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# taz.de -- Erdoğan in Riad: Nahöstliche Realpolitik
> Mohammed bin Salman und Erdoğan sind nicht gerade beste Freunde.
> Außenpolitisches Scheitern zwingt den einen zum Handschlag, Geldnot den
> anderen.
Bild: Kronprinz Mohammed Bin Salman
Am Donnerstag ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nach
Saudi-Arabien gereist, um seinem bisherigen Todfeind, dem saudischen
Kronprinzen Mohammed bin Salman (MbS), die Hand zu reichen. Zwar kommt
[1][Erdogan als Bittsteller, er braucht dringend möglichst viele Milliarden
Dollar] von dem reichen Ölstaat, doch auch MbS ist mit den hochfliegenden
Plänen, seine Macht in Saudi-Arabien auf die gesamte sunnitische Umma im
Nahen Osten auszudehnen, gescheitert.
Während Erdogan vergeblich darauf gehofft hatte, im Anschluss an den
arabischen Frühling mit Hilfe der islamistischen Muslimbrüderschaft eine
führende Rolle im Nahen Osten einnehmen zu können, ist MbS schon daran
gescheitert, die aufständischen Huthis im Jemen militärisch zu besiegen.
Zwar war es Erdogan noch gelungen, MbS für den brutalen Mord an dem
saudischen Journalisten und Regimekritiker Jamal Khashoggi politisch
verantwortlich zu machen, doch letztlich siegten Pragmatismus und die
schnöde Macht des Geldes.
Der durch den Mord an Khashoggi international ins Zwielicht geratene
Mohammed bin Salman kann froh sein, wenn er die Macht in Saudi-Arabien
behält. Und der vermeintliche Führer der Muslime aus der Türkei hat sein
Land wirtschaftlich so an die Wand gefahren, dass er jetzt jede
Möglichkeit, an Geld zu kommen, ausschöpfen muss.
Der Deal, der nun auf dem Tisch liegt, sieht vor, dass Erdogan aufhört, die
dem saudischen Königshaus verhassten Muslimbrüder weiter zu unterstützen
und dass er es vermeidet, den [2][Khashoggi-Mord] in den Mund zu nehmen.
Dafür verspricht MbS, seine regionalen Ambitionen zurückzufahren. Die
[3][Blockade gegen das mit der Türkei befreundete Katar hat er bereits
aufgehoben]. Außerdem will er schnellstmöglichst viele Milliarden Dollar in
der Türkei investieren.
Auf seine früheren Freude bei den Muslimbrüdern kann Erdogan keine
Rücksicht mehr nehmen. Und die Mordermittlung im Fall Khashoggi hat
inzwischen auch für ihn ausgedient. Das ist Realpolitik zweier
Gescheiterter.
28 Apr 2022
## LINKS
[1] /Inflation-in-der-Tuerkei/!5825221
[2] /Nach-Mord-an-saudischem-Journalisten/!5843669
[3] /Abkommen-von-Katar-und-Golfnachbarn/!5738128
## AUTOREN
Wolf Wittenfeld
## TAGS
Mohammed bin Salman
Recep Tayyip Erdoğan
Türkei
Jemen Bürgerkrieg
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