| # taz.de -- Datenschutz bei sexualisierter Gewalt: Den Fahndern eine Chance | |
| > Auf der Jagd nach Missbrauchstäter:innen wären Privatdaten für die | |
| > Polizei hilfreich. Wenn überhaupt, ist der Zugriff jedoch nur kurze Zeit | |
| > möglich. | |
| Bild: Dem Missbrauch auf der Spur: Mitarbeiterin des LKA in NRW bei einem Press… | |
| Der Datenschutz hebelt den Kinderschutz aus. Klingt brutal, ist aber so. | |
| Auch wenn Datenschützer:innen das anders sehen und gewichtige | |
| Argumente dafür vorbringen können, warum der Datenschutz trotz aller | |
| Dimensionen und Härte bei Themen wie sexualisierter Gewalt gegen Kinder | |
| gewahrt bleiben muss. | |
| Grundsätzlich haben Datenschützer:innen recht: Wer den Schutz der | |
| digitalen Privatsphäre aufhebt, beschneidet die informationelle | |
| Selbstbestimmung von Menschen. Auch ist dem Missbrauch beim Umgang mit | |
| Daten ohne deren Schutz Tür und Tor geöffnet. Doch es gibt ein Aber: der | |
| Kinderschutz. Missbrauch liegt nicht erst vor, wenn Täter wie im | |
| [1][Missbrauchsfall in Wermelskirchen] oder in einem weiteren am Dienstag | |
| bekannt gewordenen Fall in Aachen auf Kinder direkten Zugriff haben. | |
| Missbrauch liegt selbstverständlich auch vor, wenn Täter Bilder, Fotos, | |
| Filme mit „Missbrauchsmaterial“ teilen, sammeln, kaufen, verkaufen. | |
| Internet und Darknet sind voll davon. Ermittlungsbehörden in Deutschland | |
| bekommen häufig aus den USA Hinweise zu Datenmengen. Aber der Datenschutz | |
| hierzulande verhindert, dass Daten länger als ein paar Tage gespeichert | |
| werden dürfen. | |
| Bis die Ermittler:innen hier die Information bekommen, sie gefiltert | |
| und auf Relevanz geprüft haben, ist die Zeit verstrichen – und die Täter in | |
| Sicherheit. Die [2][Vorratsdatenspeicherung], die Behörden mit mehr | |
| Befugnissen ausstatten würde, steht in der Kritik, weil sie | |
| flächendeckendes Sammeln von Telefon- und Internetdaten erlaubt – von allen | |
| Bürger:innen, auch von solchen, die unter keinem Verdacht stehen. Das will | |
| verständlicherweise niemand. | |
| Auch wenn die meisten Menschen selbst einen unbedarften Umgang mit ihren | |
| Daten pflegen und Standorte, Kontakte, Erlebnisse [3][twittern], auf | |
| [4][Facebook], Instagram oder Google veröffentlichen. Das ist ihre | |
| Entscheidung, und das macht den Unterschied. Nur: Zum Schutz der Kinder | |
| sind wir gefragt, den Fahndern eine Chance und mehr Handlungsfreiheit | |
| einzuräumen. | |
| 1 Jun 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Simone Schmollack | |
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