# taz.de -- Teamverkauf in der NBA: Die Macht der Basketball-Stars | |
> Robert Sarver hat eine rassistische, sexistische und homophobe Kultur bei | |
> den Phoenix Suns etabliert. Nach Protest zieht er sich zurück. | |
Bild: Ende der Gaudi am Parkett: Robert Sarver mit dem Maskottchen seiner Suns | |
Sie haben nicht zufällig 1,8 Milliarden US-Dollar herumliegen? Falls dem so | |
sein sollte: Wir hätten da wir ein lukratives Investment. Ganz frisch zum | |
Verkauf steht die traditionsreiche NBA-Franchise Phoenix Suns. Der | |
Basketballverein aus dem Rentnerparadies in der Wüste ist vielleicht kein | |
Schnäppchen, aber ein beliebtes Entertainment-Produkt und eine gute | |
Wertanlage, die eine saftige Rendite verspricht: Noch vor 18 Jahren kostete | |
der Klub nicht einmal ein Viertel des nun erwarteten Verkaufspreises. Und | |
nicht nur das: Als Dreingabe gibt es noch Phoenix Mercury dazu, das | |
Schwesterteam aus [1][der WNBA, dem weiblichen Ableger der NBA] – Analysten | |
zufolge der Wachstumsmarkt der Zukunft. | |
Das Paket aus Suns und Mercury ist seit vergangener Woche auf dem Markt. Da | |
kündigte Robert Sarver, der Inhaber der beiden Klubs, an, dass er verkaufen | |
würde. Eigentlich nichts besonderes im US-Profisport, aber die Umstände | |
sind speziell: Der Immobilien-Tycoon Sarver sah sich nach Protesten von | |
prominenten Spielern, allen voran LeBron James, gezwungen zu verkaufen. Ein | |
neuerliches Beispiel dafür, wie groß der Einfluss der Stars in der NBA | |
mittlerweile geworden ist. | |
Der Anfang von Sarvers Ende als NBA-Besitzer war eine Presserecherche. Im | |
vergangenen November veröffentlichte der Sportsender ESPN einen Report, der | |
[2][eine rassistische, sexistische und homophobe Arbeitsplatzkultur bei den | |
Suns] offenlegte. Sarver bestritt alle Anschuldigungen, listete stattdessen | |
seine Wohltätigkeitsaktivitäten auf und begrüßte offiziell die darauf | |
folgende Untersuchung der NBA. Die dauerte dann zwar lange neun Monate, | |
aber bestätigte die Vorwürfe. | |
Bei den Suns, die Sarver 2004 für die damalige Rekordsumme von 401 | |
Millionen Dollar erworben hatte, herrschte ein rauer Ton, der von ganz | |
oben, vom obersten Management und vor allem dem Eigentümer selbst, gesetzt | |
wurde. Mindestens fünf Mal soll Sarver in der Öffentlichkeit das N-Wort | |
benutzt haben. Weibliche und männliche Angestellte wurden immer wieder | |
gedemütigt und sexuell belästigt. Nicht selten scheint es bei den Suns | |
zugegangen sein wie auf einem Kegelklubausflug an den Ballermann: Einmal | |
brüstete sich Sarver in einem Meeting damit, Kondome der Größe XXL benutzen | |
zu müssen. | |
## 10 Millionen US-Dollar Strafe | |
Mit den Ergebnissen der Untersuchung verkündete die NBA Mitte September | |
auch gleich die Konsequenzen für Sarver. Der 60-Jährige wurde für ein Jahr | |
als Eigentümer gesperrt und muss 10 Millionen Dollar Strafe zahlen. Ein | |
Urteil, das unter den Spielern, die spätestens seit den spektakulären | |
[3][Black-Lives-Matter-Protesten] während der Playoffs 2020 ein ganz neues | |
Selbstbewusstsein gegenüber den Klubbesitzern haben, als viel zu mild | |
eingeschätzt wurde. NBA-Chef Adam Silver bestätigte zwar, dass auch er das | |
Verhalten von Sarver „unentschuldbar“ finde, aber verteidigte das Urteil: | |
„Ich habe nicht die rechtlichen Möglichkeiten, ihm sein Team wegzunehmen.“ | |
Doch die Stimmen wurden zu laut. „Das ist nicht richtig“, twitterte ein | |
zorniger LeBron James. Chris Paul, als Aufbauspieler der Suns ein | |
Angestellter von Sarver, aber auch langjähriger Präsident der | |
Spielergewerkschaft, zog nach: „Die Sanktionen sind viel zu wenig für solch | |
ein scheußliches Verhalten.“ Und Draymond Green, Defensivkünstler vom | |
aktuellen Meister Golden State Warriors, schlug in seinem erfolgreichen | |
Podcast vor, die Eigentümer aller NBA-Teams sollten über den Auschluss von | |
Sarver abstimmen – und so endlich Farbe bekennen. | |
Sarver gab schließlich klein bei. Sein Statement zum Verkauf der beiden | |
Klubs ließ allerdings jede Einsicht oder gar Schuldbewusstsein vermissen. | |
Stattdessen diagnostizierte er ein „unversöhnliches öffentliches Klima“. | |
Der Milliardär mag sich als Opfer einer vermeintlichen Cancel Culture | |
sehen, tatsächlich ist sein Rückzug ein weiterer Schritt eines Wandels in | |
der NBA. Sarver ist nach Donald Sterling bei den Los Angeles Clippers 2014 | |
und Bruce Levenson bei den Atlanta Hawks 2015 nun der dritte Eigentümer, | |
der sich nach Rassismusvorwürfen aus der NBA zurückzieht. | |
„Ich bin stolz, Teil einer Liga zu sein, die sich dem Fortschritt | |
verpflichtet fühlt“, twitterte LeBron James seine Zustimmung. | |
27 Sep 2022 | |
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## AUTOREN | |
Thomas Winkler | |
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