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# taz.de -- Tennis-Shootingstar Carlos Alcaraz: Wachablösung in Sicht
> Der Spanier Carlos Alcaraz gilt als kommende Tennis-Größe. Nach dem Sieg
> des 18-Jährigen in Miami reißen die Vergleiche mit Landsmann Nadal nicht
> ab.
Bild: Flink, fintenreich, forsch: Carlos Alcaras aus Spanien auf dem Center-Cou…
Carlos Alcaraz trug noch Windeln, als Rafael Nadal vor 17 Jahren das
Masters-Turnier in Monte Carlo gewann. Nadal stürmte anschließend zu einem
noch viel größeren Triumph, zum ersten Mal gewann der bullige Mallorquiner
in jener Saison auch die French Open. Wohin der Weg von Alcaraz auf den
allergrößten Tennisbühnen führen wird, ist noch ungewiss.
Doch spätestens seit seinem souveränen [1][Masters-Sieg am Sonntag in
Miami] (7:5, 6:4 gegen den Norweger Caspar Ruud) wirkt es so, als ob der
würdige Erbe von Nadal ein Mann sein könnte, der auch aus Spanien stammt.
Und der ihm verblüffend ähnlich ist in seiner ganzen Erscheinung, in seinem
verzehrenden Ehrgeiz, in seiner schier grenzenlosen Leidenschaft. „Ein
historischer Moment für dich, Carlitos“, twitterte Nadal nach dem Coup von
Alcaraz im Hard Rock Stadium, „viele weitere Siege werden folgen.“
Wenn man Alcatraz spielen sehe, hatte TV-Experte Boris Becker im letzten
Herbst einmal lapidar bemerkt, „dann denkt man automatisch an Rafa“. Kein
Spieler seit Nadal mischt die Tenniswelt in frühen Jahren ähnlich radikal
auf wie der 18-jährige Alcaraz, der aus dem kleinen Städtchen El Palmar
nahe Murcia stammt. Als drittjüngster Profi gewann er in Miami ein Turnier
der höchsten ATP-Kategorie, nur Michael Chang und Nadal triumphierten noch
früher. In Miami ging Alcaraz sogar als erster Spanier über die Ziellinie,
denn Nadal scheiterte in seiner Karriere nicht weniger als fünf Mal in den
Finals. „Carlos ist nicht mehr die Zukunft des Tennis, sondern schon die
Gegenwart“, befand der ehemalige Weltranglistenerste Andy Roddick (USA).
Und tatsächlich: In der Jahreswertung im Männertennis liegt Alcaraz bereits
auf Platz 2 hinter Nadal. „Ich finde gar keine Worte, um mein Glück zu
beschreiben“, sagte Alcaraz am Sonntag nach seinem Triumph, „das ist etwas
ganz, ganz Besonderes.“ Noch in Miami ereilte ihn auch ein Anruf des
spanischen Königs Felipe, der ihm gratulierte und Glück für den weiteren
Saisonverlauf wünschte. Er sei bei dem Gespräch „nervöser als auf dem
Centre Court“ gewesen, sagte Carlos Alcaraz.
## Unheimliche Muskelpakete
An seinem angestammten Arbeitsplatz hat Alcaraz längst die Ehrfurcht vor
den großen Namen verloren. Gegen Top-Ten-Spieler weist der 18-Jährige mit
7:6-Siegen eine positive Bilanz auf, zu seinem eigenen Vorstoß in die
Elitegruppe [2][fehlen ihm aktuell sowieso nur noch 29 Zähler]. Alcaraz,
ein Mann mit geradezu unheimlichen Muskelpaketen, entwickelt auf dem Centre
Court ein aggressives Programm mit kräftigen, gut platzierten Schlägen. Er
habe noch niemanden gesehen, der „so hart auf den Ball schlägt wie Carlos“,
notierte Spitzenmann Stefanos Tsitsipas in der vorigen Saison.
Allerdings spielt Alcaraz kein plumpes, monotones Tennis von der
Grundlinie, streut immer wieder Stopps oder auch Schnittbälle ein. „Er ist
schon sehr weit für sein Alter. Ausgelernt hat er aber natürlich noch
nicht“, sagt sein Trainer Juan Carlos Ferrero. Der frühere Profi war nach
dem Tod seines Vaters überraschend doch noch zum Finalwochenende nach Miami
gereist, nach dem Sieg von Alcaraz kam es zu einer herzlichen Umarmung des
Duos auf dem Centre Court.
Verblüffend ist die psychische Stabilität von Alcaraz. Diese innere Härte
verschafft ihm auch die zunehmende Konstanz, die Freunde und Gegner gerade
in den letzten zwölf Monaten registrieren. „Seine technische und psychische
Entwicklung ist enorm. Überall hat sich Carlos massiv verbessert“, sagt
Toni Nadal, Onkel und langjähriger Trainer von Rafael Nadal. Beim ersten
großen Masters-Wettbewerb 2022 in Indian Wells konnte Nadal, der alte
Großmeister, den jungen Herausforderer gerade eben so in Schach halten.
Doch während Nadal wegen einer Rippenverletzung vorerst pausieren muss,
könnte Alcaraz in der nun beginnenden Sandplatzsaison bereits zum
mitbestimmenden Faktor werden – den Grand-Slam-Höhepunkt in Paris
eingeschlossen. „Ich habe keine Angst zu sagen, dass ich einen Major-Titel
gewinnen will“, sagt Alcaraz. Coach Ferrero mahnt zwar, „in dieser Phase
müsse man auch „mit Rückschlägen rechnen“: „Aber Carlos ist einer, der…
nicht so schnell unterkriegen lässt. Er hat einen sehr starken Charakter.“
4 Apr 2022
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Miami_Masters
[2] https://www.atptour.com/en/rankings/singles
## AUTOREN
Jörg Allmeroth
## TAGS
Tennis
Spanien
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