Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Fackelträgerin der Olympischen Spiele: Aus Xinjiang ins Rampenlicht
> Dinigeer Yilamujiang entzündete das Olympische Feuer. Die Herkunft der
> Uigurin sorgte international für politische Kontroversen. China wird
> Propaganda vorgeworfen.
Bild: „Hart trainieren und Ruhm für unser Land erringen“, sagt Dinigeer Yi…
Peking afp | Jahrelang hat Dinigeer Yilamujiang für ihren Traum trainiert,
eines Tages bei den Olympischen Spielen mit dabei zu sein. Am Freitag dann
war ihr strahlendes Gesicht nicht zu übersehen, als sie gemeinsam mit dem
Nordischen Kombinierer Zhao Jiawen in Pekings [1][Nationalstadion das
Olympische Feuer entzündete]. Ihr Auftritt katapultierte die 20-jährige
Ski-Langläuferin erst ins Rampenlicht und dann mitten hinein in eine
politische Kontroverse. Denn sie ist Uigurin.
Yilamujiang gehört der mehrheitlich muslimischen Minderheit in der
nordwestlichen Region Xinjiang an. Chinas Führung aber steht wegen des
Umgangs mit den Uiguren international in der Kritik; eine Reihe westlicher
Länder wie die USA hatten [2][aus Protest gegen die Unterdrückung der
muslimischen Minderheit] und andere Menschenrechtsverletzungen in China
einen diplomatischen Boykott der Spiele verhängt. Andere Staaten wie
Deutschland schickten keine offiziellen Vertreter nach Peking.
Mit dem prominenten Auftritt einer jungen Uigurin wollte China
offensichtlich die Vorwürfe widerlegen. Nach Yilamujiangs Auftritt teilten
chinesische Diplomaten auf Twitter Videos von ihrer Familie, wie sie die
Zeremonie klatschend und teilweise zu Tränen gerührt auf dem Bildschirm
verfolgen. Bei vielen Kritikern aber kamen die rührenden Bilder schlecht
an. Sie sprachen von einem Propaganda-Schachzug Pekings.
## Internationale Kritik an Umgang mit Uiguren
China hatte seine Kritiker wiederholt ermahnt, die Olympischen Winterspiele
nicht zu „politisieren“. Auf die Frage von Journalisten an das
Internationale Olympische Komitee (IOC), ob Yilamujiangs Teilnahme als
Fackelläuferin noch dem Standard der politischen Neutralität entspreche,
verwies IOC-Sprecher Mark Adams lediglich auf die Prinzipien der
Olympischen Charta. Wie jeder wisse, „diskriminieren wir niemanden aufgrund
seiner Herkunft oder seines Hintergrunds“.
Menschenrechtsaktivisten werfen China vor, mindestens eine Million Uiguren
und andere Muslime in Xinjiang in „Umerziehungslagern“ zur Aufgabe ihrer
Religion, Kultur und Sprache zu zwingen und teilweise auch körperlich zu
misshandeln. Die USA und zuletzt auch Frankreichs Nationalversammlung
sprechen von einem „Genozid“ – China weist das scharf zurück.
## Xilamujiang äußert sich nicht zur Kontroverse
Mit dem Elend vieler Uiguren scheint Yilamujiang kaum in Berührung gekommen
zu sein. Die 20-Jährige stammt aus Altay, einem Bezirk in Xinjiang, der von
den chinesischen Staatsmedien als „Geburtsort des Skisports“ und wachsende
Wintersportdestination angepriesen wird.
Laut „China Sports Daily“ begann sie mit zwölf Jahren unter Anleitung ihres
Vaters – selbst ein früherer Skilangläufer – mit dem Training. Im Jahr 20…
wurde sie in Chinas Ski-Langlaufteam aufgenommen und durfte mit einer
Gruppe weiterer Athleten drei Jahre lang in Norwegen trainieren, wie die
Staatsmedien berichten. Zwei Jahre später gewann sie als erste chinesische
Langläuferin bei einer Veranstaltung des internationalen Skiverbands eine
Medaille.
Bei der WM im vergangenen Jahr landete sie im Rennen über zehn Kilometer
auf dem 41. Rang und im Teamsprint auf Platz 13. Am Samstag dann belegte
sie im Skiathlon-Rennen den 43. Platz.
Zu den Kontroversen über ihre Rolle in Peking äußert sich Xilamujiang
nicht. „Das Einzige, was wir jetzt tun können, ist hart zu trainieren und
Ruhm für unser Land zu erlangen“, sagte sie in einem Video auf dem
Youtube-Kanal der Olympischen Spiele in Peking.
5 Feb 2022
## LINKS
[1] /Eroeffnung-der-Olympischen-Winterspiele/!5832879
[2] /Protest-gegen-Olympia-in-China/!5829803
## TAGS
Olympische Winterspiele 2022
China
Menschenrechte
Uiguren
GNS
Olympische Winterspiele 2022
Olympische Winterspiele 2022
muslimische Uiguren
Olympische Winterspiele 2022
China
## ARTIKEL ZUM THEMA
Uigurische Wintersportregion: Chinesisches Wintermärchen
In China wird die Region Xinjiang als Wintersportparadies vermarktet. Dies
ist auch ein Versuch, von Menschenrechtsverbrechen abzulenken.
Uigurische Fackelträgerin in Peking: Unglaubwürdige Symbolik
Die Uigurin Dinigeer Yilamujiang durfte bei den Winterspielen in Peking das
olympische Feuer entzünden. Diese Instrumentalisierung ist einfach zynisch.
Olympische Spiele in China: Die zerplatzte Illusion
Während der Olympischen Spiele von 2008 wollte die Welt glauben, China
würde sich liberalisieren. Das war ein fataler Irrtum. Eine
Bestandsaufnahme.
Eröffnung der Olympischen Winterspiele: Wer hat schon was gegen Frühling?
Überall Kunstschnee, schöne Bilder von Skipisten aus Xinjiang und viel
Winkewinke: Eindrücke von der Eröffnungsfeier in Peking.
Protest gegen Olympia in China: Beinahe machtlos
Shahnura Kasim protestiert gegen die Unterdrückung der Uigur:innen. Sie
ruft mit anderen zum Boykott der Olympischen Winterspiele auf.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.