# taz.de -- Maßnahmen zur Verkehrswende: Leitplanke is the limit | |
> Wer immer schön Müll trennt und kalt duscht, darf im Jahr 2041 ein | |
> Elektroauto fahren. Die Bahn läuft mit Wasserstoff, nervt aber immer | |
> noch. | |
Bild: Eine Batterieladung gibt's nur für 'n halben Artik | |
Früher wollten alle wissen, was sie erwartet, heute haben die meisten schon | |
von der Gegenwart genug. Wir blicken trotzdem einmal im Monat immer ein | |
Jahr voraus | |
Wir schreiben das Jahr 2041. Die Verkehrswende rast in einem Höllentempo | |
voran – „the Leitplanke is the limit“, wie mein Futurologe Zbigniew zu | |
scherzen pflegt. Der Erwerb eines E-Autos ist an extremes Wohlverhalten | |
geknüpft. Nur wer über 1.000 „Artik“ gesammelt hat, die Belohnungspunkte | |
für korrekte Mülltrennung, Boomerbashing und kaltes Duschen, darf ein | |
Elektrofahrzeug kaufen. | |
Der Erlös geht als sogenannter KidO2-Ausgleich direkt an die Schulen für | |
die Kinder, die die seltenen Erden für die Elektromotoren schürfen: Die | |
Lehrstätten sind dadurch bestens ausgestattet: Buntstifte, | |
Overheadprojektor, MacBook Pro für jedes Kind. | |
Leider kommt aber keines, denn sie müssen nun mal seltene Erden schürfen, | |
und das dauert lange, eben weil die Erden so selten sind. Macht aber | |
nichts, weil die Kinder der Kolonialherren von der britisch-kanadischen | |
Bergbaufirma das Zeug ebenfalls gut gebrauchen können, also alles easy. | |
## Nichts zu sehen | |
Fun Fact: Der Gründer der E-Auto-Firma soll vor zehn Jahren wegen eines | |
faschistischen Putschversuchs in den damaligen USA (heute Nordstaaten, | |
Südstaaten und Disneyland) enteignet und nach Hawaii verbannt worden sein; | |
andere behaupten hingegen, er sei mit seiner eigenen Elektrorakete in ferne | |
Galaxien abgedüst: Peterchens Mondfahrt für Superreiche. | |
Die Bahn läuft jetzt mit Wasserstoff, aber die [1][Elektroautos leider noch | |
nicht]. Es gibt ja nicht mehr genug Wasser, um den Stoff zu produzieren. So | |
lautet zumindest die wissenschaftliche Begründung des Fachausschusses aus | |
Bahnhofsbuchhandlungsautoren und Schauspielerinnen. | |
Dafür hakt es bei der Bahn buchstäblich noch an anderer Stelle. Wasserstoff | |
hin, führerloser Betrieb her – seit den Fahrgästen bei der Jungfernfahrt | |
der „Adler“ zwischen Nürnberg und Fürth im Jahr 1835 bereits die | |
Brokatgardine nervig in die Fresse hing, hat man es noch immer nicht | |
geschafft, die Kleiderhaken an den Fensterplätzen der Eurocitys so | |
anzubringen, dass einem seine Klamotte nicht direkt vor der Nase | |
herumflattert und den Blick aus dem Zugfenster behindert. Zum Glück gibt es | |
dort draußen eh nichts zu sehen – Solarpaneele säumen lückenlos den | |
Bahndamm. | |
„Man sieht ja gar nichts“, mault neben mir meine Hausnymphe Apocalypso. | |
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sie es überhaupt ist, da wegen der | |
Mäusemumpspandemie alle eine Art Burka aus Stanniol tragen müssen. Ich | |
denke aber schon. | |
29 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Verkehr-der-Zukunft/!5039069 | |
## AUTOREN | |
Uli Hannemann | |
## TAGS | |
Kolumne Zukunft | |
Verkehrswende | |
Wasserstoff | |
Pflegekräftemangel | |
Kolumne Zukunft | |
Alkohol | |
Kolumne Zukunft | |
fossile Energien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Pushback gegen alte Deutsche: MacDeath statt Pflege | |
Wer genügend Geld hatte, wähnte sich früher im Alter auf der sicheren | |
Seite. Doch 2044 kommt die 24-Stundenhilfe nur noch 24 Stunden im Jahr. | |
Sprache im Wandel: Alles beim Alten | |
Auch im Jahr 2043 gilt: die Jungen sind hip und die Alten werden es niemals | |
werden. Egal wie oft sie Wörter der Jugendsprache verwenden. | |
Champagner-Knappheit bei Hennessy: Trinkt, ihr Pfeffersäckchen! | |
Endlich eine schlimme Nachricht für Reiche: Der Champagner des | |
Luxuskonzerns LVMH wird knapp. Das riecht nach Einführung einer | |
Luxussteuer. | |
Maßnahmen zur Geschlechtergerechtigkeit: Das Ende „meiner Zeit“ | |
Im Jahr 2040 werden immer mehr Männer aus der Macht und der Verantwortung | |
gedrängt. Es ist wirklich nicht alles schlechter als früher. | |
Ende der nicht erneuerbaren Energien: Die Party ist vorbei | |
Wir schreiben das Jahr 2039. Und es stellt sich heraus, dass nicht | |
erneuerbare Energien in der Tat nicht erneuerbar sind. Wer hätte das | |
gedacht? |