# taz.de -- Geberkonferenz für Afghanistan: Globales Armdrücken und kaum Hilfe | |
> Die Konferenzen zu Afghanistan in China sollten eigentlich dem Land | |
> helfen. Stattdessen wurde um den strategischen Einfluss über das Land | |
> geschachert. | |
Bild: Taliban-Soldaten im Mes-Aynak-Tal, dem zweitgrößten unerschlossenen Kup… | |
Ein verbreitetes Bonmot lautet, China habe keine Außen-, sondern nur eine | |
Wirtschaftspolitik, die vor allem externe strategische Rohstoffquellen | |
erschließen solle. Dass die Führung in Peking auch reine Außenpolitik | |
macht, zeigen die internationalen Treffen in Tunxi, mit denen sie sich | |
derzeit als internationaler Chefdirigent in Sachen Afghanistan inszeniert. | |
Zwar geht es dabei auch um Rohstoffe. Peking bot den ebenfalls eingeladenen | |
Taliban an, ihr Land, nun, da der Krieg dort vorüber ist, über Pakistan an | |
seine eurasische Road-and-Belt-Initiative anzuschließen. So käme man auch | |
an eines der weltgrößten, unerschlossenen Kupfervorkommen nahe Kabul. Dafür | |
erwarben chinesische Staatsfirmen schon die Konzession, konnten das Projekt | |
wegen des Krieges aber nicht umsetzen. | |
Das war schon damals den Amerikanern ein Dorn im Auge, da sie – vergebens – | |
erwartet hatten, die von ihnen gestützte Regierung in Kabul würde US-Firmen | |
präferieren. Haben nun wieder die Chinesen die Nase vorn, wäre das für | |
Peking ein wirtschafts- wie außenpolitischer Sieg. Die Führung in Peking | |
will die USA auch generell weiter aus der Region drängen. Dafür nutzt sie | |
den beträchtlich größeren Spielraum nach dem nicht nur militärischen Abzug | |
der USA aus Afghanistan sowie Präsident Bidens ostentatives Desinteresse am | |
weiteren Schicksal der 34 Millionen Menschen dort. | |
Sie will die internationale Initiative für [1][Afghanistan] in die von ihr | |
(so jedenfalls der Plan) dominierte Region ziehen und so ein Thema | |
besetzen, das seit dem sowjetischen Einmarsch 1979 weit oben auf der | |
Aufmerksamkeitsskala der Weltpolitik stand. Wenn auch abgeschwächt, wird | |
das auch weiter so sein, nicht zuletzt, weil Länder wie China und Russland | |
– trotz pragmatisch-guter Beziehungen zu den Taliban – die Furcht schüren, | |
sie könnten dschihadistischen Terrorgruppen Freiraum gewähren. | |
Im Rahmen der in Tunxi erneut beschworenen strategischen Allianz mit | |
Russland kann sich Peking dabei der Unterstützung des Duos Putin-Lawrow | |
sicher sein. Allerdings liegt der Schlüssel zur Entwicklungsfinanzierung | |
und damit einer [2][langfristigen Stabilisierung] Afghanistans weiter bei | |
der US-Regierung. Sie dominiert die internationalen Finanzorganisationen | |
und hat die afghanischen Auslandsguthaben eingefroren, um sie den Taliban | |
zu entziehen. Damit löste Biden eine Wirtschaftskrise aus, die fast alle | |
Afghan:innen, die bisher noch nicht unter der Armutsgrenze lebten, | |
ebenfalls dorthin stieß. | |
China aber zeigte sich bisher über etwas humanitäre Hilfe hinaus noch nicht | |
Willens, auch die von den USA gerissene Finanzlücke zu schließen. Insofern | |
helfen die Treffen in Tunxi [3][den Afghan:innen aktuell wenig]. | |
31 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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