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# taz.de -- Dimmen für den Frieden: Putin ist keine helle Leuchte
> Um Gas zu sparen, wollen die Berliner Grünen die Straßenlaternen
> abdunkeln. Blöd nur, dass da auch noch die Gaslaternenversteher sind.
Bild: Frieden schaffen mit immer dunkleren Lampen
Putin ist keine besonders helle Leuchte. Putin, das könnte zum Beispiel der
neue Name für eine Berliner Gaslaterne sein. Sie könnte dann neben Laternen
mit so klangvollen Namen wie „Wiener Mast“ oder [1][„Camberwell-Laterne]�…
[2][im Gaslaternen-Freiluftmuseum] im Tiergarten stehen. Nennen wir sie
einfach mal „Putins OP-Leuchte“.
Denn, das muss man nach diesem Einstieg wissen: Putin soll nach dem Willen
der Grünen abgedimmt werden. Die Idee dazu kommt von Bene Lux, einem grünen
Abgeordneten, dessen Nachname zeigt, dass er sich aufs Leuchten versteht.
Also dreht Bene Lux am Regler der Putin-Leuchte im Spezial-OP-Saal namens
Ukraine. „Kurzfristig kann ein Teil der Laternen kürzer und mit weniger
Leuchtkraft betrieben werden“, sagte [3][Lux der Berliner Morgenpost].
„Wenn wir sehr gut sind, können wir ein Viertel bis die Hälfte des
Gasverbrauchs so einsparen.“
## Den Krieg ausdunkeln
Dimmen für den Frieden also. Frieden schaffen mit immer weniger Lampen. Den
Krieg in der Ukraine ausdunkeln oder, damit es auch die Russen verstehen,
Putins Leuchte über dem Spezial-Operationstisch in den Dämmerzustand
versetzen. Und das alles an Ostern, dem Fest der Wiederauferstehung. Wer
zündet darauf nicht gerne eine Kerze an?
Aber was ist mit der Zeitenwende? Müssten die Laternen an den Berliner
Straßen nicht eher abgeschaltet werden als nur gedimmt? Natürlich, meint
Bene Lux. Mittelfristig müsste Berlin den Umstieg auf elektrische Laternen
beschleunigen, fordert er.
Nun ist „mittelfristig“ ein sehr dehnbarer Begriff. [4][Schon 2012] wollte
der Berliner Senat die damals 44.000 Gaslaternen auf LED umstellen.
Irgendwie auch mittelfristig, nämlich bis 2020. Hat aber nicht geklappt.
Noch immer sind heute 24.000 Putinleuchten in Betrieb.
Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass es in Berlin recht aktive
Putinleuchtenversteher gibt. Organisiert sind sie nicht nur in de
Ostermarschparteien SPD und Linke, sondern im Verein Gaslicht-Kultur.
„Verglichen mit dem Aufwand wäre das Einsparpotenzial verschwindend
gering“, verriet dessen Sprecher Bertold Kujath der Morgenpost. Der grüne
Vorschlag zeige, wie wenig Verständnis über Gaslaternentechnik in der
Politik vorhanden sei. Die Ukraine benötige anderes als einen weiteren
Kulturstreit um die Gasbeleuchtung.
## Sponsered by Газпром?
Klingt das jetzt schon wie die Lobbyarbeit der „Stiftung Klima- und
Umweltschutz MV“ der Schweriner Kremlleuchte? Gazlicht-Kultur sponsered by
Газпром?
Eher zeigt der Vorschlag, dass nicht nur das Kulturerbe Gaslaterne in
Gefahr ist, sondern auch unser aller Sicherheit. Zwar könne Berlin mit der
Abdimmung der „Putin-OP-Leuchte“ zwei Millionen Euro im Jahr sparen,
rechnet Bene Lux vor. Dann aber sei die nächtliche Verkehrssicherheit nicht
mehr gewährleistet, heißt es aus der Verkehrsverwaltung. Selbst die Grünen
sind sich nicht grün.
Wieder einmal zögert Deutschland. Ex oriente lux. Und an die Ukraine werden
Nachtsichtgeräte geliefert, die keiner braucht.
18 Apr 2022
## LINKS
[1] https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/Q53SRHB3UT3E6UE2KFPRBBBQBK…
[2] https://www.berlin.de/museum/3137608-2926344-gaslaternen-freilichtmuseum.ht…
[3] https://www.morgenpost.de/berlin/article235087525/Gruene-Zeitweiliges-Gasla…
[4] /Ende-der-Gaslaternen/!5084164
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
Wladimir Putin
Freilichtmuseum
Großer Tiergarten
LED
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