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# taz.de -- Uefa-Menschen in Manchester: Grinsende Zombies in Hosenanzügen
> Das Leben in einer kalten englischen Metropole und die Uefa als ein
> Unternehmen, das den Medien gefallen will.
Bild: Vorfreude auf das Auftaktmatch in der Fußballstadt: Rolling Fans in Manc…
Manchester könnte diese Europameisterschaft nicht egaler sein, stelle ich
fest. Das liegt sicher auch daran, dass Manchester cool ist. Ein bisschen
fasziniert schlendere ich durch diese auch im Hochsommer ziemlich kalte
Stadt mit den roten Backsteinbauten, [1][in der von überall her Musik
ertönt], jede zweite Person so mühelos runtergerockt-alternativ aussieht
und auch noch kurze Hosen trägt bei 15 Grad, diese verrückten
Engländer:innen.
Ein kultureller Schmelztiegel ist es, dieses Manchester, und in seinem
Understatement nur schwer mit den milliardenschweren Fußballkonzernen
Manchester United und Manchester City in Verbindung zu bringen. Ernsthaft,
irgendwo zwischen diesen alten Pubs hat Ronaldo gewohnt? Lässigkeit kann
aber nicht der einzige Grund sein, warum die Euro im Stadtbild unsichtbar
bleibt.
Würde man als Organisator nicht Fahnen aufhängen, wenn so ein Ereignis in
der Stadt stattfindet? Oder zumindest Plakate? Oder diese verdammten
Fanfeste mit Torwand und Maskottchen? Bei der Männer-EM im vergangenen Jahr
konnte man sich davor nicht retten.
## Hohelied auf das Wachstum
Als ich zum Eröffnungsspiel fahre, geht das Leben in der Innenstadt so
achselzuckend seinen gewohnten Gang, dass ich fast vermute, ich hätte mich
im Tag geirrt. Da war vor drei Jahren in Frankreich mehr los. Bizarr ist
die Unsichtbarkeit angesichts des Kick-off-Events, das einen Tag vorher in
Old Trafford stattfindet. Da rühmen sich die Damen und Herren, dass sie ein
„ikonisches Event“ veranstalten werden. Heißt: Wachstum, Wachstum,
Wachstum. Weil aber Wachstum allein nicht mehr reicht, um Hirne und Herzen
zu erobern, ist die Uefa auch gut darin geworden, alles an
gesellschaftlichen Themen aufzusaugen, was ihr über den Weg läuft.
LGBT-Rechte, Rassismus, und eine Kampagne gegen Onlinehass stellt sie zum
Beispiel vor. „Wir sind Agent:innen des Wandels“, heißt es allen Ernstes.
Und zum Ende der Veranstaltung ahne ich, dass sie das wirklich glauben.
[2][Diese Uefa-Crowd glaubt echt daran, dass sie hier gerade die Welt
rettet.] Und da bin ich ein bisschen neidisch. Nicht ganz so sehr wie auf
die coolen Leute in Manchester, aber doch auf den selbstgewissen Optimismus
dieser grinsenden Zombies in Hosenanzügen.
Auf welcher Droge sind die? Nur einmal wird Nadine Keßler kurz kiebig, als
jemand das Preisgeld kritisiert. „Die Uefa wird einen großen finanziellen
Verlust durch dieses Turnier machen“, sagt sie. „Wir sind mehr als willens,
das zu tun. Wir sind sicher, dass es große Sprünge gibt, aber Geld ist
nicht unendlich und Preisgeld ist nicht das Einzige, wo wir investieren.“
Gut, man könnte natürlich darüber nachdenken, dass die Männer auf Gelder
verzichten, wie es einzelne Nationalteams bei Equal-Pay-Agreements gemacht
haben. Aber wo kämen wir denn da hin? Schließlich muss auch das Spiel der
Männer wachsen, wachsen, wachsen. LGBT-Rechte und weniger Onlinemobbing
sind eben doch keine Indikatoren für Erfolg.
7 Jul 2022
## LINKS
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Popular_music_of_Manchester
[2] https://www.dw.com/de/euro-2020-uefa-verbietet-regenbogen-arena-in-muenchen…
## AUTOREN
Alina Schwermer
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