# taz.de -- Ausstellung zu Adbusting: „Kunst darf lustig sein“ | |
> „The Art of Subvertising“: Der „Berlin Busters Social Club“ bringt se… | |
> Adbusting-Arbeiten in den Kunstraum Kreuzberg. | |
Bild: Die hohe Kunst des Adbustings: Werbebotschaften werden ironisch verfremdet | |
taz: Herr Bustewka, bisher haben Sie im öffentlichen Straßenraum | |
[1][Plakate von Parteien, der Bundeswehr etc. satirisch verfremdet]. Warum | |
sind Sie jetzt in den Kunstraum ausgewichen? | |
Adbustian Bustewka: Sorry, dass ist ein Missverständnis. Wir reden immer | |
nur über Aktionen. Wir machen nie welche. Wir haben uns entschieden, dem | |
[2][Kunstraum] einige Exponate zur Verfügung zu stellen. Wir zeigen zwei | |
Bereiche: alte Exponate aus dem antifaschistischen Kampf der europäischen | |
Widerstandsbewegungen im Zweiten Weltkrieg. Und aktuelle Exponate, die | |
zeigen, dass die Behörden der Bundesrepublik gegen Adbustings mit | |
DNA-Analysen, Hausdurchsuchungen und Terrorabwehrzentrum vorgehen, wenn die | |
Kunstwerke die Bundeswehr oder die Polizei lächerlich machen. Wir hoffen, | |
im Kunstraum ein weiteres Publikum zu erreichen als bisher. | |
Macht Sie der große Aufwand, den Polizei und Justiz betreiben, nicht ein | |
bisschen stolz? | |
Dass veralberte Werbeposter im Terrorabwehrzentrum landen oder der | |
Innenminister in einer Kleinen Anfrage sagt, dass diese die Sicherheit der | |
Republik bedrohen würden, dürfte in den letzten 30 Jahren in Europa | |
historisch einzigartig sein. Dass Minister sich strafrechtlich über | |
Streetart ärgern, stellt unser Land hingegen in eine Reihe mit China und | |
Polen. | |
In der Ausstellung sind auch Installationen zu sehen, die sich auf die | |
Verfremdung von Firmennamen beschränken. Könnte eine solche Kunst nicht vom | |
Kapitalismus vereinnahmt werden? | |
Ja, klar. Wird es ja sogar schon. Sogar die Polizei zieht ja mitunter an | |
gefährdete Orte, um vor Rad- und Taschendieben zu warnen. Aber Kunst darf | |
auch lustig sein. Ob das bei den Firmenschildern der Fall ist, möge jede* | |
selbst entscheiden. | |
Haben Sie weiterhin Probleme mit Polizei und Justiz? | |
Wir mit unserer Sammlung, unserem Buch und unseren Ausstellungen noch | |
nicht. Wir sind auch überrascht, dass wir bisher total in Ruhe gelassen | |
werden. Andere Künstler*innen haben da weniger Glück. Eine aktuelle | |
Kleine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Martina Renner zeigt, dass | |
das Terrorabwehrzentrum sich weiter über Adbustings ärgert, die | |
Geheimdienste kritisieren. Danach ist das einzige Adbusting, das es 2022 | |
ins Anti-Terror-Zentrum GETZ geschafft hat, eines, das die Geheimdienste | |
wegen NSU kritisiert. | |
Laufen noch weitere juristische Verfahren wegen Adbusting? | |
Ja. Das „Nicht-lachen“-Verfahren nach einer Adbusting-Aktion 2020 läuft | |
noch. Damals wollten Aktivist*innen in einer Performance ein | |
polizeikritisches Plakat offen angekündigt in eine Werbevitrine direkt vor | |
dem Gebäude des Staatsschutzes hängen. Eine Hundertschaft unterband dies | |
und war beleidigt, weil die Künstler*innen mit einem Papppfeil mit der | |
Aufschrift „Rechtsbrech*in“ auf die Cops deuteten. Auch das | |
Augenklappen-Verfahren, das Horst Seehofer nach Adbustings der Gruppe „Dies | |
Irae“ einleitete, ist trotz des Regierungswechsels immer noch nicht | |
eingestellt. Auf den Plakaten, die auch in der Ausstellung zu sehen sind, | |
ist der ehemalige Bundesinnenminister mit einer schwarzen Klappe über dem | |
rechten Auge zu sehen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen | |
Verunglimpfung von Staatsorganen. Adbusting bleibt also spannend. | |
29 Jun 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Verfremdete-Werbeplakate/!5770834 | |
[2] https://www.kunstraumkreuzberg.de/programm/werbepause-the-art-of-subvertisi… | |
## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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