# taz.de -- Mahnwache gegen Abtreibungen: Protestbann vor Pro Familia gekippt | |
> Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim erlaubt Abtreibungsgegner:innen | |
> Demos vor einer Pforzheimer Beratungsstelle – nicht aber „in nächster | |
> Nähe“. | |
Bild: Immer sonntags demonstrieren Abtreibungsgegnerinnen in Augsburg | |
Freiburg taz | Eine 40-tägige Mahnwache von Abtreibungsgegner:innen | |
gegenüber einer [1][Pro Familia-Beratungsstelle] hätte nicht verboten | |
werden dürfen. Dies entschied jetzt der Verwaltungsgerichtshof (VGH) | |
Baden-Württemberg. Nur „in nächster Nähe“ seien die Rechte | |
abtreibungswilliger Frauen bedroht. | |
Anfang 2019 wollte die Bewegung „40 Days for Life“ gegenüber der | |
Schwangerschaftskonflikt-Beratungsstelle von Pro Familia in Pforzheim eine | |
40-tägige Mahnwache mit Gebeten und Plakaten durchführen. Die katholische | |
Gruppierung kommt ursprünglich [2][aus den USA] und ist inzwischen weltweit | |
aktiv. | |
Doch die Stadt Pforzheim sprach damals eine weitreichende Auflage aus. | |
Während der Öffnungszeiten von Pro Familia dürfe die Mahnwache nicht in | |
Sicht- und Rufweite der Beratungsstelle stattfinden. Die Mahnwache sei am | |
geplanten Ort eine „Gefahr für die öffentliche Sicherheit“, so die Stadt, | |
weil sie die Persönlichkeitsrechte der Schwangeren verletze, die sich vor | |
einer [3][Abtreibung] beraten lassen müssen. Pro Familia sei die einzige | |
nicht-konfessionelle Beratungsstelle in Pforzheim. | |
Der geplante Versammlungsort direkt gegenüber dem Pro Familia-Gebäude sei | |
darauf ausgerichtet, die betroffenen Frauen einer „Anprangerung und | |
Stigmatisierung“ auszusetzen. Bei der letzten Mahnwache von „40 Days for | |
Life“ in Pforzheim seien Besucher:innen der Beratungsstelle bedrängt, | |
belästigt und eingeschüchtert worden. | |
## „Spießrutenlauf“ bleibt verboten | |
Die Abtreibungsgegner:innen bestritten in ihrer Klage, dass sie | |
Frauen ansprechen oder Informationsmaterial verteilen. Sie wollten nur | |
beten. Böse Blicke seien nicht verboten. Es gebe keine Bannmeile für Pro | |
Familia-Einrichtungen. Eine Mahnwache in 100 Meter Entfernung zur | |
Beratungsstelle nehme ihr die beabsichtigte Wirkung. | |
Beim Verwaltungsgericht (VG) Karlsruhe hatten die selbsternannen | |
Lebensschützer:innen keinen Erfolg. 2019 scheiterte ein Eilantrag. | |
2021 bestätigte das VG auch in der Hauptsache das Verbot der | |
„blockadertigen Versammlung“ vor der Beratungsstelle. | |
Der VGH in Mannheim entschied nun aber anders. Zwar sei es richtig, dass | |
Abtreibungsgegner:innen den schwangeren Frauen nicht ihre Meinung | |
aufdrängen dürfen; ein „Spießrutenlaufen“ sei nicht zulässig. | |
Die geplante Mahnwache wäre jedoch durch eine vierspurige Straße von der | |
Pro Familia-Beratungsstelle getrennt gewesen. Es sei nicht ausreichend | |
belegt, so der VGH, dass es dabei zu „unausweichlichen“ Situationen | |
gekommen wäre und die Mahnwachen-Teilnehmer:innen den Schwangeren „direkt | |
ins Gesicht“ hätten sehen können. Auch dem Anblick der „als vorwurfsvoll | |
empfundenen Plakate“ und dem Anhören der Gebete und Gesänge wären die | |
Frauen wohl nicht „aus nächster Nähe“ ausgesetzt gewesen. | |
Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP auf Bundesebene heißt es: | |
„Sogenannten Gehsteigbelästigungen von Abtreibungsgegnerinnen und | |
Abtreibungsgegnern setzen wir wirksame gesetzliche Maßnahmen entgegen.“ | |
Konkrete Vorschläge der Bundesregierung sind noch nicht bekannt. (Az.: 1 S | |
3575/21) | |
31 Aug 2022 | |
## LINKS | |
[1] /50-Jahre-Pro-Familia-in-Bremen/!5633707 | |
[2] /Nach-Abtreibungsurteil-in-den-USA/!5868788 | |
[3] /Schwerpunkt-Abtreibung/!t5008434 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Abtreibung | |
Christliche Fundamentalisten | |
Pro Familia | |
Schwerpunkt Abtreibung | |
Schwerpunkt Abtreibung | |
Schwerpunkt Abtreibung | |
Schwerpunkt „Marsch für das Leben“ | |
Schwerpunkt Paragraf 219a | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Gesetze zum Schwangerschaftsabbruch: Besser in Kanada, Nepal oder Irland | |
Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland eine Straftat. Eine Kommission | |
der Regierung soll nun alternative Regelungen prüfen. Vorbilder gäbe es. | |
Fundamentalisten vor Pro Familia: Beten gegen Abtreibung | |
Abtreibungsgegner:innen belästigen vor Beratungsstellen schwangere | |
Frauen. Die Ampel will das verhindern. | |
Vormarsch der US-Abtreibungsgegner: Etappensieg für Frauenfeinde | |
Der Allianz aus Religiösen, Nationalisten und radikal Rechten geht es nicht | |
um vermeintlich gute Gründe. Ihnen geht es ums Prinzip. | |
Abtreibungsgegner*innen in Berlin: Töpfe schlagen hinterm Bauzaun | |
Am Samstag fand der jährliche „Marsch fürs Leben“ statt. Er fiel kleiner | |
aus als in den Vorjahren, dem Gegenprotest tat das jedoch keinen Abbruch. | |
Abtreibungsgegner über §219a: „Das ist halt so mein Hobby“ | |
Markus Krause zeigt ÄrztInnen wie Kristina Hänel an, die auf ihrer Webseite | |
darüber informieren, dass sie Abtreibungen anbieten. Warum macht er das? |