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# taz.de -- Außenministerin in Griechenland: Baerbock unterstützt Athen
> In Griechenland gedenkt die deutsche Außenministerin der Opfer der
> NS-Herrschaft – und kritisiert die türkische Politik. Am Freitag reist
> sie weiter nach Ankara.
Bild: Annalena Baerbock besucht die Holocaustgedenkstätte in Athen
Athen afp/dpa | Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat die
Nato-Mitglieder Griechenland und Türkei aufgerufen, ihre wachsenden
Spannungen im Dialog beizulegen. Bei ihrem Besuch in der griechischen
Hauptstadt Athen warnte Baerbock am Donnerstag davor, dass Russland derzeit
„mit allen Mitteln“ versuche, [1][die Nato zu spalten]. Streit innerhalb
der Nato spiele dem Kreml in die Hände: „Nie kam es mehr auf den
Zusammenhalt zwischen Nato-Verbündeten und europäischen Partnern an als in
diesen Zeiten.“ Am Freitag will Baerbock in die Türkei weiterreisen.
Griechenland und die Türkei sind Bündnispartner in der Nato, ihre
Beziehungen sind aber schon seit Jahrzehnten von großen Spannungen geprägt,
vor allem konkurrierende Gebietsansprüche in der Ägäis sorgen für Streit.
Die Türkei hatte zuletzt [2][den Ton gegenüber Griechenland deutlich
verschärft], die Regierung in Ankara stellte die griechische Souveränität
über mehrere Ägäis-Inseln in Frage und legte ihre Kontakte zur griechischen
Regierungsspitze auf Eis.
In einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Athener Zeitung
Ta Nea ließ Baerbock Kritik am Gebaren der türkischen Führung erkennen.
„Mitglieder eines gemeinsamen Verteidigungsbündnisses bedrohen einander
nicht, sondern akzeptieren und respektieren gegenseitig ihre Souveränität“,
sagte sie. Sie lobte die griechische Regierung für deren „Signale der
Dialogbereitschaft“.
Griechenland legt der türkischen Regierung zur Last, ihre Gebietsansprüche
in der Ägäis immer aggressiver geltend zu machen – etwa durch regelmäßige
Verletzungen des griechischen Luftraums. Die Regierung in Athen begründet
damit auch die umfassendste Aufrüstung der griechischen Streitkräfte seit
Jahrzehnten. Erst am Dienstag hatte die Türkei angekündigt, ihre
umstrittenen Gasbohrungen im Mittelmeer wieder aufzunehmen. Hieran könnte
sich ein neuer Streit mit Griechenland entzünden.
## Weiter klares Nein zu Reparationszahlungen
In der griechischen Hauptstadt Athen, der ersten Station ihrer dreitägigen
Reise, erinnerte Baerbock am Donnerstag auch an die Gräuel der deutschen
Besatzung im Zweiten Weltkrieg. „Vielen Deutschen ist Griechenland als
Urlaubsort sehr vertraut, aber zu wenige wissen um das Ausmaß der Schuld,
die Deutschland dort im Zweiten Weltkrieg durch die Gräueltaten der
NS-Besatzung auf sich geladen hat“, erklärte sie. „Die Erinnerung daran
wachzuhalten ist mir wichtig.“
Die Ministerin besuchte in Athen die Gedenkstätte am Ort der früheren
NS-Stadtkommandantur, wo die deutschen Besatzer tausende griechische
Widerstandskämpfer und Zivilisten festhielten und folterten. Am
Holocaust-Mahnmal legte sie Blumen nieder.
Baerbock machte zugleich klar, dass sie dem griechischen Wunsch nach
Gesprächen über die Zahlung von Reparationen für das Leid der Besatzung im
Weltkrieg nicht nachkommen könne. Die neue Bundesregierung sei hier „nicht
zu einer neuen Rechtsauffassung gekommen“, sagte sie zu Ta Nea. Die
griechische Regierung hat die Forderung nach Reparationen offiziell nie
aufgegeben. Die Bundesregierung argumentiert seit Jahren, dass es für
solche Zahlungen keine Rechtsgrundlage gebe.
Geplant waren für Donnerstag auch der Besuch eines Flüchtlingslagers in der
Nähe von Athen und Gespräche mit Vertretern der europäischen
Grenzschutzagentur Frontex. Gespräche mit der griechischen Regierung sind
für Freitag anberaumt.
Am Freitagnachmittag reist die Ministerin nach Istanbul weiter, wo sie den
türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu treffen soll. Vor ihrer Abreise
aus Deutschland machte die Außenministerin klar, dass sie gerade in der
Türkei Klartext reden will.
Sie würdigte einerseits die Vermittlungsbemühungen Ankaras zwischen
Russland und der Ukraine, die zu einem Abkommen über die Beendigung der
Blockade von Getreideexporten aus der Ukraine geführt haben. Sie werde in
der Türkei aber auch Themen ansprechen, „bei denen wir teils fundamentale
Differenzen haben“, betonte Baerbock. Dazu zählte sie das militärische
Vorgehen der Türkei in Nordsyrien und Menschenrechtsfragen. „Auch hier
müssen wir dafür sorgen, dass sich unsere Wege wieder aufeinander
zubewegen.“
28 Jul 2022
## LINKS
[1] /Tuerkei-und-Griechenland-im-Dauerkonflikt/!5861508
[2] /Tuerkisch-griechische-EU-Aussengrenze/!5857481
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