# taz.de -- Laufzeitverlängerung für belgische AKW: Kernschmelze der Vernunft | |
> Belgien lässt seine Kernkraftwerke länger laufen. Mit Putins Krieg | |
> bekommen Atom-und Kohlefreunde neue Scheinargumente. Dagegen müssen wir | |
> uns wehren. | |
Bild: Darf noch länger Unsicherheit verbreiten: Das marode belgische Atomkraft… | |
Ausgerechnet [1][Belgien], das Land der schrottigsten Atomkraftwerke in | |
Westeuropa, will zwei von sieben Reaktorblöcken länger laufen lassen: | |
Kernspaltung frei bis 2035 statt bis 2025. Sogar die Anlage Tihange bei | |
Lüttich mit dem berüchtigten maroden Bröckelreaktor ist dabei, 58 Kilometer | |
Luftlinie von der deutschen Grenze entfernt. Und das alles unter | |
Federführung einer grünen Ministerin. | |
Verheerende energiepolitische Folgen drohen. Macrons Frankreich will | |
ohnehin kernspalterisch aufrüsten, in Finnland zweifeln die Grünen schon an | |
ihrem Nein zur [2][Nukleartechnologie]. Und wenn Tihange (nicht einmal der | |
älteste Reaktorblock) weitermachen darf, dann sind doch die angeblich | |
sicheren deutschen Reaktoren nur sinnvoll, oder? Der Druck auf die grünen | |
Minister:innen Habeck (Wirtschaft) und Lemke (Umwelt) wird steigen: Ihr | |
wollt nicht? Dann halt den Kohleausstieg aussetzen! | |
Sagen wir es pathetisch: Gerade wird ein Teil der Menschheit klimapolitisch | |
ansatzweise vernünftig. Dann kommt Kriegsverbrecher Putin und gibt den | |
alten Kräften billige Scheinargumente. [3][AKW] sind aber nicht das | |
kleinere Übel gegenüber dem Kohlegift. Zusammen bilden sie eine Koalition | |
aus Teufel und Beelzebub. | |
Wehren wir uns dagegen, gemeinschaftlich – etwa mit sozial abgefederter | |
Sparsamkeit: Wohnungen massiv subventioniert dämmen, zwischenzeitlich | |
Zweitpullover an. Auch Neubauten müssen kuscheln können, also Schluss mit | |
freistehenden Häusern. Die Spritpreise müssen weiter hoch, Tempolimit | |
30/80/100 sofort. Vielleicht helfen PsychologInnen auf Dauer gegen den | |
Fetisch eigenes Auto. Bis dahin kann man Fahrgemeinschaften auch kommunal | |
organisieren, der ÖPNV gehört hochgetaktet und Tankrabatt-Lindner ins | |
Abklingbecken. | |
Während der Ölkrise der 1970er Jahre klebten sich viele „Ich bin | |
Energiesparer“ auf die Autos. Und fuhren stolz weiter. Besser wäre es, | |
Energiesparen sexy zu machen. Und statt Frieren für Frieden rhetorisch | |
umframen: Das Auto? Vorgestriger Vollproll. AKW? Teure Billigpornos. Will | |
wirklich niemand. | |
21 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Bernd Müllender | |
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