Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Wiederbesetzung des Köpi-Wagenplatzes in Berlin: Ruhe niemals in F…
> Am Freitagabend besetzten Aktivist:innen das Gelände ihres ehemaligen
> Wagenplatzes. Die Polizei räumte nach vier Stunden.
Bild: „Rache ist süß“ steht auf dem Transparent am Zaun des wiederbesetzt…
BERLIN taz | „If you evict our dreams, we will squat your nightmares“ –
„Wenn ihr unsere Träume räumt, besetzen wir eure Alpträume“, steht auf
einem Banner, das einige Aktivist:innen am frühen Freitagabend gerade
an den aus Blechen zusammengezimmerten Zaun des ehemaligen
Køpi-Wagenplatzes aufhängen. [1][Auf den Tag genau sechs Monate ist her,]
seitdem das linksautonome Projekt von der Polizei geräumt wurde; seitdem
verbirgt sich hinter dem imposanten Zaun keine Ansammlung von Wohnwagen,
sondern eine Brache, die von Security-Mitarbeitern bewacht wird.
Auf einmal geht es ganz schnell: Rund ein Dutzend schwarz vermummte
Personen drängen von allen Seiten auf die Brache. Einige hämmern von der
Straße auf den Zaun, andere dringen von anderen Stellen auf den Platz ein.
Von der gegenüberliegenden Straßenseite werden Feuerwerkskörper gezündet.
Der anwesende Security-Mitarbeiter verlässt das Gelände.
„Wir sind hier, um zurückzufordern, was uns gehört“ heißt es in einer
Erklärung der Besetzer:innen, „uns kann man nicht einfach räumen und unter
den Teppich kehren, als würde es uns nicht geben.“ In den ersten beiden
Stunden der Besetzung ist die Polizei kaum präsent, die Aktivst:innen
nutzen die Zeit, um Barrikaden zu bauen und die Brache mit Zelten und einer
Feuertonne wohnlich einzurichten. Es werden weitere Transparente
aufgespannt, über den Zaun schallt dumpfer 90er-Jahre-Trash.
Mitte Oktober 2021 wurde der Køpi-Wagenplatz von einem Großaufgebot der
Polizei geräumt. Rund 30 Menschen wohnten bis dahin auf dem Gelände, das an
das gleich nach der Wende besetzte Haus Köpenicker Straße 137 grenzt. Der
Wagenplatz und das 1991 legalisierte Hausprojekt stellten zusammen einen
wichtigen Bezugspunkt der linken Szene dar.
## Räumung für Leerstand
Das Wagenplatz-Gelände [2][gehört mutmaßlich dem dubiosen
Immobilienunternehmer Siegfried Nehls], der sich hinter einem
Firmengeflecht versteckt. Was der Eigentümer mit dem Gelände genau vorhat,
ist unklar – die Aktivist:innen befürchten, dass es als
Spekulationsobjekt Jahre leerstehen wird. In der Erklärung weisen sie
darauf hin, dass auch die Räume anderer in den letzten Jahren geräumter
Projekte, wie die Meuterei und das Syndikat, immer noch leer stünden. „Es
ist offensichtlich, dass die Taktiken der letzten Jahre darauf abzielen,
unsere Bewegung aus ihren Wurzeln zu heben und uns zu ermüden“, so die
Aktivist:innen.
Dabei weisen die Aktivist:innen auf die Gebäuderuine neben dem
Køpi-Haus hin. Vor 23 Jahren musste dafür schonmal ein Wagenplatz weichen.
Ein Investor wollte dort ein Seniorenheim errichten – bis er 2007 pleite
ging. Seitdem rottet das halbfertige Gebäude vor sich hin. Der neue
Eigentümer nutzt die Ruine vor allem als lukrative Wertanlage.
## Never Rest in Peace
Die Besetzung steht seit über zwei Stunden, mitterweile haben sich vor dem
Wagenplatz über fünzig Unterstützer:innen eingefunden. Einige der
Besetzer:innen sind auf Bäume geklettert, um die Räumung des Platzes zu
erschweren.
Doch gegen 22 Uhr gelingt es den Beamt:innen, sich Zugang zum Platz zu
verschaffen. Die Straße wird gesperrt, auch die Kundgebung wird abgetrennt.
Mehrere Besetzer:innen werden festgenommen.
„Never Rest in Peace“ – „Ruhe niemals in Frieden“, hieß es im Oktobe…
der ersten Räumung. Auch wenn sie ihr altes Zuhause nicht zurückgewinnen
konnten, wenigstens dieses Versprechen konnten die Aktivist:innen
einlösen.
16 Apr 2022
## LINKS
[1] /Raeumung-des-Koepi-Wagenplatzes-in-Berlin/!5808168
[2] /Koepi-Wagenplatz-vor-Raeumung/!5804468
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
Desiree Fischbach
## TAGS
Räumung
Besetzung
Köpi
taz Plan
Köpi
Köpi
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
## ARTIKEL ZUM THEMA
Verdrängung in Berlin: Dem Ausverkauf entgegenstellen
Autobahnen, Hochäuser, Bürokomplexe – wo Investor*innen
Verwertungsmöglichkeiten sehen, muss Alternativkultur weichen. Doch es gibt
Widerstand.
Räumung des Köpi-Wagenplatzes in Berlin: Massiver Protest
Am Freitag räumte die Berliner Polizei mit einem massiven Aufgebot den
Köpi-Wagenplatz. Am Abend demonstrierte die linksautonome Szene dagegen.
Räumung des Köpi-Wagenplatzes in Berlin: Kein Zuhause mehr vor der Köpi
Am Freitag räumt die Polizei mit einem Großaufgebot den Wagenplatz der
Köpi. 38 BewohnerInnen werden vom Gelände geholt. Abends TagX-Demo.
Köpi-Wagenplatz vor Räumung: Kein Risiko fürs Kapital
Ein letzter Gesprächsversuch mit dem Köpi-Eigentümer ist gescheitert. Am
Freitag soll der Wagenplatz geräumt werden. Aber für wen eigentlich?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.