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# taz.de -- Die Wahrheit: An der Bewusstseinsgrenze
> Wahrheit fast exklusiv: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)
> klärt weiter und äußerst detailreich an der Drogenfront auf.
Bild: Nutella auf Käse, dann schmelzen in der Mikrowelle: Drogentipps vom Mini…
Von seinen eigenen „sehr angenehmen“ und „entspannenden“ Erfahrungen mit
Gras berichtete bekanntlich erst letzte Woche Bundesgesundheitsminister
Karl Lauterbach (59, SPD). Anlass genug war die Vorstellung sämtlich aller
Pläne der amtierenden Bundesregierung, Cannabis zu legalisieren.
Auf der dazugehörigen Pressekonferenz gab Ex-Fliegenträger Lauterbach im
anschließenden „inoffiziellen Teil“ (O-Ton Pressestelle), dann gänzlich
unerwartet auch weitreichende und weiterführende Empfehlungen für die je
nach Droge richtigen Gefährtinnen und Gefährten auf einem „Trip“ (Zitat
Lauterbach).
Kiffen sollte man, so der Bundesgesundheitsminister, im Idealfall mit
Freunden, da könne man sich einfach buchstäblich und metaphorisch am besten
wegblasen. Wenn man dann Nutella auf Käse streiche und das Ganze in der
Mikrowelle schmelze, „erwarten einen keine angewiderten Blicke, sondern,
wenn überhaupt, Anerkennung“.
## Eskalierendes Trinken in der Familie
Trinken hingegen, so der 59-jährige Smart-Fahrer, sei „am ertragreichsten
mit der Familie“, schließlich sei sie so entweder leichter zu ertragen oder
es „eskaliere eben“ durch den ekzessiven Alkoholkonsum. Im besten Fall wäre
man endgültig von der Frage befreit, welche Drogen man mit der Familie denn
konsumieren sollte.
Psychedelika, so das Ex-CDU-Mitglied, eigneten sich am besten für die
stille Introspektion und sollten daher laut Lauterbach „alleine“ konsumiert
werden. Wie sonst könnte man sonst auf so tiefe Einsichten wie „Wow, es
gibt so unfassbar viele Bäume auf der Erde“ oder „Steine sind total
magische Wesen“ kommen.
XTC, das gute alte Ecstasy, rät der erklärte Oktoberfesthasser Lauterbach,
konsumiere man wiederum am besten „mit losen Bekanntschaften“, da man diese
nach der Überschüttung mit völlig ungerechtfertigter Liebe entweder nicht
mehr wiedersehen wolle oder aber, wenn man die Newcomer beim Runterkommen
immer noch halbwegs ertragen sollte, gleich als neue Freunde übernehmen
könnte.
Koksen hingegen, so Überflieger Lauterbach, sei eindeutig etwas für
vollkommen Fremde. So beschissen, so arrogant, wie man sich auf Koks
verhalte, ertrage man die anderen Kokser nur, „wenn sie einem egal sind“
und man selbst sowieso viel besser ist und vom Koks „auch kaum verändert“
ist.
## Speed bloß nicht mit dem Chef konsumieren
Speed, so die Überlegung des äußerst sportlichen Gesundheitsministers,
hätte wohl den größten Nutzen, konsumiere man es mit Arbeitskollegen
(„nicht aber dem Chef!“). Ziel: „ein großes Projekt und damit auch die
nächste Gehaltserhöhung gemeinsam zu wuppen“. Das Blut im Urin, so der
studierte Mediziner Lauterbach, könnte zudem „als Gesprächsgrundlage mit
dem Chef dienen“, der als „alter Mann“ statistisch gesehen unter ähnlich…
Problemen leide, aber gerne höre, dass andere „noch größere Schwierigkeiten
beim Wasserlassen“ als er haben.
Der Konsum von Heroin, Crack und Meth empfiehlt sich, so der Dürener, gar
nicht. Falls man sich aber doch dazu entschließe, „dann nur mit den ärgsten
Feinden“. Denn so reiße man beim Gang in die Abhängigkeit wenigstens noch
„ein paar Arschlöcher“ mit.
Alternativ könne man auch einfach nur die anderen mit Zeug versorgen,
selbst aber tunlichst nichts konsumieren. Hierfür eigne sich der Trick, bei
dem man die Spritze am Arm vorbei oder die Pfeife unauffällig in eine
Topfpflanze leert. Die Suche nach Ameisen unter der Haut runde schließlich
„die Illusion“ ab.
Mehr Drogen behandelte der Minister im inoffiziellen Teil der offiziellen
Pressekonferenz letzte Woche leider nicht. Dabei harren noch so viele
Drogen der weitreichenden Offenlegung. Holzrosensamen etwa. Sie passen am
besten zu Couchsurfern, vergleichbar der Kombination Klebstoff und
Elternabend (nur bis Klasse vier!).
Abschließende Frage aber an dieser Stelle: Passt zu einer Beerdigung besser
DMT (kurze Wiedervereinigung mit dem/der Verstorbenen) oder Fentanyl
(weniger gefräßig beim Leichenschmaus sein)? Karl Lauterbach blieb auch
hier eine Antwort schuldig.
1 Nov 2022
## AUTOREN
Ernst Jordan
## TAGS
Drogenkonsum
Cannabis
Drogenpolitik
Karl Lauterbach
Dosenpfand
Kolumne Die Wahrheit
LSD
Märchen
Werbung
Brauchtum
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