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# taz.de -- Abhörskandal in Griechenland: Rücktritt der rechten Hand
> Der Generalsekretär und Neffe des griechischen Premiers Mitsotakis tritt
> zurück. Er soll Beziehungen zu einer Spyware-Firma unterhalten haben.
Bild: Rücktritt nach Abhörskandal: Giorgis Dimittriadis
Athen taz | Rücktritte sind in Griechenland selten. Erst recht, wenn es
sich um Regierungsmitglieder handelt. Doch am Freitag trat Grigorios
Dimitriadis in Athen zurück. Das ist der Neffe des griechischen
Premierministers Kyraikos Mitsotakis und fungiert als Generalsekretär in
dessen Büro. Ohne Dimitriadis gehe in der Regierung Mitsotakis gar nichts,
wird in Athen behauptet.
Hintergrund für Dimitriadis' überraschenden Rücktritt ist ein in
Griechenland seit Monaten schwelender Abhörskandal. Im Frühjahr war
zunächst der Fall eines Athener Wirtschaftsjournalisten bekannt geworden.
Auf seinem Smartphone wurde die berüchtigte Spyware Predator gefunden.
Der Journalist, der sich auf Skandale im griechischen Bankenwesen
spezialisiert hat, wirft der Regierung in Athen vor, hinter der Überwachung
seines Smartphones zu stecken. Die [1][Regierung Mitsotakis] ließ die
Vorwürfe jedoch an sich abperlen.
Gleichwohl gab vor wenigen Tagen der Chef des Griechischen Geheimdienstes
EYP, Panagiotis Kontoleon, vor einem Ausschuss des Athener Parlaments zu,
[2][dass Koukakis' Smartphone] im Jahr 2020 von seiner Behörde überwacht
worden sei.
## Der Geheimdienst steht unter der Kontrolle des Premiers
Premier Mitsotakis hatte EYP in einer seiner ersten Amtshandlungen unter
seine direkte Kontrolle gestellt. Kontoleon wiederum war von Mitsotakis
persönlich zum EYP-Chef ernannt worden, obwohl er die eigentlich
erforderlichen Qualifikationen nicht aufwies. Mit den Stimmen der
regierenden Partei wurde ein Gesetz geändert, das eine Berufung Kontoleons
somit ermöglichte. Die Oppositionsparteien protestierten damals vehement
gegen die Gesetzesänderung.
Politisch so ernst wie heikel ist nun aber ein weiterer Fall im
Abhörskandal. Am 26. Juli erstattete [3][Nikos Androulakis], Abgeordneter
des Europaparlaments und Chef der oppositionellen Pasok-Sozialdemokraten,
bei der Staatsanwaltschaft des Obersten Gerichtshofes in Athen Anzeige
gegen Unbekannt.
Er sei „vor wenigen Tagen von der zuständigen Dienststelle des
Europaparlaments über die versuchte Installierung der Spyware Predator auf
seinem Smartphone informiert“ worden, so Androulakis.
Dass Dimitriadis oder andere Regierungsmitglieder in den Abhörskandal
involviert sein könnten, ist nicht gerichtsfest erwiesen. Dimitriadis
bestreitet jegliche Beteiligung. Doch am Donnerstag wiesen
Investigativjournalisten des Netzwerks „Reporters United“ geschäftliche
Verbindungen zwischen Dimitriadis und dem Geschäftsmann Felix Bitzios nach.
Bitzios war stellvertretender Geschäftsführer der Firma Intellexa, die das
Spionageprogramm Predator vertreibt.
Sowohl Dimitriadis als auch EYP-Chef Kontoleon traten nach Veröffentlichung
der Recherche von ihren Posten zurück.
5 Aug 2022
## LINKS
[1] /Tuerkei-und-Griechenland-im-Dauerkonflikt/!5861508
[2] https://www.reuters.com/world/europe/greek-intelligence-service-admits-spyi…
[3] https://www.europarl.europa.eu/meps/de/125110/NIKOS_ANDROULAKIS/home
## AUTOREN
Ferry Batzoglou
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