# taz.de -- Kinder fragen, die taz antwortet: Was ist eine Jam-Session? | |
> Die Engländer nennen Marmelade Jam. Nur wenn sie aus Orangen gemacht | |
> wird, heißt sie Marmelade. Aber was hat das mit Musik zu tun? Gar mit | |
> Jazz? | |
Bild: Erstmal einen Löffel Jam und dann ab zur Jam-Session | |
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche | |
beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Fiódor, 11 Jahre alt. | |
Lieber Fiódor, danke für deine schöne Frage. Du hast dich über das Wort | |
Jam-Session gewundert, weil du schon gelernt hast, dass Jam auf Englisch | |
Marmelade heißt. Und was soll das dann sein, eine Marmeladen-Sitzung? Du | |
hast recht, „Jam“ heißt auf Englisch auch Marmelade. Gemeint sind damit in | |
Großbritannien übrigens alle Marmeladensorten, außer die aus Orangen. Doch | |
das ist nicht die einzige Bedeutung von Jam. Das Wort bedeutet auch Stau, | |
oder umgangssprachlich: improvisieren. | |
Mit Marmelade hat eine Jam-Session also ziemlich wenig zu tun. Denn | |
eigentlich geht es um Musik. Genauer gesagt, um Musik, bei der Musikerinnen | |
und Musiker frei improvisieren. Im-pro-vi-sa-tion – das bedeutet, etwas | |
ohne viel Vorbereitung oder großes Nachdenken zu tun. Im Fall von Musik | |
heißt es, diese einfach frei und spontan zu spielen, ganz ohne Noten oder | |
vorherige Absprachen. Musiker:innen spielen dann Melodien mit | |
verschiedenen Instrumenten, die nach ihrem (durchaus gut trainierten) | |
Gefühl gut zusammenpassen. So entsteht Musik in einer speziellen Form, die | |
sich fast nicht wiederholen kann. | |
Improvisation taucht aber nicht nur in der Musik auf, sondern auch in ganz | |
alltäglichen Situationen. Wenn dir zum Beispiel dein Gürtel kaputtgeht und | |
du deine Hose stattdessen mit Geschenkband zusammenbindest. Oder, wenn dir | |
ein Schnürsenkel reißt und du stattdessen ein Stück Schnur verwendest, um | |
deine Schuhe zuzuknoten. | |
Aber noch mal zurück zu deiner eigentlichen Frage. Den Begriff Jam-Session | |
verwendet man eigentlich erst seit 1930. 200 Jahre vorher hat man auch | |
schon von „jammen“ gesprochen, das bedeutet nämlich, Objekte | |
zusammenzupressen oder zu zerkleinern. Wie etwa Früchte, die man zu | |
Marmelade verarbeitet. Oder eben Musik. Das haben irgendwann auch | |
Jazzmusiker:innen aufgeschnappt. Bei diesem Musikstil spielen meistens | |
mehrere Personen auf unterschiedlichen Instrumenten zusammen. „Jammen“ | |
meint hier, die Musik frei aus dem Kopf entstehen zu lassen. Das ist | |
besonders wichtig, um Kombinationen, Melodien und Tonfolgen entstehen zu | |
lassen, die nur schwer als Noten dargestellt werden können. Zum Beispiel | |
schnell wechselnde und unterschiedlich hohe Töne. | |
Und genau das passiert in einer Jam-Session: Man kommt zusammen, spielt | |
drauflos und erfindet die Musik währenddessen. Falls dann doch mal die Luft | |
raus sein sollte oder jemand dabei hungrig wird: Ein Marmeladenbrot hilft | |
sicherlich. | |
27 Nov 2022 | |
## AUTOREN | |
Jakob Guttenbacher | |
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