Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Weltklimagipfel in Ägypten: Ein Schirm zum Klima-Schutz
> Deutschland will armen Ländern Geld zum Umgang mit klimawandelbedingten
> Schäden zahlen. Auch Österreich zieht nach.
Bild: Scholz unter Palmen
Berlin taz | Auch Deutschland will Geld geben, um armen Ländern beim Umgang
mit Schäden und Verlusten zu helfen. Das sagte Bundeskanzler Olaf Scholz in
seiner Rede auf der Weltklimakonferenz COP27 im ägyptischen Scharm
al-Scheich, wo er sich seit Montag mit anderen Staats- und Regierungschefs
trifft. Zwei Tage wohnen sie dem insgesamt zweiwöchigen Treffen bei, danach
übernehmen Minister:innen und Diplomat:innen.
Scholz versprach bei dieser Gelegenheit 170 Millionen Euro, die dabei
helfen sollen, wenn Extremwetter in armen Ländern Verwüstungen
hinterlassen. Deutschland werde so „die vom Klimawandel am schwersten
betroffenen Länder gezielt im Umgang mit Verlusten und Schäden
unterstützen“, sagte Scholz.
Bemerkenswert ist nicht unbedingt die Summe, sondern ihr Zweck. Zwar fließt
aus Deutschland und anderen Industriestaaten schon jetzt Geld aus
Klimagründen in den globalen Süden – das darf aber nur für Klimaschutz oder
Klimaanpassung genutzt werden. Der Einsatz im Falle von
klimawandelbedingten Schäden ist bislang ausgeschlossen.
Das hat juristische Gründe: [1][Die Industriestaaten befürchten], dass sich
aus solchen Geldern Haftungsansprüche ableiten ließen – sodass die armen
Länder sich immer mehr Schadenersatz einklagen könnten. Schließlich haben
sie historisch gesehen viel weniger zu dem Problem beigetragen.
## Kritik an reinen Versicherungslösungen
Kürzlich bekannte sich Dänemark [2][als erster UN-Staat dazu], eine kleine
Summe für den Umgang mit Schäden und Verlusten bereitzustellen. Das Thema
schaffte es jetzt [3][erstmals auf die Agenda einer Weltklimakonferenz] –
ein Verhandlungserfolg der Länder im globalen Süden. Der Tagesordnungspunkt
enthält aber auch die Anmerkung, „dass dieser Prozess zwei Jahre dauert und
keinen Schadenersatz oder Kompensationen beinhaltet“.
Die 170 Millionen Euro sollen als Teil der deutschen Klimafinanzierung
fließen, also dem Geld, das insgesamt mit Klimabezug in arme Länder
fließt. Die belief sich im vergangenen Jahr auf 5,34 Milliarden Euro.
Scholz bekräftigte noch einmal das Versprechen, das seine Vorgängerin
Angela Merkel einst geleistet hatte, die Gesamtsumme bis 2025 auf 6
Milliarden Euro zu erhöhen.
Konkret sollen die deutschen 170 Millionen zu einem neuen „Globalen
Schutzschirm gegen Klimarisiken“ beitragen. Klimaschützer:innen finden
teilweise lobende Worte. „Der Globale Schutzschild, der vor allem
Klimarisikoversicherungen finanziert, ist eine wichtige Maßnahme, um den
ärmsten Menschen des globalen Südens nach einem Wetterextremereignis
schnell wieder auf die Beine zu helfen“, sagte die Klimaexpertin Sabine
Minninger vom evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt. Damit zeige die
deutsche Regierung, dass sie Verantwortung übernehme.
Das Modell der Versicherung greife aber zu kurz: „Viele Schäden, die durch
die schleichenden Klimaveränderungen entstehen, wie die Gletscherschmelze,
Meeresspiegelanstieg oder zunehmende Wüstenbildung, sind nicht durch diese
Versicherungen abgefedert, sie fallen nicht unter den Schutz des Global
Risk Shield.“ Außerdem seien diese Schäden „wesentlich teurer als die
bisherigen Zusagen zum Schutzschild“.
Eddy Perez vom Climate Action Network in Kanada will Zuschüsse zu
Versicherungen gar nicht als Klimafinanzierung gelten lassen. „Es werden
immer mehr Versprechen über Zahlungen für klimawandelbedingte Schäden und
Verluste einfliegen, die gar keine sind“, prophezeite er am Dienstagmittag.
„Dieses Geld geht vor allem an Versicherungskonzerne und ihre Chefs.“
Tatsächlich kündigten nach Deutschland noch weitere Länder kleinere Summen
an. Österreich will in den nächsten vier Jahren 50 Millionen Euro für schon
erlittene Verluste und Schäden durch die Klimakrise zur Verfügung stellen,
und zwar vor allem über schon bestehende Strukturen – also wohl auch vor
allem über Versicherungszuschüsse und nicht die von vielen
Klimaschützer:innen sowie armen Staaten erhoffte Fazilität mit
Guthaben.
8 Nov 2022
## LINKS
[1] /Schaeden-und-Verlust-in-der-Klimakrise/!5834968
[2] /100-Millionen-Daenische-Kronen/!5880049
[3] /Entschaedigungsdebatte-auf-COP27/!5890392
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
Klimakonferenz in Dubai
Schwerpunkt Klimawandel
Extremwetter
Extremwetter
Klimakonferenz in Dubai
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Extremwetter in USA und Japan: Volle Wucht des Winters
Kälte und starker Schnee haben in den USA und Japan den Alltag lahmgelegt.
Dutzende Menschen sterben. Vielerorts brach die Stromversorgung zusammen.
Entschädigungsdebatte auf COP27: Meilenstein auf dem Klimagipfel
Schadenersatz für Klimakatastrophen-Folgen war für die Industrieländer
lange ein Tabu. In Ägypten kommt das Thema endlich auf die Agenda.
100 Millionen Dänische Kronen: Dänemark zahlt Klima-Schadenersatz
Dänemark will armen Ländern Geld für Schäden und Verluste infolge der
Klimakrise zur Verfügung stellen. Die Ankündigung bricht ein Tabu.
Schäden und Verlust in der Klimakrise: Das große Klimakosten-Tabu
Wer zahlt für die Schäden der Klimakrise? Afrikanische Staaten wollen das
Thema auf der Konferenz in Ägypten oben auf die Tagesordnung setzen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.