguis | |
Oppositionsmedien vermuten, der angebliche Luftangriff auf Bossangoa sei in | |
Wirklichkeit eine Inszenierung der russischen Wagner-Söldner, um dieses | |
Szenario real aussehen zu lassen, zumal in der Stadt selbst weder Bomben | |
noch Schäden oder menschliche Verluste bestätigt worden seien. | |
In Tschad ist die politische Lage angespannt, seit Präsident Mahamat Idriss | |
Déby im Oktober Proteste gegen seine Herrschaft mit Gewalt niederschlagen | |
ließ und über 50 Menschen getötet wurden. In der Zentralafrikanischen | |
Republik setzte Touadéra im Oktober die Präsidentin des Verfassungsgerichts | |
ab, als sie sich einer dritten Amtszeit für ihn widersetzte. | |
Zentralafrikanische Exiloppositionelle in Paris riefen daraufhin am 1. | |
November ein „Widerstandskomitee“ zum Sturz Touadéras ins Leben. Mehrere | |
Hundert tschadische Rebellenkämpfer sollen seitdem in Bangui eingetroffen | |
sein, um die zentralafrikanische Armee zu stärken. | |
29 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/casusbellii/status/1597315063333126144 | |
[2] /Moskaus-enger-Partner-in-Afrika/!5841283 | |
[3] /Russlands-Aussenminister-auf-Afrikatour/!5869976 | |
[4] /Wahl-in-Zentralafrikanischer-Republik/!5736172 | |
[5] https://minusca.unmissions.org/ | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Zentralafrika | |
Bangui | |
Russland | |
Wagner | |
Tschad | |
Schwerpunkt Frankreich | |
Faustin Archange Touadéra | |
Zentralafrikanische Republik | |
Wagner | |
Zentralafrikanische Republik | |
Zentralafrikanische Republik | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Zentralafrikanische Republik: Neue Verfassung spaltet das Land | |
Präsident Touadéra will per neuer Verfassung länger regieren. Die | |
Opposition schließt sich dagegen zusammen. | |
Moskaus enger Partner in Afrika: Neurussland in den Tropen | |
Die Zentralafrikanische Republik ist Russlands wichtigster Partner in | |
Afrika. Der russische Einfluss geht weit über die Söldnertruppe Wagner | |
hinaus. | |
Krise der Zentralafrikanischen Republik: Russland schickt die Söldnerplage | |
In der Zentralafrikanischen Republik schützen brutale russische Kämpfer die | |
Regierung. Dabei legen sie sich mit Frankreichs Verbündetem Tschad an. | |
Krise der Zentralafrikanischen Republik: Söldner, Waffen und Flüchtlinge | |
Die humanitäre Notlage in der Zentralafrikanischen Republik spitzt sich zu. | |
Über die Folgen sind die Nachbarländer immer stärker beunruhigt. |