Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- NBA-Draft: Sommerliche Qual der Wahl
> Beim Draft der amerikanischen Basketballliga fragen sich beteiligte
> Manager, wie lange ein spilleriger Alleskönner, Chet Holmgren,
> durchhalten wird.
Bild: Dünn, aber oho: Der 2,13 Meter große Chet Holmgren möchte in der NBA f…
Einmal im Jahr wird Roulette gespielt. Dann steht der Draft an, die
NBA-Klubs [1][verteilen die hoffnungsvollsten Talente untereinander]. Und
wie das so ist mit Hoffnungen, sie können sich erfüllen, aber auch trügen
und enttäuscht werden. Im Rückblick bleibt kaum zu verstehen, warum im
Jahre 1984 ein gewisser Michael Jordan nur als dritter Spieler seines
Jahrgangs ausgewählt wurde. Aber auch heute, im Zeitalter von
digitalisierten Leistungsmessungen, immer größer werdenden
Scouting-Abteilungen und hochkomplexen Algorhythmen, bleibt der Draft ein
Glücksspiel: Auch ein Luka Dončić war vor vier Jahren nur die Nummer drei.
Wenn sich am Donnerstag Vertreter der 30 NBA-Franchises in der Arena der
Brooklyn Nets treffen, gehen die Meinungen auseinander, welchen Spieler die
Orlando Magic, die das Recht auf den ersten Zugriff haben, aussuchen
sollten. Es gibt immerhin drei Spieler, auf die sich nahezu alle einigen
können, die die ersten Plätze unter sich ausmachen sollten: Jabari Smith,
Paolo Banchero und [2][Chet Holmgren]. Smith und Banchero sind beide 19
Jahre alt, beide sind 2,08 Meter groß – und beide sind Flügelspieler,
herausragende Athleten, die gut verteidigen können und einen soliden
Distanzwurf besitzen. Wer einen der beiden auswählt, ist auf der sicheren
Seite. Im schlechtesten Fall sollten sich Smith und Banchero zu soliden
Ergänzungsspielern entwickeln – im besten könnten sie zu Stars werden.
Ganz anders Chet Holmgren: Der 20-Jährige aus Minneapolis ist der Joker in
diesem Glücksspiel. Schon seine Erscheinung ist außergewöhnlich. Auf 2,13
Körpergröße verteilen sich keine 90 Kilogramm. Seine Arme und Beine sind
dünn, sein Körper wirkt zerbrechlich. Es gab Momente in Spielen der
Universitäts-Liga, in der Holmgren nur ein Jahr für die Gonzaga Bulldogs
gespielt hat, da hatte man Angst, er würde über seine eigenen Füße stolpern
– und im nächsten Augenblick dribbelte er elegant übers ganze Feld und
versenkte einen Dunk dermaßen kraftvoll, dass die Korbaufhängung wackelte.
Holmgren kann alles: Dreier versenken und Würfe des Gegners blocken, er
kann punkten und verteidigen, er kann dribbeln und Rebounds sichern. So
einen wie ihn gab es noch nie, ein „Einhorn“ nennen ihn viele
Kommentatoren, im vergangenen Jahr wurde er zum besten Spieler der
U19-Weltmeisterschaft gewählt. Ein Wunderkind, das noch am ehesten erinnert
an den ebenfalls arg dünnen Kevin Durant von den Brooklyn Nets, der auch
nur als Nummer zwei in seinem Draft gezogen wurde.
## Schmale Hoffnung
Aber, und das ist ein sehr großes Aber: Kann Holmgren das alles, was er
kann, auch in der NBA? Und: Wie lange kann er das? Werden ihn die
durchtrainierten Modellathleten in der Profiliga einfach hin und her
schieben? Und vor allem: Kann dieser spillerige Körperbau eine 82 Spiele
lange NBA-Saison und die darauffolgenden, erst richtig körperbetonten
Playoff-Spiele überstehen? Sein Vater David, auch über 2,10 Meter groß,
auch sehr schmal, war einmal ein hoffnungsvolles Basketballtalent, aber
musste den Sport schon im College wegen Knieproblemen aufgeben.
Sein Sohn Chet Holmgren kann also nicht nur alles, er könnte auch alles
werden: Jahrhundertspieler oder Riesenreinfall. Eins ist er schon jetzt:
Der Alptraum von John Hammond und Jeff Weltman. Der Manager und der
Präsident der Magic entscheiden schlussendlich, wen Orlando auswählen wird
– und damit über die nähere und mittlere Zukunft des Klubs. Und damit auch
über ihre eigenen Karrieren.
Entsprechend unsicher gibt sich Weltman. „Es ist noch nichts entschieden“,
sagte er noch am Dienstag, also gerade einmal zwei Tage vor dem Draft. Alle
drei Kandidaten wurden ausgiebig begutachtet, Holmgren war mehrere Tage in
Orlando zum Probetraining. Man darf davon ausgehen, dass die
Verantwortlichen der Magic sehr genau wissen, wen sie nehmen wollen.
Aber vielleicht warten Weltman und Hammond auch nur auf das richtige
Angebot eines anderen Klubs, der sich unbedingt die Rechte am einzigartigen
Chet Holmgren sichern möchte – und im Gegenzug erfahrene Spieler und ein
paar zusätzliche Draftpicks anbietet. Ein Tauschgeschäft, das sich für die
Magic auszählen könnte – und vor allem das Risiko minimieren würde, eine
falsche Entscheidung bei diesem Roulettespiel zu treffen.
21 Jun 2022
## LINKS
[1] https://www.nbadraft.net/nba-mock-drafts/
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Chet_Holmgren
## AUTOREN
Thomas Winkler
## TAGS
American Pie
Basketball
US-Sport
NBA
American Pie
Basketball
American Pie
American Pie
American Pie
## ARTIKEL ZUM THEMA
Wunderkind im Basketball: Verlieren für den Besten
Die NBA-Saison beginnt gerade. Doch schon wird über die nächste Spielzeit
gesprochen. Ein Supertalent aus Frankreich ist dann im Angebot.
Zum Tod von Bill Russell: Unbeugsamer Riese
Er war der wohl größte Basketballer aller Zeiten und dazu ein
kompromissloser Kämpfer gegen Diskriminierung. Nun ist Bill Russell mit 88
Jahren gestorben.
Wintersport-Boom in Florida: Eishockey schmilzt nicht
Tampa Bay Lightning steht im Finale des Stanley Cup. Was zeigt: Die
Wintersportart mit Puck hat im heißen Florida inzwischen Fuß gefasst.
Deutsche Basketballerin in den USA: Schwester als Gegnerin
Basketballerin Nyara Sabally folgt ihrer Schwester in die
US-Frauen-Profiliga WNBA. New York Liberty wählt die Deutsche beim Draft
als Fünfte aus.
US-Frauenbasketball hat Pläne: Chicago jubelt wieder
Die US-Liga Women’s National Basketball Association steckt in der Krise –
und will mit Diversität und Inklusion punkten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.