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# taz.de -- Die Wahrheit: Eir geht Iren auf die Eier
> Der oberste irische Telekommunikationsverhinderer bekam jetzt eine
> Auszeichnung für seinen hervorragenden Kundendienst. Kein Witz!
Mein Festnetztelefon funktioniert seit zwei Wochen nicht. Auf der Webseite
von Eir, wie die irische Telekom heißt, gibt es ein Formular, mit dem man
theoretisch Störungen melden kann. Klickt man es aber an, erfährt man, dass
die Seite nicht existiert. Also bleibt nur ein Anruf. Nach 54 Minuten
Wartezeit meldet sich jemand: „Das Formular ist schon seit zwei Jahren
abgeschaltet, wegen Covid.“ Hat man Angst, sich anzustecken, falls es ein
Infizierter elektronisch ausfüllt?
Eir ist das verhassteste Unternehmen Irlands. Jahr für Jahr gewinnt es die
saure Gurke für den miesesten Service. Zwei Drittel aller Beschwerden, die
bei der Aufsichtsbehörde eingehen, betreffen Eir. Das Management der
Telekommunikationsverhinderer musste sich sogar vor einem
Parlamentsausschuss dafür rechtfertigen, dass man die Kundschaft wie
Störenfriede behandelt. Beim Erfinden der Ausreden ist Eir jedoch
exzellent.
Die Geschäftsführerin Carolan Lennon entschuldigte sich zwar vor dem
Ausschuss, gab die Schuld aber der Grafschaft Sligo im Nordwesten der
Insel. Es sei ein Fehler gewesen, das Kundendienstcenter dorthin zu
verlegen, weil niemand in Sligo Erfahrung mit Kundendienst habe. Darum
mussten Menschen aus dem Einzelhandel angelernt werden, aber das sei in
Sligo recht schwierig. Seit Lennons ungeschickter Rechtfertigung trauen
sich Eir-Angestellte nur noch in neutralen Firmenwagen in die Grafschaft.
Jetzt hat das Public Sector Magazine, das vierteljährlich erscheint und an
alle Abteilungen des öffentlichen Diensts verteilt wird, überraschend einen
Preis für hervorragenden Kundendienst ausgerechnet an Eir vergeben. Die
Mitarbeiter waren selbst verblüfft. Leider machte einer den Fehler, die
Nachricht auf Twitter hinauszuposaunen. Prompt hagelte es Spott und Häme.
Zwar hatte Eir in weiser Vorahnung den Antwort-Button entfernt, aber das
nützte der Bande nichts. Die Leute öffneten einfach neue Tweets mit dem
ursprünglichen Eir-Zitat. Hunderte von Menschen schalteten sich in die
Debatte ein, aber kein einziger gratulierte. Ob denn schon der 1. April
sei, war noch die freundlichste Bemerkung.
Ein William Kellett erzählte, dass er den Telefonanschluss seines
Großvaters kündigen wollte, weil der gestorben war. Das Eir-Team war
unerbittlich. Man könne solche Angelegenheiten nur mit dem Anschlussinhaber
besprechen. Kellett antwortete, er werde schnell eine Schaufel holen und
ihn ausbuddeln. Und ein Rory McEvoy bedauerte die Unternehmen, die bei der
Preisverleihung hinter Eir gelandet waren: „Sie müssen sich wie unnütze
Versager vorkommen.“
Gestern war die Eir-Webseite komplett abgeschaltet: „Wir sind bald wieder
da“, hieß es drohend. „Danke für Ihre Geduld.“ Morgen soll ein
Eir-Techniker kommen und mein Festnetz reparieren. Ich werde ein Gläschen
Champagner bereithalten, damit ich mit ihm den Preis des Public Sector
Magazine angemessen feiern kann.
21 Feb 2022
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Kolumne Die Wahrheit
Irland
Telekommunikation
Auszeichnung
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