| # taz.de -- Berichte über Schweizer Großbank: Kriminelle als Kund:innen | |
| > Eine anonyme Quelle hat Medien Interna der Großbank Credit Suisse | |
| > zugespielt. Die Bank wies die daraus erhobenen Anschuldigungen zurück. | |
| Bild: Die Schweizer Großbank hat nun einiges zu erklären | |
| München afp | Die Schweizer Großbank Credit Suisse soll Medienberichten | |
| zufolge jahrelang korrupte Autokraten und Kriminelle als Kunden akzeptiert | |
| haben. Mutmaßliche Kriegsverbrecher, Menschen- oder Drogenhändler hätten | |
| bei Credit Suisse Konten eröffnen oder behalten können, auch wenn die Bank | |
| Straftaten zumindest bereits vermuten musste, wie die Süddeutsche Zeitung | |
| und andere Medien am Sonntag unter Verweis auf ihr zugespielte Kundendaten | |
| berichteten. Die Bank wies die Anschuldigungen zurück. | |
| Die Unterlagen umfassten der an den Recherchen beteiligten französischen | |
| Zeitung Le Monde zufolge Informationen zu mehr als 18.000 Bankkonten, die | |
| bis in die 1940er zurückreichen. Die Summen auf den Konten belaufen sich | |
| auf umgerechnet mehr als 100 Milliarden Dollar (88 Milliarden Euro). Sie | |
| gehören demnach 37.000 Kunden der zweitgrößten Bank der Schweiz, die | |
| meisten davon aus Entwicklungsländern. | |
| Darunter befinden sich etwa ein auf den Philippinen verurteilter | |
| Menschenhändler, ein ägyptischer Mörder, korruptionsverdächtige Kardinäle | |
| sowie ein 2008 wegen Bestechung verurteilter früherer Siemens-Manager, | |
| dessen zwischenzeitliches Millionen-Vermögen mit seinem Gehalt nicht zu | |
| erklären sei. Auch ein jemenitischer Spionagechef, der in Folter verwickelt | |
| war, die Söhne eines aserbaidschanischen Machthabers, ein serbischer | |
| Drogenbaron und Bürokraten, die beschuldigt wurden, den Ölreichtum | |
| Venezuelas zu plündern, gehörten den Berichten zufolge Konten bei der Bank. | |
| Banken sind gesetzlich zur Überprüfung ihrer Kunden verpflichtet. Große | |
| Vermögen ungeklärter Herkunft und Verdachtsfälle auf Straftaten müssen sie | |
| melden. Die vorliegenden Daten legen laut SZ mutmaßliche Versäumnisse der | |
| Bank nahe. | |
| Die Credit Suisse wies die Vorwürfe „entschieden“ zurück. Die Berichte | |
| beruhten auf Daten, die „unvollständig, ungenau oder aus dem Zusammenhang | |
| gerissen sind, was zu einer tendenziösen Darstellung des | |
| Geschäftsverhaltens“ der Bank führe, hieß es in einer Stellungnahme des | |
| Kreditinstituts. Zudem seien 90 Prozent der betroffenen Konten bereits | |
| geschlossen worden, „davon mehr als 60 Prozent vor 2015“. Die Bank kündigte | |
| eine Untersuchung bezüglich des Datenlecks an. | |
| In der [1][Schweiz gilt eines der strengsten Bankgeheimnisse der Welt]. Die | |
| Weitergabe von Kontoinformationen steht unter Strafe und auch Journalisten | |
| droht Strafverfolgung. Deshalb habe sich kein Medium aus der Schweiz an den | |
| Recherchen beteiligt, schrieb die SZ. Die UN-Sonderberichterstatterin für | |
| Meinungsfreiheit, Irene Khan, habe deshalb eine Untersuchung eingeleitet. | |
| Die SZ hat die Daten gemeinsam mit dem NDR und dem WDR und internationalen | |
| Medien wie Le Monde und der New York Times ausgewertet. Woher die Daten | |
| stammen, ist den Medien nach eigenen Angaben nicht bekannt. Die Quelle habe | |
| als Motivation Kritik am Schweizer Bankgeheimnis genannt: „Der Vorwand, die | |
| finanzielle Privatsphäre zu schützen, ist lediglich ein Feigenblatt, um die | |
| schändliche Rolle der Schweizer Banken als Kollaborateure von | |
| Steuerhinterziehern zu verschleiern“, erklärte sie demnach. | |
| Die Credit Suisse war in der jüngeren Vergangenheit bereits von mehreren | |
| Skandalen betroffen. So wurde sie im März 2021 vom [2][Zusammenbruch des | |
| britisch-australischen Finanzdienstleisters Greensill Capital] getroffen, | |
| in den sie über vier Fonds rund zehn Milliarden Dollar investiert hatte. | |
| Die Pleite des US-Fonds Archegos kostete sie mehr als fünf Milliarden | |
| Dollar. | |
| Und in der Schweiz gehört ein ehemaliger Mitarbeiter der Credit Suisse zu | |
| den Angeklagten in einem großen Korruptionsprozess, bei dem es um | |
| angebliche Geldwäsche und organisierte Kriminalität in Bulgarien geht. Die | |
| Bank hat erklärt, sie werde sich „vor Gericht energisch verteidigen“. | |
| 21 Feb 2022 | |
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