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# taz.de -- Geldgeber des Islamischen Dschihad: Die Strippenzieher aus Teheran
> Know-how und Geld aus Iran: Der Raketenterror aus dem Gazastreifen ist
> eng verbunden mit den Ränken des iranischen Regimes gegen den Westen und
> Israel.
Bild: Am Al-Kuds-Tag 2022 feiern Demonstranten in Teheran den Kampf gegen Israe…
Einige Aspekte der jüngsten Eskalation im Nahen Osten kommen in der
deutschsprachigen Berichterstattung kaum vor: Selten liest man davon, dass
jüdische und arabische Israelis Seite an Seite in den Bunkern vor dem
Raketenterror aus Gaza Schutz suchen.
Meist bleibt unerwähnt, [1][dass viele der von Hamas und derzeit vor allem
vom palästinensischen Islamischen Dschihad abgefeuerten Raketen in Gaza
selbst niedergehen] und nach israelischen Angaben für einen erheblichen
Teil der zivilen Opfer auf palästinensischer Seite verantwortlich sind. Vor
allem ein Thema blieb in der deutschen Berichterstattung merkwürdig
unterbelichtet: die Rolle, die das iranische Regime bei der massiven
Aufrüstung und Finanzierung der antisemitischen Terrortruppen in Gaza
gespielt hat.
Das ist schon deswegen bemerkenswert, weil die iranische Unterstützung für
Hamas und insbesondere für den Islamischen Dschihad kein Geheimnis ist und
von den Sprechern der Islamisten-Milizen offen ausposaunt wurde.
So erklärte Ramez Al-Halabi vom Islamischen Dschihad 2021 im irakischen
Fernsehen: „Ein wichtiger Teil unserer Tätigkeit steht unter der Aufsicht
iranischer Experten. Ich bin stolz zu sagen, dass die Raketen, die wir auf
Tel Aviv abfeuern, eine iranische Signatur tragen. Diejenigen, die diese
Waffen einsetzen, wurden von unseren Brüdern bei den iranischen
Revolutionsgarden ausgebildet.“
## Transfer von Wissen und Expertise
Bereits im Dezember 2020 brüstete sich Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah
damit, dass jene Panzerabwehrwaffen, mit denen während einer der letzten
Auseinandersetzung der israelische Soldat Omer Tabib getötet wurde, unter
Aufsicht der iranischen Revolutionsgarden nach Gaza geschafft wurden.
Wenige Tage vor dem Beginn der letztjährigen Unruhen in Jerusalem fand in
Vorbereitung des sogenannten Al-Kuds-Tags, an dem seit 1979 auf Geheiß von
Ajatollah Chomeini weltweit am Ende des Fastenmonats Ramadan für die
Vernichtung Israels demonstriert wird, in Teheran eine „Expertenkonferenz“
zur „Befreiung Jerusalems“ statt.
Mit dabei waren Khaled Qaddoumi, der Repräsentant der Hamas im Iran, und
Naser Abu Sharif als Repräsentant des Islamischen Dschihad. Im Mai 2021
erklärte Quaddoumi: „Die Islamische Republik Iran hat einerseits sehr
geholfen, was den Transfer von Wissen und Expertise angeht, und
andererseits mit dem Transport der Raketen.“
## Die Kooperation mit Teheran intensiviert
In Dezember 2020 erklärte Ziad al-Nakhala, seit 2018 der neue
Generalsekretär des Islamischen Dschihad, der die Kooperation mit Teheran
im Vergleich zu seinem Vorgänger Ramadan Shalah nochmals deutlich
intensiviert und der Hamas-Führung in Gaza mittlerweile den Rang als
wichtigster Verbündeter des iranischen Regimes abgelaufen hat: „All die
konventionellen Waffen haben Gaza durch Qasim Soleimani, Hisbollah und
Syrien erreicht, und die gesamte Widerstandsachse hat eine Rolle gespielt
beim Transport der Waffen. In Syrien existieren Trainingscamps, wo unsere
Brüder von der Hamas eine spezielle Ausbildung erhalten, um selbst Raketen
produzieren zu können.“
Während der jüngsten Eskalation mit dem Raketenbeschuss hielt Ziad
al-Nakhala sich in Teheran auf und koordinierte mit Hossein Salami, dem
Kommandanten der iranischen Revolutionsgarden, das weitere Vorgehen gegen
Israel.
Bereits 2013 hatte Daoud Shihab als Sprecher des Islamischen Dschihad
erklärt: „Egal ob bei der Hamas oder beim Islamischen Dschihad, die Waffen
in Gaza kommen vom Iran. Vielleicht hat Hamas sogar mehr iranische Waffen
als wir, und jeder weiß, dass Iran uns finanziert. Viele in der arabischen
und muslimischen Welt bieten ihre Unterstützung für den Widerstand an, aber
der größte Teil der finanziellen und der militärischen Unterstützung kommt
aus dem Iran.“
Und der heutige Hamas-Chef in Gaza, Yahya Sinwar, sagte im Juni 2019 über
jene Raketen, die auch Tel Aviv erreichen können: „Ohne Irans Unterstützung
für den Widerstand in Palästina hätten wir diese Fähigkeiten nicht
erreicht. Iran hat uns mit Waffen, Equipment und Expertise unterstützt.“
## Als „gemäßigt“ missinterpretiert
Für die enge Kooperation des Ajatollah-Regimes mit den antiisraelischen
Terrorgruppen in Gaza ist es irrelevant, welche Fraktionen der iranischen
Theokratie gerade am Ruder sind: Anfang 2019 hat der in Europa stets als
„moderat“ verharmloste iranische Außenminister Dschawad Sarif sich in
Beirut mit Vertretern der Hisbollah, der Hamas und des Islamischen Dschihad
getroffen, um das weitere Vorgehen gegen Israel zu koordinieren.
Der im Westen ebenso [2][als „gemäßigt“ missinterpretierte, bis letztes
Jahr amtierende Präsident Hassan Rohani,] der Israel so wie seine Vorgänger
und der „Oberste Führer“ Ali Chamenei als „Krebsgeschwür“ bezeichnet …
traf sich 2019 mit Ziad al-Nakhala. Die Nachfolger von Sarif und Rohani,
Außenminister Hossein Amir-Abdollahian und Präsident Ebrahim Raisi, stehen
für eine nochmals intensivierte Unterstützung der antiisraelischen
Terrortruppen durch das Islamistenregime in Teheran.
Es ist eine simple Tatsache, dass die massiven Raketenangriffe von Hamas
und Islamischem Dschihad auf die israelische Zivilbevölkerung ohne die
kontinuierliche Unterstützung aus Teheran nicht in der Intensität möglich
gewesen wären, wie die Menschen in Israel sie insbesondere im Mai 2021 und
nun erneut erleiden müssen.
## Wer Geschäfte macht, finanziert den Terror
Es wird geschätzt, dass der Islamische Dschihad etwa 70 Millionen US-Dollar
pro Jahr aus dem Iran erhält und die Hamas zwischen 70 und 100 Millionen.
In den letzten drei Jahren hat Irans Islamistenführer Chamenei laut
israelischen Medienberichten der Hamas angeboten, bis zu 30 Millionen
Dollar monatlich zur Verfügung zu stellen, wenn Teheran im Gegenzug
Informationen über israelische Raketenstellungen von den palästinensischen
Moslembrüdern erhält.
All das bedeutet: Wer mit dem Ajatollah-Regime im Iran Geschäfte macht,
finanziert den Terror gegen Israel. [3][Dementsprechend reicht es nicht,
wenn die europäischen Regierungen die Raketenangriffe der iranischen
Verbündeten] auf Israel verurteilen. Ohne ein konsequentes Vorgehen gegen
die iranische Finanzierung dieses Terrors bleiben solche Statements
folgenlose Rhetorik.
## Die Botschaften müssten geschlossen werden
Wollte man Israel gegen den Terror von Hamas und Islamischem Dschihad
ernsthaft beistehen, müssten Geschäfte mit den iranischen Förderern des
antiisraelischen Terrors komplett verboten werden. Iranische Botschaften in
Europa, von denen aus immer wieder Terroranschläge geplant werden, müssten
geschlossen werden. Die iranischen Revolutionsgarden und die gesamte
libanesische Hisbollah, die Israel mit einem noch viel gefährlicheren
Raketenarsenal bedroht als die iranischen Verbündeten in Gaza, gehören
endlich auf die Terrorlisten sämtlicher demokratischer und europäischer
Staaten.
In jedem Fall gilt: Ohne ein Zurückdrängen des Einflusses des
antiisraelischen Regimes im Iran sind Bemühungen um eine Entspannung in der
Region dauerhaft zum Scheitern verurteilt. Ein konsequentes Vorgehen nicht
nur gegen die Terrormilizen an den Grenzen Israels, sondern insbesondere
gegen ihre Unterstützer und Finanziers im Iran wäre im Interesse aller
Menschen im Nahen und Mittleren Osten, die an einem friedlichen
Zusammenleben ebenso interessiert sind wie an freien Gesellschaften.
10 Aug 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Stephan Grigat
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Verschwörungsmythen und Corona
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