# taz.de -- Schutz vor gefährlichen Stoffen: Neue Giftliste der EU | |
> Die EU-Kommission will in den nächsten Jahren Tausende Stoffe vom Markt | |
> nehmen, die etwa als krebserregend oder fortpflanzungsschädigend gelten. | |
Bild: Wenigstens raus aus der Babycreme: Giftstoff | |
BERLIN taz | Hormonwirksame Chemikalien, kaum recycelbare Kunststoffe oder | |
krebserregende Flammschutzmittel sollen in den nächsten Jahren aus der EU | |
verschwinden. Das hat sich die EU-Kommission laut einem Arbeitspapier | |
vorgenommen, das am Montag in Brüssel veröffentlicht worden ist. Das | |
Arbeitspapier „Zeitplan für Einschränkungen“ nimmt sich drei Gruppen von | |
Chemikalien vor. | |
Die erste Gruppe unterliegt bereits Beschränkungen innerhalb der | |
EU-Chemikalienregulierung. Für die zweite Gruppe sind solche Beschränkungen | |
geplant. Die dritte Gruppe umfasst Stoffe, für die es Hinweise gibt, dass | |
eine Beschränkung für sie notwendig sein könnte. Es handele sich um die | |
größte jemals erlassene Maßnahme zur Beseitigung zugelassener Chemikalien, | |
die Stoffe betrifft, gegen die Umwelt-, Verbraucher- und Gesundheitsgruppen | |
seit Jahrzehnten kämpfen, lobte das Europäische Umweltbüro (EVB) das | |
Vorhaben. | |
Auch die Chemikalienexpertin der Grünen im EU-Parlament, Jutta Paulus, ist | |
durchaus angetan. „Es ist gut, dass die EU-Chemikalienstrategie für | |
Nachhaltigkeit Formen annimmt und dass die Europäische Kommission erste | |
Schritte zur Verbannung krebserregender Substanzen aus Produkten zur | |
Säuglings- und Kinderpflege unternimmt“, so Paulus. Nicht nachvollziehbar | |
sei, warum krebserregende Substanzen nicht gleich für alle verbrauchernahen | |
Produkte verboten würden. | |
„Mit dem gruppen- und strukturbasierten Ansatz zur Beurteilung der | |
gesundheitlichen Gefahren von Chemikalien setzt die Kommission dem | |
Hase-und-Igel-Spiel der Industrie ein Ende“, sagt Paulus. Bisher habe die | |
Industrie „Chemikalien, die aufgrund ihrer Gefährlichkeit in ihrer | |
Anwendung beschränkt wurden, einfach durch ähnliche, oft nicht minder | |
gefährliche Substanzen ersetzt“. | |
Das Arbeitspapier der EU-Kommission ist Teil der Chemikalienstrategie für | |
eine giftfreie Umwelt im Rahmen des Green Deal. Das Arbeitspapier hat keine | |
gesetzgeberische oder bindende Kraft, sondern stellt einen Arbeitsplan für | |
die Mitarbeiter der Kommission dar. In der Vergangenheit hat sich die | |
chemische Industrie [1][stets wirkmächtig gegen Regulierungen zur Wehr | |
gesetzt]. | |
25 Apr 2022 | |
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[1] /Hochgefaehrliche-Chemikalie-Bisphenol-A/!5604656 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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